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PR Action 19 Die Gläsernen Kinder

PR Action 19 Die Gläsernen Kinder

Titel: PR Action 19 Die Gläsernen Kinder
Autoren: Perry Rhodan
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beenden.
    »Farce«, murmelte Jtubba.
    Speichel rann ihm über die Lippen. Es störte ihn nicht. Zeit seines Lebens hätte er ihn mit einer unauffälligen Handbewegung weggewischt, doch warum sollte er?
    Seine Unterlippe wies eine Deformierung auf, und er besaß nicht das nötige Geld, um sie richten zu lassen. Na und? Welche Rolle spielte das schon? Sie würden ohnehin alle krepieren, in einer Stunde oder vielleicht erst in einem Tag, und bis dahin würden sie sich die Seele aus dem Leib schreien, falls sie nicht stark genug waren, die Schmerzen stumm zu ertragen.
    »Verdammte Farce!«, sagte er und schickte einen deftigen Fluch hinterher. Es tat gut. Sein Vater hätte ihm dafür auf den Mund geschlagen. Damals, vor fünfzig Jahren. Er wusste es noch so gut, als wäre es gestern gewesen.
    Außer ihm und Charred hielt sich niemand in der kleinen Wohnkuppel auf. Wo die anderen sechs waren, wusste er nicht. Mindestens einer von ihnen
    war tot. Er hatte ihn schreien hören und gesehen, wie er in diesen Abgrund stürzte, der eine Sekunde vorher noch nicht da gewesen war. In dem ganzen Chaos waren die anderen fünf verschwunden und bislang noch nicht zur Wohnkuppel zurückgekehrt. Vielleicht waren auch sie tot, womöglich schleppten sie sich auch irgendwo mit letzten Kräften dahin.
    So blieb ihm niemand außer Charred. Er war ihm ohnehin der Liebste in der ganzen Schürfmannschaft.
    Der Einzige, mit dem man hin und wieder ein vernünftiges Wort sprechen konnte.
    Der Einzige, zu dem Jtubba je ehrlich gewesen war. Der Einzige, dem er je erzählt hatte, warum er ein Schürfer geworden war und damit die härteste, schmutzigste und undankbarste Sklavenstellung im ganzen Naral-System gewählt hatte. Es war sein Weg gewesen, der Hässlichkeit des Lebens zu entkommen und seine Seele rein zu halten, auf dass sie einst zu den Sternengöttern gehen konnte, unbefleckt vom Schmutz der Gesellschaft. Hier in der Einsamkeit war er sicher. Zumindest war er es bis vor Kurzem gewesen.
    Charred hob eine zitternde Hand und rieb sich über die Augen. »Sprich dich aus, Jtubba! Ich habe ohnehin nichts Besseres zu tun.« Er versuchte zu lächeln, was jedoch kläglich misslang. Seine Bemerkung hatte wohl witzig sein sollen. Oder sarkastisch. Vielleicht hatte er eine Art bitteren Humor angesichts eines gnadenlosen Schicksals demonstrieren wollen.
    Jtubba konnte darüber nicht lachen. Er fror. Ein Blick auf die ThermostatAnzeige bestätigte seine Vermutung: Das Ding war kaputt. Wie die meiste Kleintechnik, die ihnen die Firma dankenswerterweise zur Verfügung stellte. Solange es nicht direkt dem Abbau von Rohstoffen diente, schickten ihre Bosse besseren Schrott, der nach wenigen Jahren, oft schon nach Monaten, nicht mehr funktionierte.
    Warum sollte man auch etwas für seine untersten Dienstsklaven tun? Etwa dafür sorgen, dass sie gute Heizaggregate in ihren kargen Wohnkuppeln auf den öden Gesteinsbrocken besaßen, in denen sie einige Jahre verbrachten?
    Der gerade einmal handtellergroße Thermostat stand so nah, dass der Ekhonide ihn packen konnte. Er schmetterte ihn auf den Boden. Eine völlig sinnlose Handlung. Und doch - als die Hülle mit einem Knacken zerplatzte, kleine Drähte hervorquollen und eine Feder zwischen seinen Fingern hindurchsprang und von ihm wegkullerte, fühlte sich Jtubba seltsam erleichtert.
    »Na los«, forderte Charred, von der Demonstration blindwütiger Zerstörungswut sichtlich unbeeindruckt. »Sprich dich aus. Wenn wir hier schon sterben, können wir wenigstens ... «
    Jtubbas Hand ballte sich um die nutzlosen Trümmer des Thermostats.
    Er schleuderte sie mit einem Schrei von
    sich. Sie krachten gegen die transparente Außenhülle der Kuppel, ohne auch nur einen Kratzer zu hinterlassen, und prasselten irgendwo hinter dem Vorhang zum Hygienebereich nieder.
    Jenseits der Kuppel, draußen im All über dem atmosphärelosen Gesteinsbrocken, den sie hochtrabend Mond nannten, strahlten die Sterne als winzige Lichtpunkte in der erhabenen Schwärze des Weltraums.
    Erhaben?, dachte Jtubba. Das habe ich immer geglaubt, immer damit gerechnet, dass dort draußen Weisheit und Abenteuer auf mich warten. Jetzt weiß ich, was die Unendlichkeit wirklich zu bieten hat: den Tod.
    Ein geflügeltes Wort kam ihm in den Sinn, das man in einer uralten Aufzeichnung gefunden hatte, neben dem Abbild eines unförmigen Kolosses mit vier Armen, einer wahren Bestie: Die Sterne ein Leichentuch.
    In seiner Kindheit hatte ihn sein Bruder Hranni mit
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