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PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

Titel: PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise
Autoren: Christian Montillon
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Bewusstsein. Mercant hatte zwei Injektionsdüsen mit Betäubungsmittel dabei – eine für Anne Sloane, damit sie nicht erwachte, eine für den Jungen.
    Wie hieß er bloß?
    Mercant konnte sich nicht konzentrieren. Solche Wut kannte er gar nicht, es musste im Zusammenspiel mit dieser verdammten Erschöpfung ...
    Iga tauchte vor ihm auf, ihr Anblick riss ihn aus den Gedanken. Er stoppte den Schweber, hielt ihn in einer abflugbereiten Position wenige Zentimeter über dem Boden und stieg aus.
    Anne Sloane lag noch immer am Boden, genau wie Iga es angekündigt hatte. Offenbar hatte Ras Tschubai, der danach geflohen war, sie ohnmächtig geschlagen. Das Kind stand neben Iga und hielt den Blick gesenkt. Sein Oberschenkel war verbunden.
    Iga lächelte matt. »Es ist doch nichts geworden mit dem Schlafen, was?«
    Mercant nickte. Ihre Gegenwart nahm ihm ein wenig von seiner Wut, brachte ihn auf andere Gedanken. Wortlos ging er zu der Telekinetin, bückte sich über sie und verabreichte ihr eine der Injektionen. Die Düse ließ er achtlos fallen. »Nun der Junge«, sagte er.
    »Allan, Sven geht es gut. Er hat sich völlig unter Kontrolle und ist freiwillig hiergeblieben, weil er Hilfe sucht. Und genau das willst du doch, oder? Deinen Freunden helfen?«
    »Er ist ein Mutant!«, schrie Mercant, und in derselben Sekunde flammte ein Lichtball über dem Schweber auf und verpuffte in einer gewaltigen Explosion. Das arkonidische Fahrzeug krachte auf den Boden. Flammen leckten über das Metall.
    Die Druckwelle erwischte die drei Menschen. Mercant wurde von den Füßen gerissen, landete hart auf dem Rücken. Iga flog rückwärts, das Kind ruderte neben ihr mit den Armen in der Luft. Gemeinsam klatschten sie in den See.
    Mercant überschlug sich auf dem Boden, spürte, wie ihm Blut aus der Nase schoss. Jeder Knochen tat ihm weh. Seine Hand umklammerte die Injektionsdüse. »Es ist der Junge!« Er kam auf die Füße, wankte ins Wasser hinein, zu Iga und dem Mutanten.
    Iga trieb auf der Wasseroberfläche. Mit dem Gesicht nach unten.
    Der Anblick schnürte Mercant die Kehle zu. Eine weitere unkontrollierte Paraentladung zündete. Fontänen spritzten hoch. Und Blutfäden trieben im Wasser, von Igas Kopf weg.
     
    Ras Tschubai rannte immer weiter, blindlings einfach voran. Schon längst in Terrania. Ein Wunder, dass ihn noch niemand gestoppt und gefangen genommen hatte. Irgendwann beruhigten sich seine Gedanken, gingen sein jagender Atem und seine Überlegungen mit dem Rhythmus der Schritte gleich.
    Weiter, nur weiter, alles hinter sich lassen.
    Nur dass das nicht ging.
    Er konnte nicht fliehen.
    Wohin auch?
    Seine Lunge brannte, er bekam Seitenstechen. Dann stolperte er, fing sich mit Mühe, prallte auf die Wand irgendeines Gebäudes, das er nicht einmal wahrnahm. Er lehnte sich mit dem Rücken daran, sackte in die Knie, bis er auf dem Boden saß. Dort schlang er die Arme um die angezogenen Beine.
    Er war der Letzte.
    Der einzige Mutant, der noch nicht gefangen saß oder betäubt worden war. Natürlich gab es andere, irgendwo dort draußen, aber das half niemandem. Vielleicht waren sie alle verloren, dem Untergang geweiht, weil sie noch weniger wussten als er, was mit ihnen geschah.
    Wie hatte Fulkar diese Katastrophe irgendwann genannt, als Olf Stagge noch mit dem Lakeside-Funk verbunden gewesen war? Genesis-Krise, weil der Ara den Beginn einer neuen Menschheit in der Mutation und der Krankheit sah. Doch es war nicht Genesis, kein Anfang. Es war das Ende. Alle Mutanten würden sterben und er mit ihnen. Anne wäre wahrscheinlich gestorben, dort draußen am Goshun-See, hätte sich selbst zerrissen und alle in ihrer Nähe mit sich. Er hatte sie bewusstlos geschlagen, um es wenigstens hinauszuzögern.
    Es gab nur noch Gewalt und Tod. Nichts mehr von der Schönheit des Gartens in der Vision, die sie alle miteinander geteilt hatten.
    Keine blühenden Blumen, sondern kalte Asche, die zurückblieb, wenn alles verbrannte.
    Tschubai schloss die Augen, um die tröstenden Bilder wieder vor sein Auge heraufzubeschwören. Der mäandernde Fluss, die ...
    ... die Stimme. Vor dem Schuss.
    Da war eine Stimme gewesen in der Vision, als sich das Mündungsrohr auf den unbekannten Arkoniden zubewegt hatte. Nein!, hatte sie gerufen. Tun Sie das nicht! Sie ... Dann erst war der Tod in den Garten gekommen, weil die Stimme es nicht hatte verhindern können.
    Und nun, als er völlig am Ende war, gejagt und abgehetzt, da begriff Ras Tschubai mit einem Mal, dass er
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