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PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

PR Lemuria 01 - Die Sternenarche

Titel: PR Lemuria 01 - Die Sternenarche
Autoren: Frank Borsch
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um es lesbar zu machen.
    Er spreizte Daumen- und Zeigefinger beider Hände und presste sie gleichzeitig gegen die Ecken des Displays. Eine Tastatur erschien auf dem verkratzten Schirm. Venron gab eine zufällige Zeichenfolge ein.
    Das genügte. Die Abfrage fand nur statt, damit der Mechanismus nicht zufällig ausgelöst wurde. Sie öffnete die Schotte zu den Druckkammern, die im Notfall das Überleben sichern sollten. Soweit Venron wusste, war ein solcher Notfall noch nie eingetreten - und er bezweifelte stark, dass die Kammern viel nützen würden, wenn es dazu käme. Man konnte einen Tag oder eine Woche in ihnen überleben - aber was dann?
    Venron hörte ein Klicken. Ein Teil des Bodens hob sich knirschend an, klappte hoch und verharrte schließlich im rechten Winkel. Das Netz hatte das Schott freigegeben. Gut. Das Netz war darüber informiert, dass eine Schottöffnung angefragt worden war. Weniger gut. Alles kam jetzt darauf an, wie das Netz den Vorgang deutete. Es kam immer wieder vor, dass spielende Kinder die Schotte öffneten. Das Netz ließ sie für gewöhnlich gewähren. Es gehörte zu der normalen Entwicklung von Kindern, die Grenzen des Erlaubten und ihrer Welt auszuloten. In Maßen.
    Hatte Venron das Pech, dass dieser Zugang in letzter Zeit häufig von Kindern genutzt worden war, würde das Netz ihn in der Kammer einsperren, bis die Tenoy eintrafen. Es würde ihm schwer fallen, eine Erklärung dafür zu finden, was er dort suchte. Er war ein Erwachsener, der es besser wissen musste, als seine Nase in Dinge zu stecken, die ihn nichts angingen.
    Venron stieg eine enge Metallleiter hinunter in die dunkle Kammer. Die Leiter gab jedes Mal, wenn er eine neue Sprosse mit seinem Gewicht belastete, quietschend nach. Das Schott über ihm schloss sich. Gedämpftes Licht ging an, machte Umrisse sichtbar. Venron sah zur Decke. Nur jeder dritte Leuchtkörper hatte sich eingeschaltet.
    Unsere Ressourcen sind endlich.
    Venron hatte seit seiner Kindheit keine Druckkammer mehr betreten. Er war überrascht darüber, wie klein und eng sie war. Im Grunde genommen handelte es sich um einen langen, schmalen Gang mit niedriger Decke, an beiden Seiten von Bänken gesäumt. In Aussparungen in den Wänden hingen weit geschnittene Schutzanzüge. Sie erinnerten eher an Ponchos oder Säcke, an die man einen Helm geflanscht hatte. Sie eigneten sich für jede Körpergröße, jeden Körperbau, waren selbst für Ungeübte in wenigen Sekunden überzustreifen - und verurteilten ihren Träger zur Immobilität. Es würde unmöglich sein, sich mit einem solchen Schutzanzug durch den engen Gang zu bewegen, schon gar nicht, wenn er voll gestopft mit Menschen war.
    Venron wollte es sich nicht vorstellen. Er empfand die Enge bereits jetzt bedrückend.
    Er ging los, zählte dabei die Schutzanzüge ab. Als er bei 63 angekommen war, klaffte eine Lücke in der offenbar endlosen Reihe. Ein schmaler Durchgang befand sich an der Stelle, an der eigentlich ein weiterer Schutzanzug hängen sollte. Venron zwängte sich hinein. Nach einigen Metern mündete der Durchgang in einen weiteren von Schutzanzügen gesäumten Korridor. Venron wandte sich nach links, zählte wieder die Anzüge ab. Bei 96 fand er einen neuen Spalt und zwängte sich wieder hinein.
    Das Gefühl, in einer Falle zu sitzen, das ihm die Kehle zuschnürte, ließ langsam nach. Die tatsächlichen Begebenheiten stimmten bislang mit seiner Beschreibung überein, was in ihm die Hoffnung nährte, dass sie zur Gänze zutraf. Die schweren Schritte der Tenoy, die durch die Gänge hasteten, um ihn zu fassen, waren ausgeblieben, ebenso wie die Ermahnungen des Netzes.
    Wieder zählte Venron durch. Bei 33 blieb er stehen. Diesmal blickte er auf einen Schutzanzug, der sich in nichts von den hunderten anderen unterschied, die er bislang passiert hatte. Er griff den Anzug am Halsring, hob ihn hoch und setzte ihn auf der gegenüberliegenden Seite ab. Der Anzug war überraschend leicht. Als Kind hatte er einmal einen von ihnen übergestreift, aus Durchtriebenheit, ohne zu verstehen, womit er eigentlich spielte. Die anderen Kinder hatten ihn danach noch wochenlang damit gehänselt, dass der Anzug beinahe straff gesessen hatte. »Bist du fett!«, hatten sie immer wieder gerufen. »Fett! Fett! Fett!« Nur Denetree hatte ihn nicht ausgelacht, sondern ihn einfach nur wortlos in die Arme genommen, bis er sich wieder beruhigt hatte.
    Venron wusste noch genau, wie schwer es ihm gefallen war, den Helm über den Kopf zu
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