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PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

Titel: PR Odyssee 06 - Die Lebensboten
Autoren: Uwe Anton
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nicht fraßen. Natürlich gewann er jedes Wettschwimmen. Er war nämlich klug.
    Er entfernte sich nie so weit vom Ufer, dass sie ihn einholen konnten. Und er blieb wachsam, war stets auf der Hut. Er hielt immer Ausschau nach großen, gefährlichen Fischen, die ihn fressen wollten.
    Mit dem Meer war es so ähnlich wie mit Lagerfeuern. Beide faszinierten ihn, aber das Meer machte einfach mehr Spaß. Und er war nicht so oft am Wasser, während er Lagerfeuer praktisch jeden Tag sah.
    Er vergaß den drohenden Blick des Vaters und lief weiter, der flachen Brandung entgegen. Vielleicht würde das Donnerwetter doch nicht ganz so schrecklich ausfallen, wenn er ihm erklärte, dass er einfach als Erster am Wasser sein musste, damit sein Bruder ihn nicht mit Schlammkugeln bewerfen konnte. Immer wieder hatte er ihn gebeten, das nicht zu tun, aber Gerth hörte einfach nicht darauf, tat es immer wieder, lachte ihn dabei aus und stritt dann alles ab, wenn ihre Eltern ihn dann irgendwann zur Rede stellten.
    Manchmal hasste er seinen Bruder.
    Und Gerth hatte den Kniff raus! Er nahm den Schlamm nicht aus dem Meer, der ließ sich nämlich nicht so gut formen. Dort, wo die Wellen über den Strand spülten, aber wieder zurückflossen, war der Schlamm am besten geeignet. Er war fester, ließ sich zu kleinen Kugeln formen, die richtig wehtaten, wenn sie, mit voller Wucht geworfen, die nackte Haut trafen.
    Das war doch ein Argument, oder? Auch wenn seine Eltern es einfach nicht verstehen wollten. Wenn er sich über seinen Bruder beklagte, schimpften sie ihn immer aus. Wenn er sagte: »Das ist unfair, die Kugeln, die wo er auf mich wirft, tun einfach weh!« sagten sie immer: »Es heißt nicht die wo. Es heißt >Die Kugeln, die er wirft.< Warum sagst du nur immer >die, wo    Als ob das >die, wo< wichtig wäre. Wichtig war nur, dass sein
    Bruder ihn mit Schlammkugeln bewarf, obwohl er das eigentlich nicht tun sollte. Manchmal verstanden die Erwachsenen ihn nicht, und seine Eltern erst recht nicht.
    Er jauchzte auf, als er das kalte Wasser an seinen Beinen spürte. Auch darum machten die Erwachsenen immer so ein Theater. Sie zierten sich immer so, in die Fluten zu laufen, anstatt einfach hineinzuspringen. So kalt war es nun wirklich nicht.
    Ihn störte die Kälte jedenfalls nicht.
    Sein Käscher! Das war dumm von ihm gewesen. Er hatte vergessen, seinen Käscher mitzunehmen. Hier gab es so viele Fische, die man fangen konnte, und Muscheln und Krebse. Aber Krebse waren eklig. Einmal hatte ein kleiner Krebs ihn in den Zeh gebissen, und er hatte den Fuß geschüttelt, aber der Krebs war einfach nicht abgefallen, und er war weinend an Land gelaufen, er hatte gebrüllt wie am Spieß, und sein großer Bruder war um ihn herum getanzt und hatte sich wieder lustig über ihn gemacht, obwohl er selbst fürchterliche Angst vor Krebsen hatte, und sein Vater hatte ihn ausgeschimpft. »Ein Nodrone hat doch keine Angst vor Krebsen!« und er hatte fürchterlich geschrien, und sein Vater hatte ihn geschlagen, weil er nicht aufhörte zu schreien, und.
    Axx fragte sich, ob es wirklich so eine gute Idee gewesen war, das Gepäck einfach hinzuwerfen und den Ruf zur Ordnung zu ignorieren. Er wunderte sich, wieso sein Vater ihm nicht nachgesetzt hatte. Als er noch einmal zurückschaute, sah er, dass sein Vater wie erstarrt dort stand, den Kopf in den Nacken gelegt hatte und angestrengt in den Himmel über dem Hain hinter dem breiten Strand schaute.
    Dann spürte er das Wasser an den Knien und verlor jegliche Angst vor Strafe, er dachte nicht mehr daran, welche Folgen sein Handeln haben konnte. Er jauchzte auf und warf sich in die Fluten, spürte die Nässe und die Kälte, das Prickeln des Wassers auf seiner Haut.
    Die Zeit verlor für ihn jede Bedeutung. Er planschte und spritzte mit Wasser, hielt inne, als er einen kleinen Fisch sah, der mit schlängelnden Bewegungen vor ihm floh, und blickte dann auf und sah zu den anderen Kindern hinüber, die wenige Meter von ihm entfernt spielten. Er kannte keines davon, wie konnte er das auch, schließlich war es sein erster Tag am Strand.
    Er schaute kurz hoch, als er in der Ferne ein tiefes Brummen hörte, doch als er nichts sah, wandte er sich einem Jungen und drei Mädchen zu, die eine Burg bauten. Sie machten es nicht richtig. Sie hatten keinen Graben gezogen, durch den das Wasser ablaufen konnte, und es
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