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PR TB 071 Sturm Uber Babylon

PR TB 071 Sturm Uber Babylon

Titel: PR TB 071 Sturm Uber Babylon
Autoren: Perry Rhodan
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mächtigen Marduk in die
Sklaverei führen."
    Hammurabi ließ seinen Becher fallen und rief:
    „Ist das wahr?"
    „Ja", sagte ich. „Du kannst deinen besten Mann
fragen. Sein Name ist Kishurra."
    Hammurabi winkte ab.
    „Dir glaube ich alles, Shar-Atlan. Du hast die Stadt
gerettet, und das macht dich zu meinem Bruder."
    „Sehr schön", erwiderte ich. „Dann vergiß
nicht die beiden anderen Gesichtspunkte deines unseres guten
Gesetzes. Wir wollen die Schwachen vor den Starken schützen und
nur dann strafen, wenn der Schuldbeweis erbracht ist."
    „Wahr!"
    „Und jetzt", meinte ich, „sollten wir den Meißeln
Arbeit geben. Sprich mit deiner göttlichen Zunge den ersten
Satz. Man wird ihn in Stein meißeln, und dein Name ist für
alle Zeiten verewigt."
    Der Prolog zu dem Gesetz war im hymnischen Stil komponiert.
    Der Mittelteil mit seinen zweihundertachtzig Sätzen
    wurde in der knappen, nüchternen Kanzleisprache des Palastes
abgefaßt. Wir gliederten die juristischen Kapitel in
bürgerliches Recht, in Strafrecht und in Verwaltungsrecht, ohne
aber allzu scharfe Trennungen vorzunehmen. Verleumdung und korrupte
Rechtsprechung fanden ebenso ihre Berücksichtigung wie
Diebstahl, Hehlerei, Raub und Plünderung. Einbruch, Mord,
fahrlässige Tötung und Körperverletzungen wurden nach
dem Wunsch Hammurabis mit Strafen belegt, die man in ihrer
Grausamkeit kaum beschreiben konnte. Hammurabi strafte durch
Erschlagen und Ertränken, durch Verbrennen oder durch
Hinabstürzen von der Zikkurat. Die häufigsten Sühnen
bestanden durch Verstümmelungen. Ich diskutierte und
protestierte ...
    aber das Wort des Herrschers wurde Gesetz.
    Schäden der Felderwirtschaft, Flurschäden durch
Weidevieh, Fällen von Palmbäumen, gesellschaftliche und
juristische Stellung der Händler und Wirte, Darlehensund
Zinsverhältnisse, Sklavenkauf, Behandlung von Sklaven,
Freilassung, Mieten und Tarife, Brautpreise, Eigentum der Ehefrau,
Scheidung und Adoption, Ammenverträge, Erbschaftsregeln,
Stellung zwischen Tempel und Palast... all das fand Aufnahme. Wir
arbeiteten ein Jahr lang an dem Abfassen des Textes, und das
Hineinhämmern der Keilschriftzeichen in die schwarze „Stele
des Hammurabi" war vergleichsweise die geringste Arbeit.
    Ein Duplikat der Texte wurde in feuchten Ton gedrückt,
gebrannt und in die Bibliothek hinübergeschafft.
    Das erste ausführliche Gesetz dieses Erdteils, wenn nicht
dieses Planeten, wurde ausführlicher, als wir beabsichtigt
hatten.
    Während der Arbeit gab es neue Probleme.
    Es war nicht das erste Gesetz dieser Art, wie ich erfuhr, aber die
erste Zusammenfassung, deren Geltungsbereich viele Quadratkilometer
umfaßte. Abschriften wurden gemacht und in die Städte des
Reiches gebracht. Hammurabi sagte:
    „Rechtssprüche gerechter Ordnung sind es, dinat
mischarim!"
    Ich murmelte deutlich:
    „Das ist es, Hammurabi, wenn auch die Strafen des
    Staates mir zu grausam erscheinen. Auge um Auge, Zahn um Zahn das
    könnte ein göttliches Gebot des furchtbaren Marduk
sein."
    Hammurabi stand auf und deutete hinaus vor den Palast, auf die
Häuserwürfel der großen weißen Stadt.
    „Ein unterdrückter Mann, der eine Rechtssache hat, soll
vor meine Statue, die des Königs der gerechten Ordnung,
hingehen, meine geschriebene Stele sich vorlesen lassen und meine
hochzuschätzenden Worte anhören; meine Stele soll ihm seine
Rechtssache aufhellen, so daß er sein Recht sieht. Schreibt
dies!" fuhr er seinen Schreiber an.
    Der Mann bückte sich und versenkte die Spitze des Griffels in
den feuchten Ton.
    Minuten später erklang wieder das Hämmern der Meißeln.
Es dämmerte; jetzt fingen die Ruderer in den Booten, die rechts
und links entlang der Ufer fuhren, mit ihrem schwermütigen
Gesang an. Im Takt der Ruderschläge erhoben sich die Stimmen.
Eine helle, kreischende Stimme sang ein auf und
    ab schwellendes Solo, ein Chor von rauhen Bässen setzte den
Refrain fort. Ich verstand nicht ein Wort. Wir waren acht Menschen
auf dem Boot. Die Stunde des Abschieds war nahe. Ich hatte getan, was
ich konnte. Die Stele des Hammurabi war aufgestellt worden.
    Gü'innana, die neben Kishurra saß, beugte sich vor und
sagte halblaut:
    „Du bist traurig, Shar-Atlan!"
    Ich drehte den Kopf und sah am Profil Daganyas vorbei hinaus in
den dunklen Kupferfluß. Das Lied der Fischer, deren Boote am
Heck große Fackeln trugen, erfüllte den sinkenden Abend.
    „Ja. Ich bin traurig, denn in einigen Tagen werden wir alle
uns nicht mehr sehen. Ich werde von
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