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PR TB 203 Rote Sonne Uber Rubin

PR TB 203 Rote Sonne Uber Rubin

Titel: PR TB 203 Rote Sonne Uber Rubin
Autoren: Perry Rhodan
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gefühlt. Und dann, als sein Wunsch sich
endlich zu erfüllen schien, hat er dem Tod bereits in die Augen
gesehen.
    Fassungslos stehe ich vor seinem reglosen Körper,
vergegenwärtige mir die Situation, seine letzten Eindrücke
und Empfindungen, als draußen das Schiff niederging und er das
Ende zu spüren begann. Es muß entsetzlich und grausam für
ihn gewesen sein.
    Wieder fange ich an zu weinen, gebe dem Impuls nach, ihn auf die
Stirn zu küssen und über das schüttere Haar zu
streichen. Mein Vater ist tot - wer wird angesichts der Umstände
jemals sagen können, ob er glücklich gestorben ist?
    Es dauerte lange, bis ich mich einigermaßen gefaßt
hatte. Nur schwer überwand ich Schmerz und Trauer. Draußen
war ein brummendes Geräusch entstanden und schließlich
wieder verstummt. Ich wußte, was es zu bedeuten hatte. Die
Menschen, die mit dem Raumschiff gekommen waren, hatten mit der
Untersuchung der Stadt begonnen.
    Ich hörte Schritte, die sich vorsichtig näherten.
Natürlich! Sie hatten meinen Gleiter geortet und hielten es für
sinnvoll, hier mit der Suche zu beginnen. Zwei Männer tauchten
in der Tür auf, große, kräftige Gestalten in leichten
Bordmonturen. Sie hielten es nicht für nötig, Kampfanzüge
zu tragen. Das friedliche Bild, das der Planet bot, hatte sie
entweder beeinflußt oder sogar überzeugt. Immerhin führten
sie Waffen mit sich. Als sie mich sahen, blieben sie abrupt stehen.
Ihre Blicke wanderten durch das Zimmer, über den Leichnam meines
Vaters und hefteten sich auf mich.
    Schweigend sahen wir uns an - eine Bewohnerin des Planeten Rubin
und zwei Raumfahrer des Imperiums. Menschen mit gemeinsamer
Geschichte, hervorgegangen aus gleicher Kultur und, über die
Jahrhunderte betrachtet, denselben Vorfahren.
    Und doch waren wir unendlich weit voneinander entfernt, waren uns
so fremd, wie sich Menschen nur fremd sein können. Ich spürte
es in erschreckender Deutlichkeit. Es war wie eine Barriere, die sich
innerhalb von Sekunden zwischen uns aufgebaut hatte.
    Auch die beiden Männer schienen die geistige Distanz
wahrzunehmen, aber es sprach für sie, daß sie sie zu
überwinden suchten. Eine kosmopsychologische Grundausbildung war
für die Raumfahrer der Flotte von jeher selbstverständlich
gewesen. Einer der Männer trat einen Schritt vor und deutete auf
Heykos Leichnam.
    »Sie kannten ihn?« fragte er leise.
    Seine Stimme war angenehm weich. Er sprach das Interkosmo mit
einem merkwürdigen Dialekt, aber das konnte eine Täuschung
sein. Ebenso gut war es denkbar, daß sich die Sprache der
Rubiner mit den Jahren unmerklich verändert hatte.
    »Er ist mein Vater«, beantwortete ich die Frage.
Abermals drohte mich der Schmerz zu überwältigen, aber es
gelang mir, diese Emotionen zu unterdrücken.
    Der Raumfahrer machte eine unbeholfene Geste. Er konnte nicht
damit gerechnet haben, einem Toten und dessen trauernder Tochter zu
begegnen.
    »Es tut mir leid«, sagte er, und ich spürte, daß
er es ehrlich meinte. »Können wir Ihnen helfen?«
    Ich hob die Schultern und blickte unsicher von einem zum anderem.
    »Er müßte begraben werden. Man kann ihn hier
nicht liegen lassen.«
    Durch den zweiten Mann ging ein Ruck.
    »Kommen Sie. Wir helfen Ihnen.«
    Meine anfängliche Ablehnung gegen die Terraner legte sich
etwas. Ich war ihnen für das Angebot dankbar. Mit keinem Wort
gingen sie auf ihren Auftrag ein, gaben sie ihre Verblüffung zu
erkennen, die sie nach dem Kontakt mit mir inmitten einer toten Stadt
erfüllen mußte. Sie zeigten sich verständnisvoll und
schienen meine Probleme zu den ihren zu machen. Es war mir klar, daß
dies zu einem gehörigen Teil reine Taktik war. Sie wollten mehr
von mir erfahren, wollten wissen, was auf Rubin vorgefallen war, wo
sich die anderen Kolonisten aufhielten, und sie schlugen einen Weg
dabei ein, der Zutrauen und Verständigungsbereitschaft in mir
wecken sollte. Andererseits war ich sicher, daß die spontane
Anteilnahme und Hilfsbereitschaft nicht gespielt waren.
    Mit dem technischen Gerät, das den Raumfahrern zur Verfügung
stand, war es nicht schwer, eine Grube auszuheben. Im Garten vor dem
Haus entstand die letzte Ruhestätte meines Vaters. Aus dem
Mutterschiff besorgten die Männer einen Sarg, in den wir Heykos
Leichnam betteten. Als ich mit Tränen in den Augen am Rand des
Grabes stand, in das die Terraner den Sarg hinabließen und
anschließend mit Erdreich auffüllten, erfüllte mich
Stolz auf diesen Mann. Vater war ein gütiger, liebevoller
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