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PR2605-Die Planetenbrücke

PR2605-Die Planetenbrücke

Titel: PR2605-Die Planetenbrücke
Autoren: Verena Themsen
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auf Räume und Mauern im Inneren. Alles wirkte, als wäre es aus einem Guss hergestellt.
    »Wer lebt hier?«, fragte sie Blaspa Antublas.
    »Die Gheucen«, antwortete der Clanälteste. »Sie hüten das Totenhirn und schützen es vor dem Verfall.«
    »Das Totenhirn. Ist das das Kontinuierliche Sediment, von dem du gesprochen hast?«
    »So ist es. Das Sediment ist das, was in die Zukunft weitergegeben wird. Seit Generationen werden die Gehirne der Toten hier eingelagert. Es ist unsere Art, ein wenig Unsterblichkeit zu erlangen, Kontinuität.«
    Jenke nickte. An sich war es nicht seltsamer als mancher andere Totenbrauch, den sie schon erlebt hatte. Jeder versuchte auf seine Art, dem Vergessen vorzubeugen und etwas von sich über den Tod hinaus zu retten.
    »Diese Gheucen – sind sie ein anderes Volk?«
    Blaspa wackelte mit den Greifgeflechten. »Volk würde ich sie nicht nennen. Sie sind mehr wie Tiere, eine Herde, mit dem Gheucen-Hüter als Hirte.«
    »Tiere, die auf die Gehirne eurer Toten aufpassen?«
    »Und sie intakt halten.« Blaspa deutete nach vorne. »Da sind sie.«
    Der Dampfkugelläufer erreichte die ersten Gebäude. Ein erdiger Geruch schlug ihnen von den Häuserwänden entgegen. Zum ersten Mal konnte Jenke nun auch die Wesen sehen, die an diesem Ort lebten.
    Ein mehrere Meter langes und armdickes Exemplar robbte den Weg entlang. Ein weiteres schob sich durch ein Loch aus einem der Häuser. Das vordere Ende des grauen Schlauches bewegte sich tastend in der Luft, als suche das Wesen etwas oder wolle prüfen, ob der Weg frei war, ehe es den Körper zusammenzog und sich weiterbewegte.
    Blaspa Antublas stoppte das Gefährt und ließ mit einem lauten Zischen Druck aus der Dampfmaschine ab. Die Wesen reagierten nicht.
    »Ab hier müssen wir zu Fuß gehen. Es ist sonst zu gefährlich für die Gheucen.«
    Jenke nickte, stieg ab und ging nach hinten zur Transportplattform. Die restlichen Terraner und Favadarei der Expedition kletterten herunter.
    »Und?«, sagte sie zu Apatou Bousset. »Was hältst du von dem hier?«
    Der Xenobiologe zuckte mit den Achseln. »Ich habe es mir von Kidow erklären lassen. Es klingt nach einer Symbiose. Diese Riesenregenwürmer trennen abgestorbene Teile aus dem Totenhirn und fressen sie, ehe die Verwesungsprodukte den Rest schädigen können. Gleichzeitig halten sie mit dem, was sie ausscheiden, das Konglomerat in einem auf zellulärer Basis weiter lebenden Zustand.«
    Jenke runzelte die Stirn. »Was heißt lebend? «
    »Die Zellen existieren weiter. Die Zufuhr an Nährstoffen, die vorher vom Blut gewährleistet wurde, passiert jetzt über die Gheucen. Ob dadurch Erinnerungen oder gar rudimentäre Funktionen erhalten bleiben, kann ich nicht beurteilen. Ich müsste dafür die Gelegenheit bekommen, das Totenhirn zu untersuchen.« Er hob die Bioprothese an seinem linken Arm, deren Finger sämtlich hochempfindliche Messinstrumente waren.
    Jenke schüttelte den Kopf. »Ich denke, das ist nicht nötig. Wir wollen die Favadarei nicht vor den Kopf stoßen. Das hier muss einer der wichtigsten Teile ihrer Kultur sein, und entsprechend viel Respekt sollten wir zeigen.«
    »Das denke ich auch. Außerdem meinte Kidow, es müsse schnell gehen. Ich schätze, man riskiert sonst, einen Verwesungskeim einzulagern.«
    Jenke presste die Lippen zusammen und sah zu Blaspa Antublas. Kurz streifte ihr Blick dabei den Behälter, in dem sie Zacharys Gehirn mitgebracht hatten, sorgfältig in eine weiche Plane eingeschlagen und mit Schnee gekühlt.
    Steckte in diesem Organ, diesem Gewebeklumpen, noch irgendetwas von dem Mann?
    Sie schob den Gedanken beiseite. Marcia hatte den Hirntod festgestellt, ehe sie die Bemühungen um Zacharys Wiederbelebung aufgegeben hatten. Da war nichts mehr, konnte nichts mehr sein.
    Der Clanälteste winkte ihnen zu folgen. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg durch die Stadt, auf ihr Zentrum zu. Immer wieder mussten sie der dichter werdenden Menge grauer oder grau-rosa schimmernder Leiber ausweichen. Obwohl die Gheucen offensichtlich lediglich Tiere mit einem bestenfalls niedrigen Intelligenzgrad waren, begegneten die Favadarei ihnen mit Respekt.
    Einmal glaubte Jenke, einen Favadarei zu sehen, der gerade in einem der Häuser verschwand.
    »Der Gheucen-Hüter«, erklärte Blaspa. »Er wacht über die Gesundheit der Gheucen, sorgt dafür, dass ihre Jungen den Weg zum Sediment finden und die Alten rechtzeitig ausgesondert werden.«
    »Lebt er allein hier?«
    Blaspa neigte den
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