Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2707 – Messingträumer

PR 2707 – Messingträumer

Titel: PR 2707 – Messingträumer
Autoren: Wim Vandemaan
Vom Netzwerk:
meiner Zeit. Ich habe niemals Dodos gegessen.«
    »Mangel an Gelegenheit«, bemerkte Oxford misstrauisch.
    Rhodan seufzte und richtete sich wieder auf. Irgendwo in diesem Garten musste sich der eigentliche Wohn- und Schlafbereich seiner Enkelin befinden. Oder schlief sie im Freien dieser Anlage?
    »Führst du mich zu ihr?«, bat Rhodan.
    »Wieso?«
    Gute Frage. »Nur so.«
    Der weiße Wellensittich – Philipp – ließ ein melodisches Zwitschern hören. Oxford drehte sich um, wedelte auffordernd mit den nutzlosen Flügeln und marschierte los. Rhodan folgte ihm. Der Boden war erdig, weich und federte bei jedem Schritt.
    Oxford glitt erstaunlich behände durch das Unterholz. Der Pfad wurde schmaler. Philipp drückte sich an Rhodans Wange.
    Sie kamen an einer Vogeltränke vorbei: Eine stilisierte Muschelhälfte, wohl aus Marmor, ruhte auf einer schmalen Säule. Das Wasser stand bis zum Rand der Muschel. An diesem Rand saß eine handspannengroße Figur aus Ton, die einer Nixe nachgebildet war. Der Fischschwanz der Nixe hing im Wasser. Die Figur war kunterbunt bemalt. Ihr rot geschminkter Mund lachte; das lange Haar leuchtete smaragdgrün. Sie wirkte einfach gestaltet, wie von Kinderhand, was Rhodan auf unbestimmte Art rührte.
    Sie gingen weiter und gelangten an einen Teich.
    »Wir sind da«, sagte Oxford.
    Farye schwamm in dem Gewässer, das zehn Meter durchmessen mochte. Die junge Frau bewegte sich mit langsamen, ruhigen Zügen, fast ohne Wellen zu werfen. Sie entfernte sich von dem Ufer, an dem Rhodan stand.
    »Farye!«, krähte der Dodo.
    Die Pilotin der KRUSENSTERN hielt inne und richtete sich auf. Das Wasser reichte ihr nur bis knapp über die Hüfte. Sie drehte sich suchend um. Ihr Oberkörper war unbekleidet.
    Rhodan winkte.
    Farye schob sich durch das Wasser zum Ufer, aber nicht auf Rhodan zu. Sie stieg an Land. Sie war nackt. Sie beugte sich zu Boden und wühlte in einem Haufen von Kleidungsstücken. Dann streifte sie sich ein blaues, fast knielanges Hemd über und knöpfte es zu. Ohne Eile näherte sie sich Rhodan und dem Dodo.
    »Du hast Freundschaft geschlossen?«, fragte sie, während sie Oxford behutsam den Kopf tätschelte. Oxford gurrte. Sie streckte den rechten Arm aus; Philipp wechselte von Rhodans Schulter auf ihre Hand.
    Sie war 26 Jahre alt, dabei mädchenhaft schlank. Das Wasser hatte ihr halblanges braunes Haar zu dicken Strähnen verbunden. Ihre Schläfen lagen frei, sodass Rhodan die fingerkuppengroßen, flachen, kaum sichtbaren Einbuchtungen sehen konnte. An jener Stelle hatten die Vortex-Augen von Faryes Großmutter gelegen. Faryes Großmutter, die eine Tochter oder einen Sohn gehabt hatte, die Mutter – oder der Vater – Faryes. Ein Kind, das auch Rhodans Kind war.
    Er hatte von diesem Kind nichts gewusst. Er wusste nicht einmal, ob Farye wusste, dass sie – und wie eng sie – verwandt waren. Er wusste ferner nicht, ob Viccor Bughassidow es wusste, der Eigentümer dieses Schiffes, das er den Posbis abgekauft hatte.
    Er wusste gar nichts.
    Aber diese Ahnungslosigkeit machte ihn weder unruhig noch zornig. Sie war fast angenehm, eine Spannung, die er als Kind gekannt hatte, wenn er die Umrisse der Weihnachtsgeschenke unter dem Baum gesehen, aber das Geheimnis noch nicht gelüftet hatte.
    »Wir erreichen das Taranis-System in einer halben Stunde«, sagte er.
    Sie hob verblüfft die Augenbrauen. »Ist das interne Kommunikationssystem ausgefallen, dass man dich als Boten schickt?«
    Er lachte leise. »Geht es dir gut?«
    »Du meinst, ob es mir gut geht, nachdem ich ins All geschleudert wurde und das Boot mit dem Balg explodierte?«
    »So etwas erlebt man nicht alle Tage«, sagte Rhodan.
    »Nein«, sagte sie, obwohl er das Gefühl hatte, dass ihr etwas ganz anderes auf der Zunge gelegen hatte.
    »Du bist ja gewissermaßen auf Rhea zu Hause«, sagte er. Rhodan wusste, dass seine Enkelin die CD, die Conrad-Deringhouse-Akademie auf Rhea, besucht hatte, eine altehrwürdige Einrichtung der Solaren Flotte. Bughassidow hatte sie vor drei Jahren von der Flotte abgeworben und als Pilotin der KRUSENSTERN engagiert.
    Attilar Leccore, der Leiter des Terranischen Liga-Dienstes, hatte ihm diese Hintergründe erzählt.
    »Ja«, sagte Farye. Sie sah Rhodan an und schien doch zugleich in sich selbst versunken zu sein, tief unter die Oberfläche ihres Gesprächs. Geistesabwesend teilte sie sich die Strähnen am Scheitel und strich sich die Haare so in die Stirn, dass die Echos der Vortex-Augen verdeckt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher