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PR 2707 – Messingträumer

PR 2707 – Messingträumer

Titel: PR 2707 – Messingträumer
Autoren: Wim Vandemaan
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Ziele und Zwecke des Tribunals zu werben.«
     
    *
     
    Zennor starrte auf den Holoschirm, in dem das Bumerang-Schiff zu sehen war. Dhayqe hatte alle Fahrt gestoppt. Vierzehn weitere Schiffe der LUNA-Klasse hatten den Fremden eingekugelt. Die übrigen 95 Einheiten des Wachverbandes – formell und funktional der lokale Unterstützungsverband für die LFT-Innensektorflotte – waren in Alarmbereitschaft versetzt worden.
    Zennor wartete seit fast zwei Stunden auf eine Entscheidung von Rhea. Er hatte bereits zweimal direkt mit Pinar Cantanzaro gesprochen, dem Administrator des Taranis-Systems.
    Um 2.40 Uhr meldete sich ein Kurierschiff von Rhea an. Die Space-Jet landete in einem Hangar der TRELAWNY; kurz darauf erreichten zwei Boten, ein Mann und eine Frau, die Zentrale und informierten Zennor über die Entscheidung der Regierung.
    »Cantanzaro will kein Gefecht riskieren, nichts, was als kriegerischer Akt zu verstehen wäre«, sagte der Bote, ein Rheaner namens Quintus Gastonny.
    »Wenn ich die Nachrichten aus dem Solsystem nicht falsch deute, sind wir bereits im Krieg mit dem Atopischen Tribunal – was immer dieses Tribunal auch ist«, wandte Zennor ein.
    »Vielleicht deuten wir die Nachrichten richtig. Vielleicht falsch«, sagte die Frau, eine Noora Italiaander. »Und was immer es ist ist eine brüchige Grundlage für Entscheidungen von möglicherweise großer Tragweite.«
    Zennor zuckte die Achseln. »Was also werden wir tun?«
    Gastonny sagte: »Die Regierung hat mit Arun Joschannan konferiert. Der Resident vertritt den Standpunkt: Wir sind ein Rechtsstaat. Der Fremde hat kein Gesetz übertreten. Wir wissen nicht, ob und inwieweit er mit den militärisch operierenden Abteilungen des Tribunals in Verbindung steht. Wir sollten ihm einen Aufenthalt im System nicht verweigern.«
    »Sollten wir nicht? Warum nicht?«
    Italiaander lächelte merkwürdig abwesend. »Wir lassen ihn selbstverständlich nur unter gewissen Bedingungen landen. Er gestattet uns eine unumschränkte Inspektion seines Schiffes und eine gründliche Untersuchung seiner Person. Wenn er die verweigert ...«
    »Eine Leibesvisitation?«
    »Eine Vivisektion wäre mir lieber«, grummelte Gastonny.
    Italiaanders Lächeln wurde eine Spur verklärter. »Alles zu seiner Zeit. Wir holen Mediker und geeignetes Gerät auf die TRELAWNY. Und hier«, sie hielt plötzlich einen fingernagelgroßen Datenkristall in der Hand, »finden sich Dateien mit Programmen, die du bitte zwei deiner TARAS überspielst.«
    »Spezielle Inspektionsprogramme«, tippte Zennor.
    Italiaander nickte. »Für den Fall, dass der Tesqire unser Angebot annimmt.«
    Auch Zennor nickte. Natürlich konnte sich die Liga diese Gelegenheit nicht entgehen lassen, Einblick in das Tribunal zu gewinnen. Die Frage war allenfalls, warum das Tribunal sich den terranischen Inspektoren öffnen sollte.
    Gastonny sagte: »Übrigens ist keine Rede davon, dass der Tesqire mit seinem Schiff auf Rhea oder einem der Planeten landet. Sein Schiff bleibt im Orbit, diese ... Wie war der Name?«
    »HELLHÖRIG IST DAS OHR DER GERECHTIGKEIT«, sagte Zennor.
    Gastonny und Italiaander warfen einander einen kurzen und, wie Zennor schien, amüsierten Blick zu. Italiaander schaute den Kommandanten fragend an. »Wird er die Bedingungen akzeptieren?«
    »Ich weiß nicht. Oder gelte ich nach nur einem Gespräch als Tesqiren-Fachmann?« Er überlegte kurz. »Im Übrigen wird er sie akzeptieren. Es ist ja schließlich keine Einladung zur Enthauptung. Oder?«
    »Alles zu seiner Zeit«, wiederholte Italiaander.
     
    *
     
    Zennor rief das Bumerang-Schiff an und trug dem Tesqiren die Bedingungen der Regierung des Systems vor.
    »Selbstverständlich«, sagte Dhayqe. »Das alles ist euer gutes Recht. Werde ich an Bord meines Schiffes untersucht oder auf einer eurer Einheiten?«
    Das war längst entschieden, aber Zennor fragte: »Was würdest du bevorzugen?« Er studierte das unlesbare Gesicht des Fremden, über das wieder langsame Wellen glitten.
    Dhayqe reckte erst den Hals und verneigte sich dann mit einer anmutigen Bewegung. »Es versteht sich, dass ich mich ganz euren Wünschen füge.«
    »Als das Atopische Tribunal im Solsystem aktiv geworden ist, haben sich damit nicht eben unsere Wünsche erfüllt«, sagte Zennor.
    Wieder liefen die mimischen Wellen über das Gesicht des Tesqiren, und diesmal las Zennor etwas wie Scham daraus. Oder Reue?
    »Wünsche«, sagte der Tesqire, »sind sehr vielschichtige Gebilde. Meist haben sie einen
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