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PR 2707 – Messingträumer

PR 2707 – Messingträumer

Titel: PR 2707 – Messingträumer
Autoren: Wim Vandemaan
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wurden.
    Rhodan versuchte sich an das Gesicht ihrer Großmutter zu erinnern, an die Tefroderin Caadil Kulée amya Kertéebal. Es misslang. Im Jahr 1458 NGZ war Rhodan mit ihr auf Airmid gewesen. Dort waren sie – die einzigen Menschen in der Stadt der tausend Welten – einander vertraut geworden.
    Dort hatte er sie töten müssen, um sie zu retten; sie war reanimiert und geheilt worden.
    Danach hatten sie einander nur noch selten gesehen. Davon, dass sie von ihm schwanger und Mutter geworden war, hatte sie Rhodan nichts berichtet.
    Vertrautheit entstand; Vertrautheit erlosch.
    Aber es war merkwürdig, wie ein Mensch, den man überhaupt nicht gekannt hatte, plötzlich eine Lücke reißen konnte wie dieses ihm unbekannte Kind.
    Die Aufmerksamkeit kehrte zurück in Faryes Augen. Sie fragte: »Du wirst auf Rhea vom Schiff gehen und von dort zurück nach Terra?«
    Er hatte lange darüber nachgedacht. »Nein«, sagte er. »Werde ich zunächst nicht. Ich könnte zu einer Gefahr für das ganze Solsystem werden.«
    Sie lachte ein merkwürdig dunkles Lachen, das ihn stärker an Caadil erinnerte als ihr Gesicht. »Das wäre nicht das erste Mal, oder?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich will zuerst mehr über das Tribunal erfahren. Ich hoffe, solange ich nicht auf Terra bin, ist das Solsystem nicht in akuter Gefahr. Günstigstenfalls halten mich die Onryonen für tot. Wahrscheinlich glauben sie, ich säße auf Luna fest und sie könnten mich bald in die Hände bekommen. Auch wenn ich erst vorgehabt habe, die Aufmerksamkeit von Luna und dessen Widerständlern abziehen zu können, scheint mir das in der derzeitigen Situation nicht klug. Ich muss hoffen, dass es ihnen gut geht – so gut das eben möglich ist. Sollen die Onryonen oder die Atopischen Richter, wenn es sie denn gibt, mich getrost noch auf Luna vermuten.« Er grinste. »Oder anderswo.«
    » Anderswo . An Orten, die damit in Gefahr zu bringen dem Polyport-Präfekten stattdessen beliebt. Im Taranis-System.« Farye sah ihn einen Moment so an, dass Rhodan glaubte, sie habe jemanden in ihm erkannt. »Dennoch – eines Tages wirst du dich diesem Atopischen Tribunal stellen, nicht wahr?«
    » Atopisch «, sagte Rhodan. »Wir wissen nicht einmal, was damit gemeint sein könnte. Wörtlich übersetzt bedeutet es Ortlosigkeit . Es kann etwas bezeichnen, was nicht zuzuordnen ist, oder etwas, das fassungslos macht und sprachlos.« Er lachte trocken auf. »Aber niemand weiß, wie die Richter selbst den Begriff verstehen. Wenn es diese Richter überhaupt gibt und sie nicht nur Legenden sind, Mythen in den Köpfen der Onryonen.«
    »Was du herausfinden wirst.« Sie lächelte. »Spätestens sobald du dich ihnen stellst.«
    Rhodan nickte. »Eines Tages. So oder so.«
    Er suchte in ihrem Blick nach dem Anflug einer Besorgnis um ihn. Aber darin lag nichts als eine unverhohlene, kindliche Neugier.
    »Was meinst du? Soll ich mich stellen?«
    Sie unterdrückte ein Lachen. »Das fragt der Unsterbliche eine unerfahrene Pilotin?«
    »Das fragt er sich selbst«, sagte er.
    »Und was antwortet er sich?«
    »Dass er vorläufig keinen Grund dafür sieht. Und dass er sich der Willkür, nur weil sie Gewalt hat, nicht beugen wird.«
    »Das ist ja klar!«, warf der Dodo ein.
     
    *
     
    »Bist du je auf Rhea gewesen?«, fragte Viccor Bughassidow.
    Marian Yonder, der Kommandant der KRUSENSTERN, überließ das Orbitalmanöver der Positronik des alten Schiffes.
    Alt traf es in diesem Fall wirklich: Als die KRUSENSTERN – damals natürlich unter einem anderen Namen – zum ersten Mal zu den Sternen geflogen war, vor etwa elftausend Jahren, hatte eben das Mittelmeer den Bosporus überflutet, und der Meeresspiegel des Schwarzen Meers war um einhundert Meter gestiegen – ein Ereignis, dessen nachfolgende Generationen als Sintflut gedachten. Ein vorsintflutliches Schiff. In Mesopotamien waren die ersten Buntkeramiken entstanden. In Europa hatte die Kupferzeit begonnen. Und die Maschinenzivilisation der Posbis war bereits schneller als das Licht durch die Milchstraße gereist.
    »Natürlich bin ich auf Rhea gewesen«, sagte Rhodan. »Einige Male sogar. Zum Beispiel zur Einweihung der CD.«
    »Vor zweitausend Jahren«, murmelte Bughassidow. »Ist ja ein zeitlicher Katzensprung.«
    Rhodan zuckte die Achseln.
    Der mächtige Stahlwürfel, der eine Kantenlänge von zweieinhalb Kilometern aufwies, schwenkte in den Orbit um Rhea ein. Im Holo spielte sich das lichte Spektakel ab: Dass Taranis, eine Sonne des Typs
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