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PR Andromeda 04 - Die Sternenhorcher

PR Andromeda 04 - Die Sternenhorcher

Titel: PR Andromeda 04 - Die Sternenhorcher
Autoren: Frank Böhmert
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rumgebaut, als es zu schütten anfing. Bis wir die Planen drüber hatten, war das Ding halb voll gelaufen.«
    Sie grinste und fuhr durch ihr strubbeliges Haar. »Die anderen sind alle im Wald. Die sind inzwischen bestimmt auch halb voll. Kompost-Piet hat ein paar Krug Krausbier springen lassen. Bei dem Gichtwetter unbedingt vorbeugen, hat er gemeint. Aber bei so einem Regen besauf ich mich doch nicht - den lass ich lieber an mir runterlaufen!«
    »Oh, ja«, sagte er und lachte. »Lily Yo auch vorn?«
    »Klar«, sagte sie. »Da gab's einen Haufen Arbeit, und jetzt gibt's was zu feiern. Wie könnte dein Prachtweib nicht dabei sein?«
    Martan trank den Gebrannten aus und war bei den letzten Schlucken besonders vorsichtig.
    »Honig?«, fragte Busch.
    »Gern, Nachbarin.« Er beobachtete, wie sie das Glas vom Vorratsregal fischte. In den Locken auf ihren Oberschenkeln schimmerten goldene Reflexe vom Kerzenlicht. Sie stellte ihm das Glas hin und gab ihm einen Löffel. Er rührte Honig in den Körnersatz, schaufelte die süße Masse in den Mund. »Hmm! Kommst du auch noch mit rüber?«
    »Mit zu dir? Klar«, sagte Busch und strahlte ihn an. »Aber wir können auch hier vögeln.«
    Martan verharrte beim nächsten Löffel abrupt. »Bu-husch.«
    Sie brach in perlendes Lachen aus. »He, klar! Ich weiß schon, dass ihr beiden alten Leutchen lieber Liebe macht , und das auch nur miteinander. Aber du gefällst mir halt.«
    Martan löffelte weiter. »Du gefällst mir auch, Busch.«
    »Aber das reicht nicht, stimmt's?«
    Er nickte.
    »Weil ich zu jung bin?«
    Das war nicht die ganze Wahrheit, aber er nickte. Es würde ihn innerlich von Lily Yo entfernen, wenn er mit jemand anders schlief. Das wollte er nicht, und das hatte er Busch auch längst gesagt.
    »Jeden Tag«, seufzte sie und ging zur Spüle, an der ein poliertes Tablett hing. Es war zu dunkel, um darin etwas sehen zu können, aber sie machte ein Schauspiel daraus. »Jeden Tag schaue ich in den Spiegel und hoffe, dass ich endlich mal eine Falte gekriegt habe. Aber vergebens.«
    »Das ist es eben mit euch Jungchen«, sagte Martan. »Immerzu schaut ihr in den Spiegel ...«
    Busch beugte sich über den Tisch, und sie machten Angu miteinander. Sie legte ihm dabei eine kleine, heiße, kräftige Hand in den Nacken. Ihre Augen schimmerten dunkel.
    Dann richtete sie sich auf und boxte ihn gegen die Schulter.
    »Sehen wir lieber zu, dass wir in den Wald kommen, du Halunke - bevor du mich noch rumkriegst.«
     
     
    Der Wald war der Versammlungsort ihres Gartens und hieß eigentlich »Wald der Ahnungslosen«. Der Name spielte auf den Wald der Ahnen an, jene pflanzlichgeistige Sphäre, in der die Verholzten miteinander verbunden waren und die so etwas wie das lebendige Urgedächtnis der charandidischen Kultur darstellte.
    Im Wald der Ahnen begegneten die Alten, die Verholzten, den Pflanzengeistern, die einst vielleicht auch Verholzte gewesen waren, nur dass sie längst so sehr mit der sie umgebenden Pflanzenwelt verbunden und verwachsen waren, dass niemand sie mehr als charandidisch erkannte. Im Wald der Ahnen erfuhren Mütter die Namen ihrer Kinder, fanden Heilkundige das rechte Kraut, lauschten Wurzelkauerinnen den ältesten Geschichten.
    Im Wald der Ahnungslosen dagegen begegneten die Jungen, die Munteren, den Geistern von Bier und Wein und fetten Suppen. Es handelte sich um einen kuppelförmigen Weidenbau, der vielleicht fünfzehn Schritt durchmaß. Manche sagten, damals, vor zehn Jahren, beim Anpflanzen, hätte er wie eine geduckte Spinne ausgesehen. Nein, sagten andere, wie eine auf den Boden heruntergebogene Blüte.
    Martan hatte damals noch nicht hier gewohnt, und heute war davon nichts mehr zu erkennen. Überall ragten nachgewachsene Weidenruten steil nach oben, zur Mitte hin immer höher, sodass das Ganze aussah wie eine gigantische struppige Mütze aus Gras oder die zerstrubbelte Haarpracht eines Riesen. An den höchsten Ruten waren Wunschwimpel und Fahnen angebracht, vom Wind zerschlissene, ausgeblichene Stoffstreifen.
    Trat man durch einen der gewachsenen Bögen des Außenringes ein, ließ sich die Konstruktion noch erahnen. Ungefähr in der Mitte waren aber Dutzende von dicken Ruten zu einem »Stamm« zusammengebunden, der sich ein gutes Stück über Kopfhöhe in ebenfalls zusammengebundene »Äste« teilte, die sich in gleichmäßigen Abständen nach außen hin wegzubiegen schienen. Sie verschwanden hinter milchigen Planen, die als Wetterschutz in diese
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