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PR 2707 – Messingträumer

PR 2707 – Messingträumer

Titel: PR 2707 – Messingträumer
Autoren: Wim Vandemaan
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seines SERUNS ging Zennor dem Tesqiren hinterher in die Zentrale.
    Dhayqe bewegte sich ohne jede Eile. Der Yqar folgte ihm wie an einer unsichtbaren Leine gezogen.
    Der Tesqire nahm im einzigen Sessel der Zentrale Platz. Der Yqar verblasste und verflachte, dann faltete er sich zusammen, bis er wieder einem Amulett ähnelte. Auch die Gesichter erschienen wieder. Dhayqe fixierte ihn an seiner Halskette und steckte ihn ins Brustteil der Kombination.
    Dann gab er etwas in die Tastatur der Armlehne ein. Kurz darauf leuchtete das Panoramaholo auf.
    Zennor erblickte einen Onryonen. Die goldfarbenen Iriden leuchteten förmlich aus dem dunklen Gesicht hervor.
    »Dhayqe«, sagte der Onryone und deutete eine Verneigung an.
    »Becenna Toschk«, gab der Tesqire den Gruß zurück.
    Zennor gab seinem SERUN den Befehl, das Gespräch aufzuzeichnen und so bald wie möglich zu übersetzen.
    Der Onryone trug eine Art Chalath, einen lockeren Mantel mit weiten, offenen Ärmeln. Die Stickereien in Safran, Purpur und Türkis ähnelten Bauplänen für Maschinen, möglicherweise für chirurgische Werkzeuge, formschöne, funktionale Apparate.
    Die Sprache, in der sich die beiden verständigten, war eine andere als die, die der Tesqire im Gespräch mit seinem Yqar benutzt hatte, aber sie stellte den Translator nicht vor große Schwierigkeiten.
    Toschk berichtete, dass es ihn und seinen Verband keine große Mühe gekostet hätte, dem terranischen Container den Durchflug zur HELLHÖRIG IST DAS OHR DER GERECHTIGKEIT zu ermöglichen. »Die Terraner haben das Schiff abgetastet und offenbar nichts entdeckt, was ein Gefecht wert gewesen wäre.«
    »Warum auch?«, sagte Dhayqe. Das Gesicht des Tesqiren, das Zennor eben noch menschlich erschienen war, änderte sich auf eigentümliche Art und Weise. Es schien onryonisch zu werden. »Ich brauche einen Lagebericht.«
    Becenna Toschk sagte: »Die terranische Flotte ist unter Kontrolle. Alle Einheiten bewegen sich deutlich unterhalb der Eintrittsgeschwindigkeit für Linearraummanöver.«
    »Die Flotte?« Dhayqe klang amüsiert. »Wen interessiert die Flotte? Ich habe auf Rhea gewisse subsoziale Verwerfungen gespürt, winzige Wellen nur, aber deutlich genug. Gibt es irgendetwas von Belang, was du mir in dieser Hinsicht melden könntest?«
    »Es ist nichts«, sagte Toschk. »Das ganze System hält still. Wir haben nur minimale Schiffsbewegungen verzeichnet. Nur ein Raumschiff, ein ziviler Frachter, ist in das System eingeflogen, und lediglich zwei Schiffe haben das System verlassen; darunter eines, das man nur als vorgeschichtlich bezeichnen kann. Eine bloße Hülse, ein ehemaliger Robotraumer der Posbis.«
    Die KRUSENSTERN, dachte Zennor verächtlich. Bughassidow sucht das Weite.
    »Und das andere Schiff?«, wollte Dhayqe wissen.
    »Ein winziges privates Schiff arkonidischer Bauart, beladen mit geradezu widerlichen Nahrungskonserven.«
    Zennor zuckte innerlich die Achseln. Wahrscheinlich die Blüten einer altehrwürdigen Dynastie, die nach Ankunft der Onryonen um die Ungestörtheit ihrer Messingträume fürchteten. So hat selbst das Tribunal sein Gutes.
    »Und«, sagte Toschk, »glaube es oder nicht – einigen meiner Leute wurde auf diesem Schiff das Angebot unterbreitet, gegen ein beträchtliches Salär der Kommandantin sexuelle Gefälligkeiten zu erweisen.«
    »Sie haben das Angebot hoffentlich angenommen?«, fragte Dhayqe belustigt.
    »Selbstverständlich nicht. Beide Schiffe waren ohne Belang«, resümierte der Onryone.
    »Tatsächlich?«, fragte Dhayqe.
    Toschk zögerte. »Habe ich einen Fehler gemacht? Soll ich dir den Flugvektor der beiden Schiffe zusenden?«
    »Nein«, sagte Dhayqe. »Es ist gut.« Dann beendete er das Gespräch.
    Für eine Weile saß der Tesqire schweigend in seinem Sessel. Dann nestelte er den Yqar wieder hervor und wartete, bis sich das Wesen entfaltet hatte.
    »Unsere onryonischen Hände haben gewiss ihre Verdienste.« Er sprach Interkosmo. »Wenn sie auch ein wenig raubeinig sein mögen.« Der Tesqire seufzte. »Und gelegentlich nicht eben schwer zu übertölpeln. Wir wollen einmal sehen, Orim, wir wollen einmal sehen.«
    Als wäre dies ein Fluch, verdunkelte sich plötzlich die Welt um Zennor.
    »Deflektorfeld gestört«, meldete der SERUN. »Paramechanische Rückkopplung außer Betrieb.«
    Deflektorfelder leiteten das Licht um – vereinfacht gesagt. Personen, die sich im Schutz eines solchen Feldes bewegten, wurden also nicht mehr von Photonen erreicht. Die paramechanische
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