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PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

Titel: PR Odyssee 06 - Die Lebensboten
Autoren: Uwe Anton
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Cokroide vorkam. Der Clansführer wandte sich wieder den Hologrammen zu, doch die Erhabenheit des Augenblicks hatte sich verflüchtigt. Wie zuvor die Ordonanz ihn angeschaut hatte, ohne ihn wirklich zu sehen, betrachtete er nun das unfassbare Wunder, das die Gesamtheit aller Hologramme nur unzugänglich wiedergeben konnte, ohne zu begreifen, was hier und jetzt wirklich geschah.
    Er versuchte dagegen anzukämpfen, aber es gelang ihm nicht, nicht einmal in diesem Moment. Wie schon so oft zuvor glitten seine Gedanken zurück zu der letzten Stunde, Minute, in der er wirklich glücklich gewesen war. Die Holos verblichen, und er sah wieder den Sandstrand, den blauen Himmel, das Meer.
    Rebellen, dachte er. Rebellen.
    Und erinnerte sich.
    Als Axx das Meer sah, gab es kein Halten mehr für ihn. Blau wogte es vor ihm, viel blauer, kräftiger als der Himmel, ganz vorn war es kristallklar, weiter hinten wurde es immer undurchsichtiger, bis es dann irgendwann nur noch ein schmaler, dunklerer Strich war, der in den Himmel überging.
    Er sah das Wasser, er spürte den warmen Sand unter seinen nackten Füßen, und es war um ihn geschehen. Die Körner rieben sich weich an seiner empfindlichen Haut, doch sie kitzelten ihn eher, als dass sie ihm wehtaten, und er genoss das Gefühl.
    Er fühlte sich frei.
    Er wusste, er hatte versprochen, seinen Eltern und seinem Bruder beim Aufbau des Zeltes zu helfen, das sie am Tag vor der Sonne schützen sollte, und dann in dem Hain, der hinter dem Strand lag, Holz für das Lagerfeuer zu sammeln, das sie in der Nacht wärmen sollte, aber es war um ihn geschehen.
    Seine Eltern standen dicht hinter ihm, doch er vernahm wie aus weiter Ferne die Stimme seiner Mutter. »Axx!« Und die seines Vaters fiel sofort ein: »Wage es ja nicht!« Er wusste auch, sie würden ihn bestrafen, aber das war ihm in diesem Augenblick gleichgültig. Er ließ die beiden Taschen, die er trug, einfach fallen und rannte los. Im Laufen riss er sich die Kleidung vom Leib, das dünne Hemd und die kurze Hose. Es störte ihn nicht, dass er nackt war. Er verstand sowieso nicht, wieso die Erwachsenen immer so ein Getue darum machten. Auch wenn es ihm in letzter Zeit etwas seltsam vorkam, dass ein paar Mädchen kicherten, wenn er unbekleidet am Strand oder sonst wo spielte.
    Aber das waren eben nur Mädchen.
    »Aaaxxx!« hörte er erneut die Stimme seines Vaters. Er schaute über die Schulter zurück und sah, dass er ihm kurz nachgesetzt hatte, dann aber bei den Kleidungsstücken stehen geblieben war. Jetzt bückte er sich und hob sie auf. Einen Moment lang hatten sie Blickkontakt, und Axx schwante, was ihm blühte, wenn er irgendwann zu seiner Familie zurückkehren würde.
    Irgendwann.
    Er lief vorbei an den Feuern, die die anderen Besucher des Strandes neben ihren Zelten und Sandburgen, Sichtverzerrern und Flimmerfeldern errichtet hatten. Normalerweise faszinierten ihn Lager- und Freudenfeuer, und er konnte nicht an ihnen vorbeigehen, ohne zu verharren und sie lange zu betrachten, in die Flammen zu starren, ihrem Prasseln zu lauschen und sich zu wärmen. Er sah dann Bilder in dem roten und gelben Flackern, die sich immer wieder veränderten, eine Rakete aus Feuer, die auf leuchtenden Strahlen in einen feurigen Himmel ritt und dort zu einem riesigen Drachen wurde, der Feuer spie und eine Burg aus brennenden Wolken einäscherte.
    Seine Eltern stritten sich oft über die Feuer, die sie errichteten. Echt muss es sein, so viel war klar, künstliche Flammen kamen nicht in Frage. »Männer fackeln einfach nur ab«, schimpfte seine Mutter immer, wenn sein Vater ein Lagerfeuer vorbereitete. Axx verstand die ganze Aufregung nicht. Wenn sie ein Feuer entfachte, warf sie immer mehrlagige Ballen hinein, die dann mit jeder verbrennenden Schicht neue Duftstoffe freigaben. Ihre Feuer rochen zwar angenehm, aber der Geruch war Axx nicht wichtig. Und die Feuer, die sein Vater abfackelte, brannten einfach viel länger und schöner, und nur darauf kam es an.
    Aber jedes Feuer trat bei ihm in den Hintergrund, wenn Wasser im Spiel war. Teiche und Seen zogen ihn wie magisch an, und das endlose Meer vor ihm. Auch in ihm sah er Bilder, aber viel schönere, viel interessantere. Er stellte sich vor, wie die Wellen der Brandung sich in bunte, schillernde Fische verwandelten, die ihn umschwärmten und mit ihm spielten, oder auch in große, gefährliche Fische mit rauer Haut und langen, scharfen Zähnen, mit denen er um die Wette schwimmen musste, damit sie ihn
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