Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR NEO 0051 – Lotsen der Sterne

PR NEO 0051 – Lotsen der Sterne

Titel: PR NEO 0051 – Lotsen der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry Haynaly
Vom Netzwerk:
Zerft musste mit dem Angriff gerechnet haben. Der Druck auf seinen Hals verstärkte sich wieder – und plötzlich spürte Crest auch einen harten Griff an seinem Unterarm.
    Zentimeter um Zentimeter musste er der rohen Gewalt des Unithers nachgeben, bis schließlich sein Arm auf den Rücken gedreht wurde. Crest konnte nicht anders: Der einzige Weg war, aus der Hocke aufzustehen, bis er aufrecht zwischen den beiden Unithern stand. »Lassen Sie mich los!«, krächzte er.
    Zweckoptimismus?, heuchelte der Extrasinn. Das wird er niemals tun.
    Wie vom Extrasinn vorausgesagt, reagierte Zerft nicht auf die Forderung, sondern drängte Crest zu dem Sessel. Dort verdrehte er ihm den Arm so, dass Crest sich vor Schmerz hinsetzen musste. Zerft ließ seine Hand und auch den Hals los. Crest nutzte die unerwartete Freiheit und drückte sich von der Sitzfläche hoch.
    Es klickte – dann noch einmal. Der eigene Schwung presste ihn gegen die Notfallgurte, die der hinterhältige Unither ausgelöst haben musste. Der Druck presste ihm die Luft aus den Lungen, ein Röcheln verließ seine Kehle. Wie ein nasser Sack plumpste er zurück in den Sessel. Immerhin enthielt sich wenigstens der Extrasinn eines Kommentars.
    Erst jetzt kam Golath näher. Mit einem Ruck riss er den Sessel mit Crest herum, beugte sich nach vorn und stützte die Arme auf den Sessellehnen ab.
    »Ich finde, wir sollten unser letztes Gespräch fortsetzen«, sagte Golath. »Es sind noch einige Fragen offen.«
    »Ich habe Ihnen schon alles gesagt!«
    Der Rüssel des Unithers schien sich selbstständig zu machen. Er bewegte sich vor Crest auf und ab, bis er direkt vor seiner Nase verharrte. Heißer Atem, der nach fauligem Gemüse stank, strich ihm über das Gesicht.
    »Das glaube ich dir nicht«, sagte Golath, begleitet von einem weiteren Schwall der übel riechenden Luft.
    »Aber Sie ... Sie müssen mir glauben!«
    »Gar nichts muss ich.« Golath tippte mit den Tastfingern am Ende des Rüssels gegen Crests Hals und berührte die Kette mit dem Zellaktivator. Nur noch wenige Zentimeter, und Golaths Rüsselspitze würde das Ei berühren.
    In Gedanken zählte Crest die Sekunden. Dabei blickte er dem Unither fest in die Augen, die sich keine Handbreit vor seinen befanden und ihn an überdimensionale Puppenaugen erinnerten. Auf einmal weiteten sie sich noch mehr als schon zuvor. Sie bekamen einen seltsam feuchten Glanz.
    Crest sah an sich hinunter. Golath hatte den Aktivator mit seinem Rüssel umfasst und wiegte ihn an der Platinkette leicht hin und her. Crest hielt den Atem an.
    Mit einer schnellen Handbewegung zerriss der Unither die Kette und packte das Ei. »Da ... da ist etwas.« Seine Finger fuhren die Krümmung des Eis entlang. »Ich spüre es. Das ist nicht nur ein Schmuckstück, wie du behauptest, Arkonide.«
    »Woran merkst du das?« Der Unither namens Liszog stellte sich neben Golath und musterte das Ei.
    »Es pulsiert und fühlt sich an, als ob es Energie abgeben würde«, antwortete Golath.
    Der Unither hat etwas gemerkt, sagte der Extrasinn lautlos in Crests Kopf. Es verheißt nichts Gutes, wenn er die Wirkung des Aktivators spürt.
    Das sehe ich genauso, antwortete Crest in Gedanken.
    Dann tu etwas!, kam die Stimme des Extrasinns.
    Klar, ich schlage sie nieder. Oder hast du einen besseren Vorschlag?
    Der Extrasinn schwieg.
    »Geben Sie es wieder her!«, bat Crest. »Es ist nichts weiter als ein Schmuckstück.«
    »Später vielleicht«, antwortete der Unither mit einem träumerischen Blick.
    »Lass mich auch mal sehen!« Liszog streckte demonstrativ die offene Handfläche aus.
    Golath zuckte mit dem Aktivator in der Hand zurück. Nur zögernd reichte er ihn Liszog. »Und? Und? Spürst du etwas?«, fragte er.
    Liszog jonglierte das Ei so zwischen seinen Händen, dass Crest allein beim Zusehen schlecht wurde. Liszog fing das Ei mit einer Hand und strich mit der anderen darüber. »Nö«, sagte er gedehnt. »Hey, Zerft, fang!«
    Oh-oh! Selbst für den sonst so nüchternen Extrasinn war das zu viel.
    Zerft musste dem Aktivator nachhechten, so ungenau hatte Liszog gezielt. »Ich spüre nichts außer kaltem Metall«, stellte er fest, nachdem er wieder hinter Crests Sessel aufgetaucht war. »Schön ist es auch nicht, aber es wird mir sowieso ewig ein Rätsel bleiben, was Arkoniden für schön befinden. Du kannst es wiederhaben.« Erneut flog der Aktivator durch die Luft.
    »Ich behalte das mal«, sagte Golath und steckte den Aktivator achtlos in eine Tasche seiner Montur.

Weitere Kostenlose Bücher