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PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

Titel: PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise
Autoren: Christian Montillon
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oder sie stirbt.« Der Inder legte seiner bleichen Freundin die Hand an die Wange. »Und das lasse ich nicht zu.«
    »Aber ...«
    »Bring sie ins Krankenhaus!«, schrie Bakshi. »Sofort!«
    Stagge nickte. »Ich liefere sie dort ab und verschwinde gleich wieder, ehe sie mich festsetzen können.« Er beugte sich über Aboil Prakash, berührte sie, und die beiden entmaterialisierten.
    »Er war es«, sagte der Inder, nachdem der Norweger mit seiner Freundin verschwunden war. »Stagge hat die Explosion ausgelöst!« Von seiner extrem freundlichen Art war in diesen Sekunden nichts geblieben – kein Wunder angesichts der Geschehnisse.
    »Nicht mit Absicht«, sagte Tschubai schwach. »Er hatte keine Kontrolle mehr!« Er fühlte selbst, wie ihm seine Emotionen und die Fähigkeit zu klarem, ruhigem Denken immer stärker entglitten. Er war zorniger, verletzter und getriebener als je zuvor. Bei Stagge schien der Prozess noch weiter fortgeschritten zu sein.
    Der Teleporter kehrte zurück. »Sie ist in der Klinik«, erklärte er. In seiner Hand hielt er einen kleinen Pappkarton. »Ich habe sie direkt vor einigen Ärzten abgesetzt. Hoffen wir das Beste.«
    »Sie werden sie versorgen«, gab sich Tschubai überzeugt.
    »Ich bin mir da nicht so sicher.«
    »Sie wollen uns nur ... isolieren«, sagte der Sudanese. »Und nicht töten! Das zeigt doch auch Anne. Ja, sie haben geschossen, aber nur mit Paralysestrahlen! Vielleicht haben sie ja recht mit ihrer Geschichte von der Krankheit und dass sie uns helfen wollen.«
    »Du verteidigst sie auch noch?«, fragte Sven. Der Junge presste beide Hände auf die Wunde an seinem Oberschenkel.
    Stagge warf ihm den aus dem Krankenhaus mitgebrachten Karton hin. »Das ist Verbandszeug für dich. Vielleicht versteht jemand mehr davon als ich.«
    »Ich kümmere mich darum!« Ailin öffnete den Karton und durchwühlte den Inhalt. »Verbandszeug ... Wundsalbe ... Schmerzmittel ... und – sind das Strahler? Wie hast du das alles so schnell gefunden?«
    »Ich habe sie gezwungen, mir zu helfen.«
    »Gezwungen?«, fragte Tschubai alarmiert. »Wie meinst du das? Ärzte und Pflegepersonal sind nicht bewaffnet!«
    »Wachen schon. Aber ist das nicht egal? Jedenfalls haben sie ihre Waffen abgegeben.«
    »Nein, es ist ganz und gar nicht egal! Wir ...«
    »Wir sollten uns jetzt darum kümmern, wie wir unsere Freunde aus Lakeside befreien.« Stagge schaute zu Ailin. »In dem Karton ist übrigens auch ein Mittel, das Anne helfen wird, die Übelkeit leichter zu überstehen, wenn sie aus der Paralyse aufwacht.«
     
    Eine Stunde später saßen sich die sechs Mutanten im Kreis gegenüber. Sie waren ein weiteres Mal gesprungen, um alle möglichen Spuren zu verwischen; der Vorschlag war von Stagge gekommen. Tschubai fragte sich, ob es sich um pure Paranoia handelte. Wie sollte jemand auch nur den ersten Sprung zurückverfolgen können?
    Anne ging es besser als erwartet. Ihr Körper verkraftete die Nachwirkungen der Paralyse gut, wenn man davon absah, dass sie vorher schon völlig erschöpft gewesen war. Ailin hatte Svens Oberschenkelwunde versorgt. Der Junge hielt sich tapfer, ließ sich nichts anmerken und wollte vor allem nichts davon wissen, bei den bevorstehenden Einsätzen außen vor gelassen zu werden. Dank der Schmerzmittel fühlte er wohl kaum etwas, und Ailin hatte versichert, dass er das Bein belasten konnte. Die Wunde war oberflächlich geblieben, obwohl es zunächst anders ausgesehen hatte.
    Nach einiger Diskussion kamen sie überein, dass sie an zwei Orten und auf zwei Arten gleichzeitig zuschlagen würden – einmal mit Gewalt, einmal auf dem Weg der Vernunft.
    Darum wollten sie sich trennen und zwei Gruppen bilden.
    Olf Stagge würde ein Unternehmen anführen, dessen Ziel darin bestand, den Reaktor in den Yinshan-Bergen zu zerstören, der nicht nur Terrania, sondern auch Lakeside und den Schirmgenerator mit Energie versorgte. Ailin und Tanuj Bakshi schlossen sich ihm an. Sie würden Gewalt anwenden müssen, das war unabdingbar. Tschubai brachte Zweifel ein, doch Olf Stagge schlug sie nieder – wer hatte denn ein Schlachtschiff in Stellung gebracht und damit ein unmissverständliches Zeichen gesetzt?
    Die zweite Gruppe wollte versuchen, mit Iga Tulodzieky und über sie auch mit Allan D. Mercant ins Gespräch zu kommen. Vor allem Ras Tschubai hatte sich einen letzten Rest Hoffnung bewahrt, dass dies möglich sein könnte. Sven und Anne wollten mit ihm gehen. Den Jungen durften sie sowieso nicht in einen
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