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PR Ara Toxin 6 Der Unlichtplanet

PR Ara Toxin 6 Der Unlichtplanet

Titel: PR Ara Toxin 6 Der Unlichtplanet
Autoren: Perry Rhodan
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Spiegelbild war nichtssagend. Es zeigte einen Mann, nicht jung, nicht alt, mit leuchtend blauen Augen, hoher Stirn und einem schmalen, spröden Mund. Eine Narbe zog sich quer über die rechte Wange. Er wusste nicht, woher er sie hatte, ob sie künstlich oder tatsächlich zugefügt war.
    Was spielte es schon für eine Rolle, wie er aussah? Das körperliche Bewusstsein hatte er längst abgelegt, profane Dinge wie Eitelkeit, Scham oder Dünkel waren ihm fremd.
    Aset-Radol richtete sich auf und wandte sich endlich dem Baum zu. Ein angenehmer Schauder rann ihm über den Rücken. Er ließ es geschehen, einfach so. Beherrschung schien ihm hier, an diesem heiligen Ort, überaus falsch.
    »Du kennst mich?«, fragte er leise und mit einem Anflug von Besorgnis. Seine Stimme hatte, wie er interessiert feststellte, einen vollen, dunklen Klang. Sie spiegelte nicht jene Angst wider, die er plötzlich empfand.
    Keine Antwort.
    »Ich war bereits zur letzten Erntezeit bei dir. Bei der davor, und auch im Jahr zuvor.« Ihm schauderte. Sollte erneut passieren, was ihm vor vier Jahren geschehen war, als ihn der Yakuva-Baum vertrieben und ihn nicht für würdig empfunden hatte, dem Augenblick des Fruchtfalls beizuwohnen?
    Ein Ast neigte sich zu ihm herab. Prallvolle Früchtezapfen streichelten über sein Gesicht. Er konnte das beginnende Leben darin spüren.
    Die Prüfung dauerte wenige Augenblicke. Dann zog sich der Ast würdevoll zurück. Seine silberglänzenden Blätter klingelten etwas, das eine Melodie sein mochte.
    Der Baum akzeptierte ihn. Er durfte näher treten, sich im Schatten des borkigen Stammes einen Platz suchen, um von dort aus den Fruchtfall mitzuerleben.
    Er war ein geselliger Baum. Einer, dem auch der Humor nicht fehlte und der sich über jede Hilfe zur Erntezeit freute. Und helfen -das wollte Aset-Radol in der Tat. Denn die Gegenleistung war mehr als lohnend.
    Er deaktivierte den Stock und legte ihn bedächtig zu Boden. Der positronische Wundergeist darin seufzte leise, fast ein wenig empört. Aset-Radol ignorierte die angedeutete Kritik seines Helfers. Metallische Gerätschaften, hyperenergetische Impulswellen und künstlich erschaffenes Leben hatten an diesem sakrosankten Ort nichts zu suchen.
    Er stellte die Schuhe sorgfältig beiseite und zog Hemd, Hose und Unterwäsche aus. Lediglich den Schmuck, den er um Stirn, Hals und die Arme trug, behielt er am Körper. So wie immer. Nacktheit erzeugte keinerlei Schamgefühl in ihm. Doch der glitzernde Tand, wertvolle und wertlose Stücke, erzeugten ein beruhigendes Gefühl.
    Der Boden war trotz des Schattens überraschend warm. Aset-Ra-dol tastete über die dunkle Erde und suchte nach einer geeigneten Stelle, an der er sich ausbreiten konnte.
    Da! Unter seinen Fingern spürte er das Pulsieren einer besonders starken Wurzel. Sie pumpte unablässig Wasser in den Stamm, von dort weiter in das weitläufig vernetzte System der Äste, der Blätter und des zuckenden Fruchtfleisches.
    Er legte sich auf den Rücken und streckte die Arme weit aus. Augenblicklich machten sich Hunderte, Tausende von Insekten über seinen Körper her. Sie zwickten und zwackten, wollten das ungewohnte Hindernis vertreiben. Aset-Radol kümmerte sich nicht darum, und irgendwann gaben die Tierchen auf. Sie akzeptierten ihn als das, was er momentan war. Ein lebender Stein, der sich an der Nähe des wundersamsten Geschöpfs labte, das er kannte.
    Ein Knall tönte von der Rückseite des Baums. Er klang dezent, hohl. und wunderschön.
    Der Fruchtfall hatte begonnen.
    Aset-Radol durchwühlte die lehmige Erde. Er fühlte die sich steigernde Erregung des Yakuva-Baums, die Anzeichen erheblicher Anstrengung und die freudige Erwartung, die vom komplizierten Geflecht dieses Mischwesens getragen wurde, vom winzigsten Wurzelfaden bis hinauf zur Spitze des Giganten. Der Baum genoss seinen Fruchtfall und ließ Aset-Radol seine Glücksgefühle spüren.
    Eine zweite Geburtsschote platzte. Ein erschrockenes Piepsen folgte, irgendwo hoch oben, im Laubwerk des Baumes verborgen.
    Rascheln. Gepolter. Das Knacken eines dünnen Astes. Ein weiterer Laut, der Furcht ausdrücken mochte. Dann plumpste die Frucht wenige Meter neben Aset-Radol zu Boden.
    Er drehte sich zur Seite und blickte auf das seltsame Geschöpf. Es ähnelte einer Wurzel mit ineinander verschlungenen Strängen. Aus dem breiten Kopfteil ragten widerstandsfähige grüne Grashaare; darunter befanden sich rudimentäre Sinnesorgane, hinter einem orangem Facetten-Geflecht
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