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PR Andromeda 04 - Die Sternenhorcher

PR Andromeda 04 - Die Sternenhorcher

Titel: PR Andromeda 04 - Die Sternenhorcher
Autoren: Frank Böhmert
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Trägerkonstruktion eingespannt waren, und kamen beim Außenring wieder hervor, um sich dort mit dessen Bögen zu verbinden und in der Erde zu verschwinden. Oder vielmehr, um dort hervorzuwachsen. Der Weidenbau bestand ganz aus Halbbögen. Er war ein Wunderbaum mit einem Dutzend Stämmen.
    Martan und Busch teilten sich ein Stück Wachstuch, als sie über die glitschigen Gartenwege darauf zuliefen, denn es schüttete noch immer. Ihre Ellbogen und Schultern stießen immer wieder aneinander, und es war warm unter dem Stoff. Einmal rempelten sie so sehr mit den Hüften gegeneinander, dass sie fast hingefallen wären. Martan legte ihr einen Arm um die Taille. So kamen sie zwar nass bis zu den Knien, aber heil an.
    Martan fühlte sich so lebendig durch den Regen und Buschs prächtige Nähe, dass er voller Vorfreude war. Er wollte trinken! Er wollte tanzen! Vielleicht sogar selbst mal wieder ein paar Lieder spielen! Er wollte Lily Yo im Kreis herumwirbeln, bis sie schrie! Wollte sie sich über die Schultern werfen und mit ihr hinaus in den Regen laufen, sodass sie kreischte und ihm mit den Fäusten den Rücken bearbeitete!
    Aber als Busch und er unter dem erstbesten Bogen durchhuschten und sich aufrichteten und in das Licht der Kerzen und Öllampen blinzelten, schlug ihnen kein Lärm, keine Musik, kein Gelächter entgegen.
    Niemand tanzte. Niemand stand an dem Tresen, den sie letzten Sommer um den Mittelstamm gezimmert hatten. Die Leute saßen im Schutz einiger heruntergelassener Windbrecher hinten im Kreis. Sie sahen zu ihm und Busch hinüber.
    »Was ist denn hier los?«, sagte Martan und warf das Wachstuch über einen Stuhl, über dem schon ein paar nasse Ponchos hingen.
    Die Leute saßen da und starrten ihn an. Alle waren da. Ani Gompa. Kompost-Piet und seine beiden Genossen. Tamara Yadana mit ihrer Mutter. Alle anderen. Manche rauchten, sogar eine Frau, die sonst nie rauchte. Manche hielten Bierkrüge. Neben Kompost-Piet stand ein Bottich mit seiner Anti-GichtLauge. Aber niemand trank.
    Sogar Beule war da. Sie saß bei Lily Yo auf dem Schoß und weinte leise vor sich hin. Auch Lily Yos glatt rasierte Wangen waren tränenüberströmt. Sie sah Martan an. Er ging langsam auf sie zu.
    »Ist jemandem was passiert?«, fragte Busch hinter ihm. Kompost-Piet wischte sich mit einer fleischigen Hand über das Gesicht und den brustlangen Bart. »Sagt bloß, ihr habt noch nichts davon gehört?«
    »Nein, verdammt«, sagte Martan. Er ging in die Hocke, legte einen Arm um Lily Yo, die ihn gleichfalls umarmte, und einen um Beule. Beule fiel ihm entgegen und barg ihren heißen Kopf an seiner Schulter, rieb ihm ihren Schnodder in die Weste. »Ich komme gerade von meinem Vater.«
    Kompost-Piet ächzte. »Dann müsstest du's ja wissen!«
    Martan richtete sich auf. Beule klammerte sich an ihn, Lily Yos Arm fiel von ihm ab. »Ihr macht so ein Gesicht wegen ... diesem Cyrdan?« Er stand auf, Beule vor dem Bauch. Er legte beide Hände unter ihren kleinen Po. »Ich fasse es nicht.«
    »Die sind alle tot, Mann«, sagte Piets Genosse. Seine Wangen über dem eher fusseligen Bart glänzten rot, die Augen wirkten glasig. Er hatte eindeutig etwas gegen seine Gicht getan. »Der ganze Planet. Ein ganzer Planet einfach so weggepustet, pfffft.«
    Beule fing lauter zu schluchzen an. Martan spürte die Wut in ihm prickeln. »Und da habt ihr nichts Besseres zu tun, als hier rumzuhocken und den Kindern richtig Angst einzujagen, oder was?«
    »Martan«, sagte Lily Yo.
    Er sah sie an. Ihre Augen waren matt. Er schob den Arm weiter unter Beules Po und hielt Lily Yo die andere Hand hin. Sie ergriff sie. »Bis gestern«, sagte er, »haben wir nicht einmal gewusst, dass es diese Welt überhaupt gibt.«
    Busch ging an ihm vorbei. Sie hatte einen Krug genommen und tauchte ihn in Piets Bottich. »Du auch einen, Martan?«
    »Nein, danke«, sagte er. »Mir ist der Durst vergangen. Ich bring lieber mal die Kinder ins Bett. Willst du ins Bett, Laila Dama?«
    Beule nickte an seinem Hals.
    »Willst du mitkommen, Tamara Yadana? Willst du heute mit Beule bei uns schlafen?«
    Sie sah auf, blieb aber auf dem Schoß ihrer Mutter sitzen, einer blassen, schmalen Frau mit einem ungeheuren Berg hochgesteckter Kopfhaare.
    »Ihr müsst euch das nicht anhören, Kinder«, sagte er. »Ihr könnt auch schlafen gehen.«
    »Martan«, sagte Lily Yo.
    »Hm, was meint ihr?«, sagte er. »Wir spielen noch was, und ich erzähl euch noch eine Geschichte, und dann pennt ihr einfach gemütlich
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