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PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

Titel: PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise
Autoren: Christian Montillon
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auch einfach so gelingt, nachts in meine Wohnung einzudringen.«
    »X-beliebig?«, fragte sie entrüstet.
    Super, dachte er. Das war charmant. Eine Meisterleistung. Andererseits, in etwa genauso charmant wie Iga. Vielleicht passten sie deshalb so gut zusammen. Weil sie beide sich, jeder auf seine Art, nicht um Konventionen scherten. »Warum bist du gegangen damals?«
    »Weil ...« Sie zögerte und sah nicht so aus, als käme es ihr ungelegen, dass sein Pod ausgerechnet jetzt ein schrilles Signal von sich gab. Es lag auf dem Nachttischchen. Iga streckte den Arm aus, lachte. »Du zuerst«, sagte sie, ging ihm nach und setzte sich ungeniert auf sein Bett. Die Foreign's streifte sie ab und murmelte: »Die Dinger bringen mich noch um.« Einer der Schuhe blieb auf der Seite liegen. Die Sohle hatte ein Loch.
    Allan schaute auf das Pod. Auf der Anzeige stand eine Nachricht: Dr. Frank M. Haggard hatte soeben versucht, ihn zu erreichen; er war einer der wenigen, die direkt zu Mercant durchrufen durften. Seit der Medizin-Nobelpreisträger dem Arkoniden Crest da Zoltral das Leben gerettet hatte, gehörte er dazu, auch ohne dass er ein spezielles Amt bekleidete. Was wollte er mitten in der Nacht?
    Haggard hielt sich nach dem Rugby-Match gegen die Naats zwar zurzeit in Edinburgh auf, aber er würde ja wohl klug genug sein, vor einem Anruf die Zeitverschiebung zu Terrania mit einzuberechnen. Das Match war ein globales Ereignis gewesen; Mercant hatte es selbst verfolgt, ehe ihm vor Erschöpfung immer wieder die Augen zugefallen waren und er sich ins Bett gequält hatte, um wieder mal nicht gut schlafen zu können ...
    Er überlegte noch, ob er zurückrufen sollte, als das Pod erneut klingelte. Er tippte auf das nun eingeblendete Porträtfoto des Arztes, direkt unter dem dunkelblonden Haaransatz, und sagte gleichzeitig: »Lautsprecher.« Sollte Iga ruhig hören, was der andere zu sagen hatte.
    »Allan, entschuldigen Sie die Störung.« Es klang gehetzt, als säße Dr. Haggard buchstäblich die Zeit oder weitaus Schlimmeres im Nacken.
    »Geschenkt.«
    »Ich brauche Ihre Hilfe. Sofort!«
    »Worum geht es?«
    »Um die Mutanten! Eine Katastrophe bahnt sich an. Nein, sie hat längst begonnen. Das Lakeside-Institut muss ...«
    »Was ist passiert?«, unterbrach Allan D. Mercant barsch. Eine Menge Gedanken schossen ihm durch den Kopf. War es Zufall, dass Iga ausgerechnet in dieser Nacht zu ihm gekommen war? Oder hing sie in dieser Geschichte – was immer es auch für eine Geschichte sein mochte – mit drin?
    »Ich erkläre Ihnen alles. Bald. Zuerst muss ich Sie bitten, mir zu vertrauen. Wir dürfen keine Zeit verlieren! Stellen Sie die Mutanten unter Quarantäne. Sofort! Es geschieht zu ihrer und unserer Sicherheit.«
    »Quarantäne?«, wiederholte Mercant ungläubig. »Wissen Sie, was Sie da von mir verlangen?«
    Haggard schwieg kurz. »Ja«, behauptete er dann.
    »Das bezweifle ich allerdings.« Denn Allan wusste es sehr wohl. Er hatte genau diese Szenerie nicht nur gedanklich, sondern auch im exakten Ausarbeiten einiger Notfallpläne bereits Dutzende Male durchgespielt. Die Mutanten stellten eine gewaltige Macht dar; und Macht, das hatte Mercant in seinem Leben als Geheimdienstler bitter gelernt, musste notfalls unter Kontrolle gebracht werden können. Dabei spielte es keine Rolle, ob diese Macht in den Händen von Freunden lag oder nicht. Und alle Planspiele zeigten eins: Die Mutanten würden sich nicht so einfach isolieren lassen.
    »Vertrauen Sie mir!«, bat der Arzt mit beschwörender Stimme. »Lakeside muss unter Quarantäne, und ich weiß, dass Sie klug genug sind, schon längst eine Möglichkeit dafür geschaffen zu haben. Verstehen Sie, Allan, es muss etwas geschehen ... sofort!«
    Offenbar war Dr. Haggard ein ebenso schlauer Mann, der um die Bedeutung guter Vorbereitung für den Notfall wusste. Kein Wunder. Mercant schloss die Augen. »Gut«, sagte er.
    Die Entscheidung war gefallen, und die Katastrophe nahm ihren Anfang.

Die dritte Stimme:
    Dunkle Orchidee
     
    Irgendwann, während des Infernos:
    Ich wollte nicht an diesen Ort kommen, aber mir blieb keine Wahl. Zumindest wollte ich es nicht von meinem Verstand her, doch irgendetwas in mir zog und zerrte mich in diese Richtung, schon bevor die beiden Fremden gekommen sind. Manchmal empfand ich es wie eine unbestimmbare Sehnsucht, dann als einen fast unwiderstehlichen Zwang.
    Und nun schaue ich auf den Tod in diesem fernen Land; mehr noch, ich säe ihn selbst. Im Kopf der Frau
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