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PR TB 071 Sturm Uber Babylon

PR TB 071 Sturm Uber Babylon

Titel: PR TB 071 Sturm Uber Babylon
Autoren: Perry Rhodan
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zierlich gesetzten Schritte gab es
klirrende und klingelnde Geräusche, als nähere sich von
fern ein Heer. Vor sich, mit ausgestreckten Armen, trug sie einen
großen Pokal aus Gold.
    Hammurabi sagte scharf:
    „Löst die Handfesseln."
    Mit einigen schnellen Handgriffen entflochten die beiden Gardisten
die schwere Kette um Zimrilims Oberkörper. Jetzt drängten
sich scheu und schweigend ungeheure Mengen von Menschen rund um uns
an die Mauern, versperrten die Durchlässe. Sie sprachen kein
einziges Wort. Nur ein langanhaltendes Stöhnen, das unmerklich
immer lauter wurde, ging durch die dichtgestaffelten Reihen. Ich
konnte keine Kinder sehen und nur wenige Frauen.
    Die Kette rasselte in den Sand. Zimrilim war frei und schwankte
ein wenig, aber er fing sich schnell wieder.
    Hammurabi sagte zu der Priesterin:
    „Tue, was deine Arbeit ist!"
    Aus der Kehle der jungen Frau kam ein eigentümlicher Laut. Es
war nur eine Silbe, die stärker und schwächer betont in
einen Singsang überging, dessen Töne eine rituelle
Bedeutung hatten. Sie umtanzte mit gemessenen, genau abgezirkelten
Schritten den Stadtkönig von Mari. Nach einigen Umkreisungen
glitt sie auf ihn zu, preßte sich dicht an ihn, und als seine
Finger zu zucken begannen, wich die Frau wieder zurück. Dieser
Tanz dauerte eine Zeitlang, dann blieb die Frau vor Hammurabi,
Kishurra und mir stehen, drehte uns langsam den Rücken zu und
ging mit winzigen Schritten auf Zimrilim zu. Ich hatte gesehen, daß
aus dem halbvollen Becher nicht ein Tropfen verschüttet worden
war. Nur eine Handbreit Platz trennte jetzt ihren Körper von dem
Zimrilims.
    „Umarme mich", sagte sie leise.
    Zimrilim hob die Arme, die durch die lange Fesselung gefühllos
zu sein
    schienen. Er legte sie um die Schultern der Frau und stand so da,
etwa hundert Herzschläge lang. Dann lösten sie sich wieder
voneinander, Zimrilim ergriff den Becher und trank ihn aus. Er gab
ihn der Priesterin zurück, sah uns nacheinander an und brach
zusammen, wie vom Blitz gefällt.
    „Schafft ihn fort", sagte Hammurabi und sah
nachdenklich der Priesterin nach, die rasselnd, klingelnd und
klirrend in den Palast zurückging. Das Reich Hammurabis war
geeint.
    „Morgen werden wir beginnen, Shar-Atlan, das Gesetz
einzumeißeln", sagte Hammurabi. „Ich werde dich im
Palast bewirten wie einen Bruder."
    Ich nickte schweigend und warf einen letzten Blick in das Gesicht
Zimrilims. Jeder Zweifel, den ich damals beobachtet hatte, war
verschwunden der Herrscher sah aus, als habe er Antwort auf alle
Fragen erhalten und sei darüber sehr zufrieden.
    Im Hof des Palasts, fünfzig Meter von uns entfernt, stand auf
einem hölzernen Podest ein schwarzer Stein, genau zwei Meter und
fünfundzwanzig Zentimeter groß. Auf seiner oberen Hälfte,
dicht unter der Krümmung, war Hammurabi abgebildet, der auf dem
Thron saß. Vor ihm stand ich als Ratgeber die Handwerker hatten
sich an die landesübliche Tracht gehalten, als sie mich
abbildeten; ich war nicht wiederzuerkennen. Darunter war der gesamte
Stein frei. Meißel, Hämmer und Arbeiter standen bereit.
Läufer mit Tontäfelchen verkehrten zwischen dem Saal und
dem Hof.
    Tontafeln lagen hier.
    Sie enthielten Gesetzesentwürfe von Eschnunna, von Ur und
Akkad und von Nippur. Ich hatte meine privaten Aufzeichnungen vor
mir, und die Schreiber des Königs, darunter drei Brüder der
Wölfe, entwarfen zuerst die Gliederung für das Gesetz, das
für das gesamte Reich gelten sollte.
    „Dieses Gesetz ist neu", sagte Hammurabi. Er saß
lässig in seinem Holzsessel und trank.
    Ich begann mich ein wenig zu ärgern; der meiste Text stammte
von mir. Auch die vier verschiedenen Gesichtspunkte, nach denen die
Gesetzgebung aufgebaut war, entstammten meinen Überlegungen.
    Hammurabi fuhr fort:
    „Ein einziges Recht für ein gewaltiges Reich. Ich habe
die Rache des einzelnen abgeschafft, die Blutrache und die
FamilLenfehden. Ich strafe jetzt. Die Rache ist mein."
    Ich lachte kurz und sagte leise:
    „Vergiß nicht, Hammurabi, daß deine Macht so
zerbrechlich ist wie die Zimrilims. Du bist die Spitze des Turmes.
Der Turm ist dein Volk."
    „Ja", sagte er. „Aber in einer anderen Weise als
beim Tempel. Hat man eigentlich herausgefunden, wer den obersten Raum
der Zikkurat angezündet und das Mädchen wieder
zurückgeführt hat?"
    „Nein", sagte Igesha.
    „Ich habe beides getan", sagte ich. „Und ohne daß
du es ahntest, habe ich dein Reich verteidigt. Diese fremden Priester
wollten dein Volk im Zeichen des
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