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PR2619-Planet der Formatierer

PR2619-Planet der Formatierer

Titel: PR2619-Planet der Formatierer
Autoren: Wim Vandemaan
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Abkürzung eines Begriffes. Du musst mir vertrauen. Ich habe dich durch das Gnauplon geführt. Ich musste dazu einen großen Teil deines Gedächtnisses neutralisieren. Aber ich werde dich erinnern.
    Ihm war, als läge er auf dem Boden eines Wasserbeckens. Violettes Wasser. Zäher als Wasser. Eine violette Infusion. Dennoch konnte er atmen.
    Langsam, ganz langsam trieb er nach oben.
    Das violette Wogen und Leuchten wurde allmählich fahler und erlosch schließlich. Er bemerkte, dass er auf dem Rücken lag. Er wälzte sich auf den Bauch, um sich hochzustemmen. Zunächst stützte er sich auf die Unterarme und Knie, dann auf die Hände und Füße. Er richtete sich auf und sah sich um. Neben ihm standen Dutzende, vielleicht Hunderte junger Terranerinnen und Terraner.
    Sie befanden sich in einem hochgewölbten, blauen Raum. In unregelmäßigen Abständen sprühten Fontänen aus dem Boden, die rasch zu feuchten Nebelschleiern verwehten. Routh spürte, wie die feinen Tröpfchen ihm die Haut benetzten und wie er sie durch die Nase einatmete.
    Die Stimme wiederholte: »Willkommen auf Gadomenäa. Willkommen in Whya und in der Halle Sternenfall.«
     
    *
     
    Nur Geduld. Ich erinnere dich, wiederholte die Stimme, die sich Puc nannte.
    Und das tat sie. Allmählich kam ihm zum Bewusstsein, dass er kein fünf- oder sechsjähriges Kind mehr war. Dass er stattdessen erwachsen war und längst selbst ein Kind hatte und dass dieses Kind – seine Tochter und die Henrike Ybarris – Anicee hieß.
    Ich treffe, wenn du nichts dagegen hast, zunächst eine gewisse Auswahl an Gedächtnisinhalten, die ich dir wieder zugänglich mache, informierte ihn Puc.
    Kurz darauf erinnerte Routh sich an seine Suche nach Anicee in Terrania City, in Hamburg, schließlich im Zoo der Hauptstadt; an seine Entdeckung der Auguren und seine Verzweiflung, als er geglaubt hatte, Anicee für immer verloren zu haben, nachdem sie über das Transitparkett gegangen war; an seinen Befehl, Puc solle ihn aller erwachsenen Erinnerungen berauben und so ein junges, erinnerungsleeres Bewusstsein vortäuschen.
    Nur so hatte er eine Chance gesehen, nicht erneut – und im Namen seines Heils und Vorteils – von den Auguren abgewiesen, sondern als junger Geist für den Schritt über das Transitparkett zugelassen zu werden.
    Das Implantmemo hatte zunächst protestiert, sich dann gefügt. Puc hatte die entsprechenden Gedächtnisinhalte in seiner biopositronischen Datenbank gespeichert und anschließend aus Rouths Erinnerung gelöscht.
    Nun hatte er begonnen, sie aus dem mnemotischen Zwischenlager wieder in sein Gedächtnis zu überführen. »Es bleibt ein schwieriger Prozess«, sagte Puc. Wie aus einem Vorhang von Schwaden und Dunst trat allmählich die gewohnte Figur hervor, mit der das Implantmemo für Routh Gestalt annahm: ein Mann, halb so groß wie Rouths Daumen, in einen Smoking gekleidet und auf einem Barhocker sitzend.
    Puc stützte den Ellenbogen eines Armes auf einen unsichtbaren Tresen und nippte gelegentlich an einem Glas. Für Routh klang Pucs Stimme tief und sonor. Routh konnte sich nicht erinnern, ob ihr immer schon dieses leichte Schwanken wie nach Alkoholgenuss eigen gewesen war.
    Immerhin fühlte sich Routh nun standfester. Die Reste der violetten Aureole waren vollständig verblasst. Routh bemerkte, dass der Boden der Halle aus einem gediegenen, uralten Parkett bestand. Oben im Gewölbe der Halle kreiste eine Galaxis aus ultramarinblau leuchtenden Sternen. Zwischen den terranischen Neuankömmlingen bewegten sich humanoide Gestalten, die ihm erst beim zweiten Hinsehen auffielen.
    Einige dieser Gestalten waren bemerkenswert klein. Routh hatte sie zunächst für Kinder gehalten oder für Puppen. Sie erreichten höchstens eineinhalb Meter, meist weniger, und wirkten auf unbestimmbare Art mädchenhaft. Ihre mal fleischigen, fast pummeligen, mal schmächtigen Leiber waren in mattschwarze, metallische Hosenanzüge gekleidet; graue Stulpenstiefel ragten hoch bis über die Knie. Ihre weißen Gesichter wirkten wie aufgesetzt und muteten starr an, vielleicht war es aber nur die Konzentration, mit der sie ihren Tätigkeiten nachgingen.
    Dabei waren diese Beschäftigungen nicht besonders komplex: Sie verteilten dampfende Tücher und Gläser, in die sie Wasser aus Krügen schenkten. An den Händen, die in ledrig-schwarzen Handschuhen steckten, sah Routh nur zwei Finger und einen Daumen – Krallen, dachte er unwillkürlich.
    Auch Routh erhielt von einem dieser Mädchen ein
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