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PR Ara Toxin 6 Der Unlichtplanet

PR Ara Toxin 6 Der Unlichtplanet

Titel: PR Ara Toxin 6 Der Unlichtplanet
Autoren: Perry Rhodan
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verborgen. Dünne Fäden an der Unterseite des kleinen Leibs zuckten hilflos durch die Luft, bis sie mit der Erde in Berührung kamen und sich in den Untergrund bohrten. Ein wohliges Grunzen erklang, von keinen sichtbaren Sprechinstrumenten erzeugt. Die Yakuva-Früchte hatten keinen Mund, keinen Gaumen, keine Zungen, keine Lungen. Sie erzeugten Sprache, indem sie die feinen Körperfasern und - stränge gegeneinander rieben. Und sie würden rasch lernen, sich gedanklich mitzuteilen.
    »Wie geht es dir, mein Freund?«, fragte Aset-Radol. Er stützte das Kinn auf beide Hände. »Wie war deine Geburt?«
    Die Frucht kicherte. Ihr schmaler Körper zitterte heftig. Vorsichtig richtete sie das dünne Blattgewirr, das ihren »Kopf« zierte, nach ihm aus. Nach einigen Augenblicken des Überlegens traute sie sich näher an Aset-Radol heran. Mit staksigen Schritten schob sie den Wurzelkörper auf ihn zu und wühlte sich eine Armlänge von ihm entfernt neuerlich ins Erdreich.
    »Du bist ein ganz Neugieriger, nicht wahr?« Er lächelte. »Die Frühchen deines Stammbaums sind immer besonders aufgeweckt;
    das lehrt mich die Erfahrung. Schoten, die erst später platzen, bleiben scheu und in sich gekehrt, aber nichtsdestotrotz freundlich.«
    Plop. Plop. Plop.
    Eine ganze Serie von Knallen ertönte nun; ein halbes Dutzend weiterer Früchte purzelte aus dem Wipfel des Yakuva-Baums herab. Manche von ihnen wirkten erschrocken, andere verärgert darüber, dass sie die schützende Schotenhaut verlassen mussten. Sie hatten ihre Individualität längst entwickelt; genährt durch die Träume, die ihnen ihr Elter während des langen Reifeprozesses vermittelt hatte.
    »Kommt zu mir, meine Kleinen!«, sagte Aset-Radol mit möglichst ruhiger Stimme. »Ich füttere euch.«
    Sie waren einfache, einfältige Geschöpfe. Solche, die in den Tag hinein lebten und nicht besonders viel Wert auf tiefschürfende Gespräche legten. Aber sie besaßen Qualitäten, die er sonst nirgendwo zuvor gefunden und erlebt hatte.
    Im Sekundentakt platzten nun die reifen Schoten. Dutzende, Hunderte Früchte regneten herab. Vereinzeltes Kichern wurde zu einem Chor einander in der Lautstärke übertönender. Kinder.
    Ja. Kinder waren sie alle mitsamt. Unbedarfte, naive Wesen, die noch nichts von der Welt ringsum wussten. Ihre Köpfe waren leer.
    ... und sie lechzten danach, sich Wissen anzueignen. Ihrem kurzen, kurzen Zwischenleben als Suchwurzel einen Sinn zu geben und die Erfahrungen, die andere mit ihnen zu teilen bereit waren, zu den ihren zu machen.
    Aset-Radol wartete bereitwillig, bis der letzte Knall verklungen, das letzte Schotenkind zu Boden geplumpst war und sich in seiner unmittelbaren Nähe verwurzelt hatte. Da saßen sie: die feinen, erdigen Körperhärchen erwartungsvoll auf ihn ausgerichtet, mit wie aus Holz gemaserten Facettenaugen, in denen keine Gefühlsregung zu erkennen war.
    Was sollte er ihnen dieses Jahr erzählen? Was würde die Kleinen interessieren und sie so lange wie möglich an ihn binden, bevor sie aufbrachen und versuchten, sich woanders eine neue Heimstätte zu suchen? Eines oder zwei der Schotenkinder dieser Ernte würden es schaffen, irgendwo Wurzeln zu schlagen. Ein Zweiundvierzigster Yakuva mochte entstehen, vielleicht sogar ein Dreiundvierzigster. Sie brauchten ein ausreichendes Rüstzeug an Gedanken und Ideen, um die harte Zeit des Heranwachsens und späterer Elternschaft zu meistern.
    Aset-Radol massierte seine Schläfen und dachte nach. Trotz des häufigen Einsatzes der Memokriecher verbargen sich unendlich viele Geschichten in seinem Kopf. Manche waren wahr, andere entsprangen seiner Fantasie oder einem reichhaltigen Fundus an Erzählungen, die er selbst irgendwann zugetragen bekommen hatte.
    Und dann war da noch. seine Lebensgeschichte. Sie begann in ferner Vergangenheit, und sie war noch nicht zu Ende geschrieben. Sie hatte Tiefgang und Schwere, und sie beinhaltete alle Ingredienzien, die den Yakuva-Schoten auf ihrem künftigen Weg hilfreich sein würde.
    Aset-Radol sammelte seine Gedanken und bemühte sich, sie in eine Form zu bringen. Es fiel ihm schwer, die passende Struktur zu schaffen. Dinge, die in der Gegenwart geschahen, ließen andere, die vor langer Zeit geschehen waren, in neuem Licht erscheinen. Pläne, die er irgendwann gehegt hatte, entfalteten sich erst jetzt oder in der Zukunft. Manches erwies sich als Irrtum, anderes als schicksalsbestimmt.
    »Es war einmal«, sagte er leise, sich der Aufmerksamkeit der
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