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PR 2707 – Messingträumer

PR 2707 – Messingträumer

Titel: PR 2707 – Messingträumer
Autoren: Wim Vandemaan
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Rückkopplung sorgte im Normalfall dafür, dass sie dennoch sehen konnten – wenn auch unter einem leichten Flimmern, an das man sich jedoch leicht gewöhnen konnte.
    Da wurde es wieder Licht. Das Flimmern war allerdings verschwunden.
    Ich bin sichtbar, durchfuhr es Zennor.
    »Danke, Orim!«, sagte Dhayqe. Er schwenkte seinen Kommandosessel in Richtung Zennor und lächelte ihm zu. An seinem Lächeln war jedoch nichts Menschliches.
    »Wie schade«, sagte der Tesqire. »Ich hatte mich so an dich gewöhnt.«

Nacht an Bord der KRUSENSTERN
     
    1. Juli 1514 NGZ, 22.40 Terrania-Standardzeit:
    Die Tageszeit folgte wie auf den meisten terranischen Schiffen einem 24-Stunden-Takt. Ein kompliziertes System sorgte dafür, dass relativistische Effekte berücksichtigt und die Zeit an Bord mit der Zeit in Terrania City synchronisiert blieb.
    Deswegen zeigten die Uhren in Rhodans Kabine und auf seinem Multikom dieselbe Zeit: 22.40 Uhr.
    Nacht.
    Rhodan lag, die Hände im Nacken verschränkt, barfuß, ansonsten aber angekleidet auf dem Bett.
    Das Taranis-System lag einige Flugstunden hinter ihnen. Das Perkon-System viele Stunden vor ihnen.
    Wenn er recht informiert war, steuerte Farye das Schiff. Wenn er sie sehen wollte, hätte er aufstehen und in die Zentrale gehen könne. Das wäre unauffällig genug gewesen.
    Er wollte sie sehen, aber nicht so.
    Er richtete sich mit einem Ruck auf und streifte die Schuhe über. »Ich brauche Papier«, sagte er. »Und einen Schreibstift.«
    »Ich habe kein Papier«, sagte die Kabine. »Es gibt in der Alten Oblast aber einen Alt-Posbi, der mit Ölfarben malt. Er benutzt Leinwand und für seine Skizzen Büttenpapier. Soll ich ihm eine Anfrage schicken?«
    Rhodan schüttelte den Kopf. »Lass gut sein.« Die Posbis in der Alten Oblast hatten nichts mit dem üblichen Schiffsbetrieb zu tun; sie lebten – beziehungsweise existierten – zurückgezogen in ihrem Quartier.
    Oder sollte man sagen: in ihrem Reservat? Sie hatten das Schiff nicht verlassen, als die BOX an Bughassidow verkauft worden war. Einer der Ihren, Onkelchen, sollte älter sein als die KRUSENSTERN selbst.
    Die Alte Oblast befand sich dem Schwerelosen Raum gegenüber, und wie der Schwerelose Raum war auch die Alte Oblast ein würfelförmiger Raum mit einer Kantenlänge von 231 Metern. Marian Yonder hatte ihm davon erzählt.
    In diesem Raum fanden sich allerlei Posbi-Artefakte, Bauteile für Posbis, aber auch anderes, nicht definierbares Gerät. Schwer zu sagen, was die Posbis dort taten. Yonder glaubte, dass sie einander reparierten, auseinandernahmen, neu zusammenbauten.
    Weswegen ihre genaue Anzahl auch nicht zu bestimmen war.
    Einer von ihnen malte also. Rhodan versuchte sich gar nicht erst vorzustellen, was.
    Er sagte: »Stören wir ihn nicht. Mir genügt eine Schreibfolie.«
    Eine bis dahin unsichtbare, fugenlose Schranktür öffnete sich in der Wand. Rhodan nahm die bereitgelegte Folie heraus; die Tür schloss sich wieder.
    Mit einem Fingertipp auf die Sensortaste aktivierte er die Folie und begann mit dem Zeigefinger zu schreiben.
    Er schrieb nur noch selten mit der Hand; seine Schrift war ein wenig ungelenk geworden; er bemühte sich um Leserlichkeit. Als der kurze Text fertig war, rollte er die Folie und verschloss die Rolle.
    Dann machte er sich auf den Weg.
    Das Licht in den Gängen der KRUSENSTERN war gedämmt; schließlich war es Nacht. Die uralten Rhythmen.
    Er fand den Weg zu Faryes Quartier ohne Mühe. Das Tor öffnete sich; er trat ein.
    Es war überraschend still und dunkel. Wohin mit der Folie? Er sah sich um, nichts als Silhouetten im Schatten. Was hatte er sich dabei gedacht?
    »Rhodan«, sagte in diesem Moment eine bekannte Stimme. Die Dronte trat aus dem Unterholz; eine winzige Laterne schwenkte am Halter, den der Vogel sich unter den Flügel geklemmt hatte, hin und her. Das Licht war schwach wie Mondlicht.
    Rhodan sagte: »Guten Abend, Oxford.«
    »Philipp schläft.«
    »Ich will ihn nicht wecken. Ich wollte niemanden wecken.«
    Der Dodo öffnete den Schnabel wie zu einem großen Gähnen; seine fleischige Zunge wölbte sich ein wenig.
    »Ich habe einen Brief für Farye«, sagte Rhodan.
    »Sieh an.« Seine Augen glitzerten vor Misstrauen.
    Rhodan hielt ihm die zusammengerollte Folie hin. »Kannst du ihr den Brief geben?«
    Der Dodo nahm die Rolle behutsam mit seinem Schnabel auf. Rhodan bedankte sich und verließ den Garten.
    Als er wieder in seiner Kabine war und kurz bevor er einschlief, stellte er sie sich vor,
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