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PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

Titel: PR Odyssee 06 - Die Lebensboten
Autoren: Uwe Anton
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überspülte die Außenwand, zerrte an ihr und schwemmte die äußeren Schichten weg.
    Er ging zu ihnen, blieb vor der Burg stehen. Aber die Kinder sahen ihn nicht an. Sie schauten an ihm vorbei zum Strand.
    Langsam drehte er sich um. Er erblickte seine Mutter, sie hatte Gerth an sich gedrückt, riss ihn hoch und lief mit ihm auf Axx zu. Dann hörte er sie auch: »Axx, komm her! Komm sofort her!«
    Und sein Vater winkte hektisch mit den Armen und rief etwas, doch er war zu weit weg, als dass er ihn verstehen konnte.
    Eigentlich interessierte Axx gar nicht, wieso seine Mutter plötzlich so aufgeregt wirkte und ihn zu sich rief. Erwachsene hatten manchmal solche Anwandlungen. Wenn man so tat, als würde man sie gar nicht hören, verloren sie oft die Geduld und hörten damit auf, ständig etwas von einem zu fordern. Man durfte es damit nur nicht übertreiben, musste wissen, wie weit man gehen durfte, sonst setzte es was.
    Und seine Mutter hatte einen viel längeren Geduldsfaden als sein Vater. Bei seinem Vater konnte er sich das nicht erlauben, aber bei ihr.
    Das Summen, das er gehört hatte, wurde lauter. Nun setzte sich auch sein Vater in Bewegung, lief ebenfalls auf ihn zu, rief ihm dabei unentwegt etwas zu.
    Axx verstand ihn nicht, doch plötzlich wurde ihm klar, dass etwas nicht stimmte. Seine Eltern benahmen sich ganz anders als sonst. Und sie waren nicht böse auf ihn, weil er nicht gehorchte. Weil er sie ignorierte, als wären sie gar nicht vorhanden. Immer, wenn er das tat, wurden sie zornig. Das konnten sie einfach nicht vertragen. Erwachsene mochten es nicht, wenn sie einem etwas sagten, und man hörte nicht darauf.
    Aber das war es jetzt nicht. Sie waren nicht wütend auf ihn, sie waren besorgt. Das spürte er plötzlich ganz genau.
    Und als würde diese Besorgnis, diese Angst, auf ihn übergreifen, schossen ihm plötzlich Tränen in die Augen, und er wollte zu seiner Mutter laufen, doch er konnte sich mit einem Mal nicht mehr bewegen, war wie erstarrt.
    Das Brummen wurde lauter. Es machte ihn neugierig, und er vergaß seine Angst kurz und hob den Kopf. Am Himmel näherte sich ein Gleiter, aber ein anderer als der, der sie zu dem Strand gebracht hatte. Der war viel größer gewesen, und irgendwie plumper, längst nicht so schnittig und wendig.
    Dann sah er die Geschütztürme.
    Mit Gleitern kannte er sich ganz gut aus. Er hatte seinem Vater einmal gesagt, dass er später gern Gleiterbauer werden würde. Er konnte sich vorstellen, dass es Spaß machte, hinter einem heißen Feuer zu stehen und auf glühendes Eisen zu schlagen, bis es sich so verformte, wie man es wollte. Bis ein gerades Stück Metall zu einer geschwungenen Tragfläche wurde, die man dann leuchtend rot lackieren konnte.
    »So funktioniert das nicht«, sagte sein Vater dann immer. »Gleiter werden von Fertigungsstraßen gebaut. Und warum willst du ausgerechnet in den Stand der Kasho? Du hast etwas Besseres verdient, du sollst nicht als einfacher Arbeiter deinen Lebensunterhalt bestreiten. Wenn schon, wirst du Naketh - ein Wissenschaftler, der Gleiter konstruiert, oder ein High-Tech-Experte, der sie in Theorie und Praxis testet.«
    So wichtig war das für ihn nicht. Vielleicht wurde er, wenn er groß war, auch Noy, würde als Krieger gegen die Feinde des Empires kämpfen, zum Strategen aufsteigen und eine Schlacht nach der anderen gewinnen. Oder er ging zu den Parkyn, leitete als Politiker die Geschicke einer Kolonialwelt oder setzte sich als Diplomat für den Frieden in Vaaligo ein. Eigentlich wollte er jeden Tag etwas anderes werden. Das, was ihm gerade Spaß machte.
    Nur Kampfgleiter hatten Geschütztürme!
    Aber was hatten Kampfgleiter hier auf Sartaire zu suchen, einer Welt, zu der wohlhabende Nodronen flogen, um Urlaub zu machen?
    Sein Vater lief noch immer auf ihn zu, und nun verstand er, was er rief. »Rebellen!« brüllte er. »Rebellen! Bringt euch in Sicherheit! Rebellen greifen an!«
    Rebellen, dachte Axx. Dieses Wort hatte er schon einmal gehört. Es war schon eine Weile her, damals, als seine Eltern besprachen, wo sie den Urlaub verbringen wollten. Ihn und Gerth hatten sie natürlich nicht gefragt, aber das war schon in Ordnung so. Sie wussten, wie heiß und innig er und sein Bruder das Meer liebten, und hatten sich wohl deshalb für Sartaire entschieden.
    »Ist das nicht zu gefährlich?« hatte seine Mutter gefragt. »Auf Sartaire soll es doch Rebellen geben.«
    Genau, in diesem Gespräch war das Wort gefallen.
    »Unsinn«, hatte
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