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PR TB 212 Expedition Der Todgeweihten

PR TB 212 Expedition Der Todgeweihten

Titel: PR TB 212 Expedition Der Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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geben, es konnte kein schwarzes
Wasser geben, es konnte die klagenden Lieder der Versteinerten nicht
geben - aber all dies war Wirklichkeit.
    Nacheinander trafen die einzelnen Mitglieder der Gruppe am Rand
des Wasserbeckens ein, jeder von ihnen am Rand der körperlichen
und geistigen Erschöpfung. In Kamee stieg der Gedanke auf, daß
dies das Fegefeuer sein mußte, aber sie verwarf den Gedanken
sofort wieder. Sie klammerte sich an die Hoffnung, daß es für
all diese Vorgänge eine wissenschaftliche Erklärung geben
mußte.
    Eine Stunde verging, in der nichts geschah. Langsam kamen die
Menschen wieder zu sich, sie scharten sich zusammen, saßen auf
dem Boden und schwiegen. Eine unerklärliche Stimmung hatte sie
befangen.
    Es war Kamee, die das Schweigen brach.
    ,,Gehen wir weiter", sagte sie. Sie stand auf und setzte sich
in Bewegung. Die anderen folgten ohne Zögern.
    Kamee ging am Rand des Schwarzen Sees entlang. Sie wollte dieses
seltsame Gewässer umkreisen, wenn sich das machen ließ.
Sie ahnte, daß es mitten in diesem düsteren See noch etwas
zu entdecken gab - ihr war aufgefallen, daß sämtliche
Versteinerten ihre Gesichter in die gleiche Richtung gewandt hatten,
dorthin, wo Kamee den Mittelpunkt des Schwarzen Sees vermutete. Zu
sehen war von dieser Mitte nichts, das Licht aus der Höhle
reichte nicht so weit. Nur in der unmittelbaren Umgebung der Gruppe
war der gleiche Schein stark genug, den Boden und die weißen
Gestalten der Versteinerten erkennen zu lassen. Je weiter entfernt
ein Gegenstand sich befand, um so schwächer war er zu sehen, und
dreißig Meter vom Ufer entfernt verlor sich der Schein
vollends. Dahinter war nur undurchdringliche Schwärze.
    Es wurde nicht geredet während des Marsches. Die Menschen
bewegten sich schweigend durch die Reihen der Versteinerten, die am
Ufer besonders dicht standen. Noch immer ertönte das klagende
Lied, aber es schien leiser geworden zu sein. Kamee nahm es kaum mehr
wahr. Sie wußte nicht, wie die Zeit verstrich, ob es Minuten
waren oder Stunden, in denen sie gleichmäßig einen Fuß
vor den anderen setzte und immer weiter und weiter ging, stets einen
Meter von der Grenze zwischen dem Boden und der glanzlosen Schwärze
des Wassers entfernt.
    Dann aber sah sie die Brücke.
    Weiß schimmerte sie in Blickrichtung durch das Dunkel. Eine
atemberaubende Konstruktion, wie aus marmorner Spitze gefertigt,
zierlich und doch weitgespannt. Eine lange Rampe führte auf die
eigentliche Brücke hinauf. Kamee zögerte nicht, diese Rampe
zu begehen.
    Die Brücke selbst ragte etwa zehn Meter über das
    Wasser hinaus, aber es war nicht zu sehen, wo sie ihr anderes Ende
hatte. Der eine Fuß stand auf dem Ufer, der andere war nicht zu
sehen, die Brücke verlor sich in der Dunkelheit. Unglaublich
zerbrechlich wirkte die Brücke. Sie bestand nur aus einem dünnen
Boden und einem filigranen Geländer, beides aus reinweißem
Gestein. Kamee sah flüchtig auf die Muster des Geländers,
sie verstand sie nicht. Sie begriff auch nicht, wie es möglich
war, eine Brücke aus so zartem Material zu bauen.
    Glatt wie Porzellan war der Boden, und bei jedem Schritt gab es
einen leisen Ton, gleich dem Klang einer weit entfernten Glocke.
    Kamee ging weiter, hinein in das Dunkel. Das Licht schien ihr auf
geheimnisvolle Weise zu
    folgen - sie konnte stets die nächsten Meter der Brücke
erkennen, auch als sie längst nichts mehr von dem Ufer sehen
konnte.
    Der Glockenton wurde stärker. Die Brücke geriet in
Schwingungen. Mit jedem Schritt, den Kamee machte, wiederholte sich
der Ton, schwoll an und verklang wieder.
    Kamee blieb stehen. Kein Laut war zu hören, obwohl die
anderen weitergingen. Dann setzte sie selbst wieder einen Fuß
auf den Boden der Brücke, und sofort war der Ton wieder da, voll
und fordernd.
    Kamee zuckte mit den Schultern. Sie ging weiter.
    Längst hatte sie die Kontrolle verloren. Sie wußte
nicht mehr, wo sie war. Irgendwo aus der Höhe fiel fahles Licht
auf die Brücke und riß sie für ein paar Meter aus der
Dunkelheit. Was rechts und links davon war, ließ sich nicht
erkennen. Das Ufer war verschwunden, ein neues nicht in Sicht. Es gab
nur die Brücke und die Menschen, die sich in schweigender
Prozession darauf bewegten.
    Dann entdeckte Kamee, daß sich der Boden unter ihren Füßen
leise neigte. Offenbar senkte sich die Brücke zumjenseitigen
Ufer.
    Der Glockenton, der jetzt jeden anderen Laut übertönte,
war von einer fast schmerzhaften Stärke. Er ließ Kamees
Körper bis

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