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PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

Titel: PR Odyssee 06 - Die Lebensboten
Autoren: Uwe Anton
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Offensivbewaffnung, für Kampfzwecke waren sie unbrauchbar, aber mit den Schirmen ließ sich vielleicht noch das Schlimmste verhindern...
    Ein Ruck ging durch den Ring, Cokroide hatte den Eindruck, der Kommandant hätte die Korrekturtriebwerke aktiviert, um das riesige Schiff aus dem Gefahrenbereich zu bringen. Ein sinnloses Unterfangen, er würde den Weltraumriesen niemals ausreichend beschleunigen können.
    Die Trümmer stücke der Linsen durchbrachen das auf gespannte Transport-Energiefeld des Rings, als wäre es nicht vorhanden. Die Hälfte einer Linse streifte einen Projektor für das Energiefeld und riss die Kralle aus ihrer Verankerung. Der Ring erzitterte heftig, im nächsten Augenblick schlugen die restlichen Trümmerteile in die Innenwand des Montagerings und bohrten sich tief ins Innere des Weltraumriesen.
    Ein Trümmer stück musste ein Energiespeicher aggregat getroffen haben, wie in Zeitlupe schien sich der Montagering von innen nach außen aufzublähen. Cokroide glaubte, einen Riss in der Hülle zu sehen, der sich rasend schnell ausweitete. Dann leckten schon Flammenzungen über die schroffen Metallzacken, schlugen ins All hinaus und loderten unter dem nachschießenden Sauerstoff hell auf, bevor sie vom Vakuum wieder erstickt wurden.
    Der Clansführer wusste, was nun geschehen würde. Die Explosionen setzten sich, wenn auch für ihn nicht sichtbar, im Inneren des Montagerings fort. Schneller als erwartet griffen sie auf die Reaktoren und Kraftwerke auf NUGAS-Basis über. Cokroide schloss instinktiv die Augen, als der Ring selbst explodierte, obwohl die Varsoniken Filter vor das Holo schoben, um die Lichtentfaltung einzudämmen und zu verhindern, dass Betrachter sich Schäden zuzogen oder gar dauerhaft geblendet wurden.
    Als er die Augen wieder öffnete, sah er eine neue Sonne am Himmel. Am Rand der Korona machte er einen winzigen Punkt aus, den er in einer Vergrößerung als Rochenschiff erkannte.
    Die Riana hatten es also geschafft, sie waren dem Inferno entkommen, vielleicht wegen ihrer überlegenen Energieschirme, vielleicht, weil sie rechtzeitig reagiert oder die Katastrophe noch vor ihrem eigentlichen Beginn bemerkt hatten.
    Der Montagering war mitsamt der Linsen zerstört worden. Cokroide warf einen Blick auf das Datenholo. 220 Karmuuch genügten als Minimalbesatzung, um den Ring funktionsfähig zu halten. Aber dieser hier war maximal besetzt gewesen. 4.500 Karmuuch hatten soeben ihr Leben verloren.
    Der Clansführer zuckte mit den Achseln. Im Gebiet des Schwarms operierten zurzeit 134.000 Karmuuchische Montageringe. Der Verlust ließ sich verschmerzen.
    Wichtiger war für ihn die Frage, wie es zu diesem Zwischenfall hatte kommen können.
    Ein Unglück? Karmuuchisches Versagen? Oder.
    Er verzog das Gesicht und winkte die Ordonanz heran. Das Gesicht des Mannes war bleich, er bewegte sich ruckartig, abgehackt. Cokroide hatte den Eindruck, dass die Augen der Ordonanz ihn zwar sahen, aber eigentlich gar nicht wahrnahmen.
    »Ich möchte, dass der Vorfall untersucht wird«, sagte er. »Vor Ort, aber auch rückwirkend. Ich will wissen, wo dieser Montagering sich im letzten Jahr befunden, welche Welten er angeflogen, wer ihn betreten hat. Ich will Namen! Durchleuchtet die Besatzung! Wer von ihr hat Kontakt zu Nodronen gehabt? Und ich will Ergebnisse, und zwar schnell!« Um seine Worte zu unterstreichen, legte er die Hand auf den Griff der Peitsche an seinem Gürtel.
    Die Ordonanz riss die Augen auf. »Wonach soll ich gezielt
    suchen?«
    Nach Rebellen, wollte Cokroide schon antworten, nach dem Stachel im Fleisch des Empires, nach unserer Nemesis! Nach Rebellen, denen es irgendwie gelungen ist, sich auf diesem Montagering einzuschleichen und ihn so zu sabotieren, dass er genau in diesem Augenblick zerstört wird und beinahe ein Rochenschiff der Riana mit sich in den Untergang gerissen hätte!
    Doch dann überlegte er es sich anders und bedachte den Mann mit einem kalten Blick. »Wenn du das nicht weißt, war deine Ernennung wohl ein Fehler.« Er sah die Explosion des Montagerings ausgerechnet in diesem Augenblick als persönliche Beleidigung, wenn nicht sogar Niederlage an. Eine kleine, unbedeutende Niederlage zwar, aber nichtsdestotrotz musste sie Konsequenzen haben. Sein Triumph durfte nicht befleckt werden, nicht einmal durch den Verlust eines von 134.000 Karmuuchischen Montageringen.
    Eine Handbewegung, und die Ordonanz wirbelte geradezu herum und entfernte sich, suchte fluchtartig das Weite, wie es
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