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PR TB 201 Der Verräter Mutant

PR TB 201 Der Verräter Mutant

Titel: PR TB 201 Der Verräter Mutant
Autoren: Perry Rhodan
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einen Sherry zu
servieren, eine englische Marke, wie er mit leichtem Lächeln
feststellte.
    Der Gast stand auf und trat ans Fenster.
    Instinktiv sah er in die Höhe nach den Sternen. Ab und zu
überkam es ihn, dann mußte er einfach nach den Sternen
sehen.
    „Seltsam“, sagte er leise. „Seit ich weiß,
daß man dorthin fliegen kann, haben die Sterne ihren
geheimnisvollen Reiz für mich beinahe verloren. Fast habe ich
Angst, daß ich sie eines Tages nicht mehr wiederfinde, weil sie
belanglos sind.“
    Vanessa trat langsam, beinahe ängstlich an ihn heran. Was
sollte sie tun? Und warum sie? Warum nicht er...?
    „Das können Sie sagen, Sir. Sie sind ein Unsterblicher.
Sie können sich ausrechnen, in den vielen Jahren der Zukunft all
diese Sterne einmal zu besuchen. Wieviel Sterne kann man von hier aus
sehen?“
    „Je nach Lichtverhältnissen bis zu
viertausenddrei-hundertzweiundsiebzig, so lauten jedenfalls die
Zahlen, die ich kenne.“
    „Ein Jahr reicht nicht, ein Land der Erde kennenzulernen“,
sagte Vanessa. „Wieviel weniger einen ganzen Planeten.“
    Der Gast lachte unterdrückt.
    „Sie haben recht“, sagte er. „Es gibt aber noch
größere Geheimnisse als die Oberflächen von Planeten.
Es gibt beispielsweise den unerforschten Bereich unter der Oberfläche
eines Menschen, und dieser Bereich ist viel verwirrender,
unerforschlicher und rätselhafter als die Oberfläche eines
noch so geheimnisvollen Planeten.“
    Vanessa schluckte.
    Sie griff neben sich nach einem der Tippsensoren der Hi-Fi-Anlage.
Das Bandgerät lief geräuschlos an. Aus den Lautsprechern
kam Musik. Rachmaninows zweites Klavierkonzert in c-Moll, Opus 18.
Vanessa hatte das Stück mit Bedacht gewählt. Sie hatte es
erst ein einziges Mal zuvor gehört, in einem uralten Film mit
Marilyn Monroe. In dem Film hatte die Musik gewirkt...
    „Ich muß daran denken, daß der größte
Teil der Lebewesen, die auf diesen Planeten leben, mit uns verfeindet
ist“, sagte der Gast leise.
    Einen kurzen Augenblick lang sahen sie sich an, der Unsterbliche
und die junge Frau.
    Der Gast hatte die Musik ebenfalls schon früher gehört,
und er hatte sie gleichfalls nicht vergessen. Er vergaß nie
etwas.
    Der Gast fühlte sich befangen, das erkannte selbst Vanessa.
Die Situation hatte etwas Bedrückendes. Keiner der beiden wagte
es, ein Wort zu sagen, etwas Falsches zu tun.
    „Wie wäre es mit einem Spaziergang?“ schlug
Vanessa schließlich vor, um das immer beklemmender werdende
Schweigen zu durchbrechen. Gleichzeitig schaltete sie den Rachmaninow
ab. Die Miene des Gastes entspannte sich.
    „Gern“, sagte der Besucher. „Ich habe einen
schönen großen Park in der Nähe gesehen.“
    Vanessa erwiderte das Lächeln, und seltsamerweise fühlte
sie sich in diesem Augenblick unglaublich erleichtert. Ihre
Vorstellung vom Verlauf des Abends hatte gänzlich anders
ausgesehen, aber irgendwie war sie fast schon glücklich, daß
die Dinge diese Wendung genommen hatten.
    „Ich räume nur das Geschirr weg.“
    Der Gast war im nachviktorianischen England geboten worden, und
von dieser Erziehung war viel hängengeblieben. Höflich half
er, das Geschirr in die kleine Küche zu tragen.
    Nun, da die kritische Klippe umschifft war, bestand zwischen den
beiden wieder das eingespielte Vertrauensverhältnis, das ihre
gemeinsame Arbeit kennzeichnete. Beide waren in ihren jeweiligen
Berufen Spitzenkönner.
    „Fertig?“
    Vanessa legte sich ein selbstgestricktes weites Tuch um die
Schultern. In den Nächten konnte es kühl werden in der
zentralen Gobi.
    Die beiden Personen verließen das Haus und gingen zu Fuß
die wenigen Schritte zum nahen Park.
    Vanessa wußte, daß es zum Teil dem
Verantwortungsbewußtsein ihres Chefs zuzuschreiben war, daß
Terrania City über großzügige Grünanlagen
verfügte. Diese Flächen waren sündhaft teuer, nicht
wegen der Bodenpreise, die in der Hauptstadt des Solaren Imperiums
astronomisch hoch waren. Diese Parks mußten unterhalten werden,
und das kostete in einem ehemaligen Wüstengebiet eine
unglaubliche Summe baren Geldes.
    Vanessa hatte sich ihre kleine Wohnung mit Bedacht in der Nähe
des Parkes gesucht. Sie liebte es, nachts bei offenem Fenster zu
schlafen und das Plätschern der Brunnen zu hören.
    Der Park war um diese Zeit des Tages fast leer. Für Kinder
und Spaziergänger war es ein wenig zu spät, und für
Liebespaare war der Abend noch ein wenig zu jung.
    Feinkörniger Kies knirschte unter den Füßen der
beiden Menschen, die
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