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PR 2703 – Tod im All

PR 2703 – Tod im All

Titel: PR 2703 – Tod im All
Autoren: Bernd Perplies
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sich selbstverständlich nicht um einen unmittelbaren Blick aus dem Fenster handeln.
    »Eine aktuelle Kameraansicht«, erklärte Bughassidow, als habe er Rhodans Gedanken gelesen. »Eingespielt auf eine superhochaufgelöste Trivid-Wand. Wir haben aber auch Dutzende von Mehr-oder-weniger-Live-Aufnahmen von verschiedenen Welten im Angebot und Hunderte von aufgezeichneten Panoramaansichten. Du kannst zum Kristallpalast auf Arkon schalten, einen Anblick der Hundertsonnenwelt genießen, einer historischen Aufnahme des Treibens auf dem Kosmischen Basar BERGEN folgen oder dich an einer künstlerischen Interpretation von Wanderer erfreuen.«
    Während er sprach, schaltete der Milliardär durch verschiedene Bildquellen, eine eindrucksvoller als die andere. Wäre Rhodan nicht Rhodan gewesen, hätte ihn die atemberaubende Bilderflut überwältigt.
    So hingegen blieb er weitgehend ungerührt. Es war zweifellos ein teures technisches Spielzeug, das sein Gastgeber ihm präsentierte, aber im Moment war er einfach zu erschöpft, um die Wunder des Universums angemessen würdigen zu können. »Einfach die normale Bordwand würde mir genügen«, sagte er.
    »Oh!« Bughassidow hielt inne. »Ich verstehe. Wie dumm von mir. Was versuche ich einen Mann mit Bildern der Wunder dieser Galaxis zu beeindrucken, der sie alle bereits mit eigenen Augen gesehen hat.« Er schaltete die Trivid-Wand ab und wedelte mit der Fernbedienung. »Manchmal beneide ich dich, weißt du das? Wie viele Geheimnisse des Kosmos ließen sich enträtseln, wenn man alle Zeit der Welt hätte?«
    Darauf gab Rhodan keine Antwort. Was hätte er auch sagen sollen? Dass sein langes Leben viel häufiger von galaktischen Krisen und alles verschlingenden Katastrophen beherrscht worden war als von Momenten des genießerischen Staunens? Es hätte wie eine schwache Ausrede geklungen. Bei aller Last, die ein Jahrtausende währendes Leben mit sich brachte, war die relative Unsterblichkeit doch ein Geschenk wie kaum ein zweites. Dessen war er sich immer bewusst.
    Bughassidow räusperte sich. Offenbar war ihm aufgegangen, dass er ein Thema angeschnitten hatte, über das Rhodan nicht gern sprach. »Nun ja, vielleicht widmen wir uns erst mal dem Geheimnis, das uns unmittelbar beschäftigt: diesem Balg. Ich werde Jatin und meine Wissenschaftler darüber in Kenntnis setzen, dass Arbeit auf sie wartet. Bitte, erfrisch dich und iss etwas. In einer Stunde holt dich ein Bediensteter ab.«
    »Ich danke dir.«

3.
    23. Juni 1514 NGZ
    22.48 Uhr
    Khomo-Serenti-Klinik, Terrania City
     
    Die Khomo-Serenti-Klinik, benannt nach dem Chefinternisten sowohl der INTERSOLAR als auch der MARCO POLO, lag am südwestlichen Ende der Beteigeuze Road, in Sichtweite des Terrania Space Port. Das zylindrische Bauwerk ragte annähernd neunhundert Meter in den Himmel über der Wüste Gobi, und seine blausilbrige Fassade aus Panzerplast und Terkonit glänzte im Schein der Lichter von Terrania.
    Das Gebäude war erst vor ein paar Jahren errichtet worden und diente als neue Flottenklinik. Daher rührte auch die Lage in direkter Nachbarschaft zum Flottenraumhafen der LFT. In Krisenzeiten konnten dort mehrere Millionen Verwundete versorgt werden. Die aktuelle Krise hatte bedauerlicherweise nur einen einzigen Verwundeten hervorgebracht – alle anderen waren tot.
    Tasso Cormac, der Waffenleitoffizier der HILDEGARD VON BINGEN, war ein stämmiger, hellhäutiger Terraner von dreißig Jahren, der sein braunes Haar militärisch kurz geschnitten trug. Laut seiner Akte stammte er aus Kairo, wo er auch aufgewachsen war, bis er mit achtzehn Jahren ins Militär der LFT eintrat, um zur Liga-Flotte zu gehen. Nach vier Jahren Ausbildung an der Akademie und auf verschiedenen Ausbildungsschiffen übernahm ihn die Heimatflotte Sol, wo er zunächst als Leutnant diente.
    Die Beförderung zum Oberleutnant und die Versetzung auf den Posten des Waffenleitoffiziers der HILDEGARD VON BINGEN hatten erst vor einem Jahr stattgefunden. Echte Krisen oder Kampfeinsätze hatte er während seiner Zeit an Bord nicht erlebt.
    Bis auf diese hier, die ihn gleich zum einzigen Überlebenden unter all seinen Kameraden gemacht hat, dachte Sichu Dorksteiger.
    Die Transportröhre gab mit einem Signalton zu verstehen, dass sie ihr Ziel erreicht hatte. Mit einem Blinzeln ließ die Chefwissenschaftlerin die Informationen, die sie während der kurzen Fahrt von der Eingangshalle bis hinauf in den 210. Stock in ihr Sichtfeld hatte einblenden lassen, verschwinden. Dann
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