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PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

Titel: PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise
Autoren: Christian Montillon
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nur noch wenige gezackte Splitter der Scheibe hingen daran fest.
    Sven streckte eine zitternde Hand aus, wollte die Scherbe aus seinem Bein ziehen. »Lass es!«, rief Ras Tschubai, ging mit drei schwankenden Schritten zu dem Jungen. »Ich seh mir deine Wunde an. Wenn du die Scherbe einfach so herausziehst, könnte es noch schlimmer werden.«
    »Nein«, sagte Ailin. »Ich erledige das.« Im nächsten Moment stand die Chinesin neben ihnen. »Ich fühle genau, wo und wie das Stück Glas festsitzt. Ich kann es vorsichtig entfernen. Warte ... gleich ...« Ihre Augen verschmälerten sich. Sie bot ein Bild höchster Konzentration, dann löste sich die Scherbe aus der Wunde, schwebte langsam in die Höhe und klimperte auf den Boden.
    Svens Bein zitterte. Der Junge presste die Zähne zusammen. Tschubai sah sich die Verletzung genauer an. »Es geht nicht tief«, sagte er. »Du hast Glück gehabt, Sven.«
    »Verdammtes Glück«, erwiderte Sven. »Kommt mir aber nicht so vor.«
    »Aboil geht es nicht gut«, sagte Tanuj Bakshi, hörbar außer Fassung. »Sie verliert eine Menge Blut.«
    Die Inderin war leichenblass. Sie stand offenbar unter Schock. Ihre Augen waren weit aufgerissen, den Mund hielt sie halb geöffnet.
    »Wir müssen sie versorgen«, sagte Ras Tschubai. »Die Wunde abbinden und die Blutung stoppen!« Er sah sich um. »Hat jemand einen Gürtel oder ...«
    »Ich springe ins Terrania Central«, fiel Olf Stagge ihm ins Wort, »und komme mit einem Arzt zurück. Wir zwingen ihn, uns zu helfen.« Er kam nicht mehr dazu, seine Ankündigung in die Tat umzusetzen.
    Die Tür des Raumes flog krachend auf. Sicherheitspersonal stürmte herein. Auch vor dem zerstörten Fenster tauchte eine Gestalt auf.
    Tschubai begriff. Ihre Gegner – so musste er sie wohl bezeichnen – hatten sofort auf die Explosion reagiert und die richtigen Schlüsse gezogen.
    Die Erste im Raum war eine Frau; sie trug eine Schutzuniform und einen geschlossenen Helm. In ihrer Hand hielt sie einen Strahler. »Wir betäuben euch nur!«, schrie sie, als der erste Paralyseschuss durch den Raum jagte und Anne Sloane traf. Die Telekinetin war gerade aufgesprungen und fiel nun schlaff in sich zusammen.
    Tschubai stürmte auf die Angreiferin zu, um ihr die Waffe aus der Hand zu schlagen. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Anne verkrümmt liegen blieb, und Zorn stieg in ihm auf. Er hörte zwei Schreie: Ailin, wütend.
    Und ihre Gegnerin: voller Schmerz. Ihr Helm platzte. Das Sichtvisier bestand aus Sicherheits glas. Ailin schrie noch immer, als die Sicherheitsbeamtin es schon nicht mehr konnte. Gesicht und Hals waren gespickt mit Scherben. Sie brach zusammen, und drei, vier weitere Menschen stürmten den Raum.
    Jemand packte ihn, riss ihn zurück. »Ras!«, hörte er. »Unterstütz mich!«
    Der Sudanese reagierte instinktiv.
    Plötzlich löste sich das Inferno vor seinen Augen auf, und sie materialisierten abseits der Stadt, irgendwo in der Wüste.
    Tschubai sah die anderen an, und er würde den Anblick wohl so schnell nicht mehr vergessen. Sie waren nicht gerade eine strahlende Heldengruppe. Irgendwie hatten sie es aber geschafft, Körperkontakt mit allen herzustellen.
    Anne lag reglos am Boden. Sven hielt sie mit der einen Hand, die andere umklammerte Tanuj Bakshis Arm. Der hielt die vor Schock ohnmächtige Aboil Prakash fest. Ailin verband Tschubai mit Stagge, der wiederum den Jungen berührte. Eine Menschenkette von abgerissenen Gestalten, ohnmächtig, verletzt und sichtlich am Ende.
    Die sieben, die losziehen wollten, um ihre gefangenen Freunde zu befreien ...
    Es dauerte ein wenig, bis alle sich innerlich sammelten und ihnen klar wurde, dass sie der Falle entkommen waren. Die Paralysewirkung bei Anne sollte bald nachlassen und nichts zurücklassen außer wahrscheinlich einer vorübergehenden Übelkeit. Anders sah es bei der Inderin aus. Aboils Verletzung am Arm ging bis auf den Knochen und hatte offenbar einen Muskel glatt durchtrennt.
    »Sie muss dringend medizinisch versorgt werden«, stellte Tschubai klar. »Hier können wir nicht irgendwie herumdoktern ...«
    »Ich hole einen Arzt, wie geplant«, kündigte Stagge an.
    »Nein!« Der Sudanese deutete auf die Verletzte. »Das hat keinen Sinn. Was sollte ein Arzt hier tun? Aboil muss operiert, die Wunde gereinigt und sauber verbunden werden, nicht mitten im Wüstensand mit ...«
    »Ras hat recht«, unterbrach Tanuj Bakshi. »Sie muss ins Krankenhaus.«
    »Aber dann liefern wir sie unseren Feinden aus!«
    »Das,
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