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PR2605-Die Planetenbrücke

PR2605-Die Planetenbrücke

Titel: PR2605-Die Planetenbrücke
Autoren: Verena Themsen
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nicht einmal mehr, als er auf dem Boden aufschlug.
     
    *
     
    Der Schrei, der Zachary nicht vergönnt worden war, hallte durch die Zentrale der BOMBAY.
    Aiden Cranstoun glitt haltlos vom Sessel, krümmte sich auf dem Boden zusammen und schlang die Arme um den Körper. Doch nichts konnte ihn vor dem Schmerz schützen. Er schrie, bis ihm die Luft ausging, sog neue ein. Strähnen des Haares gerieten in seine Kehle. Er schrie weiter, als könne er damit all das Falsche aus sich hinaustreiben.
    Jemand kniete neben ihm, legte die Arme um ihn, hielt ihn. Eine ruhige Stimme sprach auf ihn ein.
    »Aiden, was ist los? Was ist passiert? Aiden, sprich mit mir ...«
    Aidens Stimmbänder versagten den Dienst, ließen den Schrei in einem hohen Winseln ausklingen, als striche Wind um eine Mauerecke. Schweiß stand auf seiner Stirn, verklebte die blonden Strähnen. Erneut holte er Luft, doch er hatte keine Kraft mehr. Pfeifend stieß er sie wieder aus.
    »Aiden ... Aiden, sag mir, was los ist ...«
    Matt drehte Aiden den Kopf zu der Gestalt, die bei ihm saß. Sie kam ihm bekannt vor, auch wenn er den Blick nicht auf sie fokussieren konnte. Jemand, den er sehr schätzte und respektierte.
    Doch im Moment war das alles bedeutungslos. Alles, was zählte, war die Leere, die schmerzende, plötzliche Leere.
    Die Stille.
    »Es ist so kalt«, wisperte er. »So schrecklich kalt ...«

8.
    Gedankenhort
     
    »Wir haben die meiste Ausrüstung dort gelassen, um schneller zurückzukommen.« Jenke Schousboes Stimme, immer wieder von Störungen überlagert, klang sachlich. Trotzdem hatte Nuruzzaman den Eindruck, dass die Ereignisse sie erschüttert hatten.
    »Und Zachary?«
    »Auch. Wir haben mit den Thermostrahlern das Eis aufgetaut. Auf schwacher Stufe und mit Streuwirkung haben sie ein wenig Energie hergegeben. Es hätte keinen Sinn gehabt, seinen Körper mitzunehmen. Allerdings ...«
    »Was?«
    Einen Moment war es still auf dem Kanal.
    »Die Favadarei fühlen sich mitverantwortlich für Zacharys Tod, weil sie uns nie von den Tarnfähigkeiten und dem metallenen Körperbau der Fentoperaden gewarnt hatten«, sagte sie schließlich. »Darum haben sie angeboten, ihn auf ihre Art zu bestatten. Da, wo sie ihre Toten hinbringen, oder eher, deren Gehirne.«
    »Verstehe. Und du hast zugestimmt?«
    »Ich dachte mir, dass er zugestimmt hätte. Er hat sein Leben fremden Kulturen gewidmet. Kann es da etwas Besseres geben, als am Ende in einer von ihnen aufzugehen?«
    Nuruzzaman rieb über seinen Dreitagebart. »Hat diese Bestattung schon stattgefunden?«
    »Nein. Ich habe ihnen bisher lediglich erlaubt, Zacharys Gehirn zu entnehmen. Wir sind auf dem Weg zur Totenstadt Amgheuc, im Norden von Holpogha. Dort soll er dem ›Kontinuierlichen Sediment‹ zugeführt werden. Aber ich wollte vorher Aidens Zustimmung.«
    Der Oberst sah zu dem leeren Platz, an dem am Morgen noch der blonde Zwillingsbruder gesessen hatte. »Ich kümmere mich darum«, sagte er. »Auch wenn ich nicht sicher bin, ob ich eine Antwort bekomme.«
    »Wie geht es ihm?«
    »Schwer zu sagen. Er spricht mit niemandem. Der Arzt hat ihm Schlaf verordnet und ein Mittel gegeben. Ich erkundige mich, ob er schon wieder wach ist.«
    »Gut. Nach den Tabellen müssten wir noch etwa drei Stunden Empfang haben. Die Favadarei sagen, dass wir nicht zu lange warten dürfen. Wie soll ich also verfahren, wenn ich bis dahin keine Antwort habe?«
    »Auch wenn mir die ganze Sache sehr fremd vorkommt .... ich schätze, du hast recht mit dem, was du gesagt hast. Handle in dem Fall also nach deinem Ermessen.«
    »Verstanden. – Drück Aiden bitte mein Beileid aus. Unser aller Beileid.«
    »Mache ich.«
    Er unterbrach die Verbindung und starrte noch einen Moment auf das Holopanel.
    Täuschte er sich, oder hatte in der Stimme seiner Stellvertreterin mehr als nur Mitleid gelegen?
     
    *
     
    Amgheuc. Die Stadt der Toten.
    Es war ein seltsamer Anblick, der sich Jenke Schousboe bot, als der Dampfkugelläufer der abschüssigen Trasse in das weite Tal folgte. Die Stadt, in die die Favadarei die Gehirne ihrer Toten brachten, ähnelte ihren eigenen Städten kein bisschen.
    Wie zufällig hingeworfen standen mehrere flache, siebeneckige Gebilde über das Tal verteilt, nur lose um einen Mittelpunkt gruppiert. Jedes einzelne war bestimmt hundert bis zweihundert Meter groß, bei nur drei oder vier Metern Höhe. Die Dächer hatten die gleiche fahlgraue Farbe wie die Wände und wölbten sich unregelmäßig auf – vielleicht Hinweise
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