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PR2602-Die Todringer von Orontes

PR2602-Die Todringer von Orontes

Titel: PR2602-Die Todringer von Orontes
Autoren: Michael Marcus Thurner
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sonst. Niemals zuvor hatte er eine derartige Warnung ausgesprochen. Wenn jemand sich zu weit von der Gruppe entfernte, wurde er bestraft. Dafür bedurfte es keiner Worte. So einfach war das.
    Sie kämpften gegen die Massen der anderen Todringer an, die nun ebenfalls ihrer Wege krochen. Das Chaos blieb dennoch überschaubar. Kam der Verkehr in den engen Gängen einmal zum Erliegen, bewegte man sich übereinander oder stieß die Schwächeren einfach beiseite.
    Bald erreichten sie ihren Wohn- und Trainingsbereich. Awkurow wälzte sich mit letzter Kraft ins Innere ihres Domizils. Er war völlig erschöpft.
    »Du da! Zu mir!«, rief Perpelois ihm zu.
    Was war nun wieder los? Er hatte alles unternommen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Wollte ihn der Lehrvater wegen einiger Körperlängen strafen, die er beim Rückweg verloren hatte? Er kroch in demütiger Haltung auf den alten Trainer zu.
    Perpelois musterte ihn mit allen Augen seines Kranzes, glitt einmal um ihn herum, gab ihm einen Klaps gegen das Hintergestell und richtete sich dann vor Awkurow auf. Er sagte: »Du wirst gereinigt und massiert. Dann schläfst du. Vier Einheiten. Kein Sex, keine Dummheiten, keine Unterhaltung. Anschließend meldest du dich wieder bei mir. Wiederhole.«
    »Aber Lehrvater, meine Trainingseinheiten sind doch noch lange nicht zu Ende ...«
    »Du sollst meine Anweisungen wiederholen!«, rief Perpelois so laut, dass es durch die gesamte Höhle hallte.
    »Ja, Lehrvater.« Er drückte das Vorderdrittel, so fest es ging, zu Boden, bevor er die Worte seines Gegenübers nachplapperte.
    »So ist es richtig, mein Kleines.« Perpelois beruhigte sich rasch wieder, so wie immer. »Du musst dich, so gut es geht, von den Strapazen der letzten Tage erholen.«
    Was waren das für seltsame Worte? Der Lehrvater hatte niemals zuvor so etwas wie Mitgefühl gezeigt.
    Awkurow scharrte mit den Krallen des Exoskeletts über den steinernen Boden. »Darf ich eine Frage stellen, Perpelois?«
    »Wir reden nach deiner Ruhephase darüber. Verstanden?«
    »Verstanden.« Der Ton erlaubte keine Widerrede. Awkurow zog sich zurück, den Älteren niemals aus den Augen lassend, hin zu den Hygienebereichen der Wohnhöhle. Hier herrschten tiefere, angenehme Temperaturen. Solche, die sie aufgrund des Energiemangels nicht mehr imstande waren, in allen Aufenthaltsbereichen zu schaffen.
    Die Gelegefreundin Perpelois' erwartete ihn. Schweigend führte sie ihn weiter ins Innere der Anlagen; in Bereiche, die die Schüler nur selten zu sehen bekamen.
    Zwei gezähmte Darjustas erwarteten ihn am Eingang zum Massageraum. Sie beschnüffelten ihn von links und rechts, nahmen ihn in die Mitte und drängten ihn dann in die von Heillaub bedeckte Kuhle.
    Awkurow befahl dem Exoskelett, sich von ihm zu lösen, und ließ sich in den Matsch gleiten. Die dressierten Tiere folgten alsbald nach, kuschelten sich eng an ihn. Er mochte ihre Nähe nicht sonderlich – und dennoch galten sie als ein besonders nützlicher Teil ihrer Gesellschaft.
    Rasch begannen sie ihr Werk. Die Darjustas drückten ihre Schnauzen gegen offene Wunden und Schorf an seinem Leib. Sie lutschten daran, reinigten die Infektionsherde, massierten mit ihren feinfühligen Pratzen die Muskulatur zwischen den Lamellen, heilten ihn, halfen ihm, sich zu erholen.
    Die Anspannung in seinem Körper ließ rasch nach. Awkurow fühlte, wie ihn angenehme Müdigkeit überkam. Nur zu gerne wäre er gleich hier eingeschlafen, umgeben vom wertvollen Duftkraut, in dieser wohligen Kälte ...
    »Raus mit dir!«, riss ihn die Gelegefreundin aus dem Halbschlummer. »Nebenan kannst du dich trocken wälzen. Man wird dir helfen und deinen Körper nach womöglich übersehenen Wunden absuchen.«
    Die Darjustas lösten sich aus dem Schlamm und holten tief Atem. Die Amphibienwesen hatten sich während ihrer so wohltuenden Tätigkeit kein einziges Mal an die Oberfläche begeben, um Luft zu schöpfen.
    Die Gelegefreundin wies ihnen mit Körperbewegungen den Weg. Sie würde sich nun ebenfalls reinigen und abrufbereit auf den nächsten »Kunden« warten.
    »Danke!«, sagte Awkurow verwirrt. Eine derartig großzügige und ausführliche Gesundheitsbehandlung hatte er niemals zuvor erlebt.
    »Verschwinde schon!«, sagte die Frau, deren Reize wohl nur Perpelois erkannte, und scheuchte ihn aus dem Massageraum.
    Als er kurze Zeit später vollends gereinigt war und sein Exoskelett wieder anlegte, fühlte er sich wie neugeboren. Die anmutige Dienerin der Gelegefreundin
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