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PR 2702 – Das positronische Phantom

PR 2702 – Das positronische Phantom

Titel: PR 2702 – Das positronische Phantom
Autoren: Marc A. Herren
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daran aufzuhängen«, beharrte Sipiera auf ihrem Standpunkt. »Wir sind nicht weiß, sie sind nicht schwarz. So einfach ist Geschichte nicht! Deswegen ist es auch nicht das Ziel des Lunaren Widerstandes, die Onryonen zu vernichten. Wir wollen Gerechtigkeit – ein Ende der Unterdrückung!«
    Ist es dies?, fragte sich Rhodan. Ein weiterer Konflikt, den man nicht in ein Schwarz-Weiß-Schema pressen kann? Etwa wieder mal mit irgendwelchen Drahtziehern im Hintergrund, die zwei Völker in einen Konflikt stürzen, den keine Seite von sich aus will?
    Aber verhielt es sich tatsächlich so? Was wusste er über die Onryonen, das ihm ermöglicht hätte, ein klares Bild von ihnen zu zeichnen? Es brachte alles nichts – Rhodan kam in seinen Überlegungen immer wieder an denselben Punkt: Er benötigte weitere Informationen. Dafür war es aber auch an der Zeit, selbst zurückgehaltene Informationen herauszurücken.
    Rhodan gab sich einen Ruck. Es war an der Zeit, das Misstrauen gegenüber dem Lunaren Widerstand und seiner Anführerin abzulegen. Er erzählte Sipiera von Shanda Sarmotte, die mit der verletzten Widerständlerin Quinta Weienater im Versteck zurückgeblieben war.
    Pri Sipiera ließ sich nicht anmerken, ob sie sich durch Rhodans zurückgehaltene Informationen pikiert fühlte. Im Gegenteil: Sie zeigte sich sehr erfreut über die Nachricht, dass die verschollene und von ihnen bereits für tot gehaltene Quinta Weienater zwar verletzt, aber allem Anschein nach wohlbehalten war.
    Nach einigen Zusatzschleifen erreichten sie den Coelestinischen Bahnhof. Toufec machte sich im Ortungsschutz von Pazuzu auf den Weg in den Lagerraum, in dem sie Shanda Sarmotte und Quinta Weienater zurückgelassen hatten. Versteckt in einem nicht mehr benutzten Zugdepot mussten sie geschlagene fünfzehn Minuten warten, bis Toufec mit den beiden Frauen zurückkehrte.
    Rhodan fühlte Erleichterung in sich aufsteigen, als sich Shanda Sarmotte in den Gleiter schwang und erzählte, dass sie mit keinerlei Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt hatten.
    Quinta Weienaters Zustand hatte sich dank der Pflege durch die Medo-Einheit von Sarmottes SERUN stabilisiert.
    Zwanzig Minuten später landete Pri Sipiera den Gleiter in einem stillgelegten Wasserreservoir am Ufer des River Mercer. Die Gruppe stieg aus, durchquerte den zweihundert Meter durchmessenden leeren Tank zu Fuß, um an der anderen Seite in einen Schwebetransporter überzuwechseln, der Nahrungsmittel geladen hatte.
    »Unsere Hacker können sich in den Warenverkehr einklinken«, erklärte Sipiera. »Die kleinen Transporter sind für uns äußerst effektive Fortbewegungsmittel – wenn denn gerade ein Transport von A nach dem gewünschten B ansteht.«
    Rhodan blickte zum engen Sichtfenster hinaus und beobachtete, wie der Schwebetransporter in südöstlicher Richtung dem River Mercer gegen die Flussrichtung folgte. Weit vor ihnen wölbte sich der zweitausend Meter hohe Kraterrand auf.
    In exakt östlicher Richtung befand sich NATHANS Kern – falls es ihn überhaupt noch gab.
    Er wandte sich Pri Sipiera zu. »Unser Ziel ist nicht zufälligerweise die Beer & Mädler-Universität?«
    Die Widerständlerin lächelte. »Das Souterrain der Universität ist wie gemacht für unsere Zwecke. Es ist unser Vorteil, dass die Onryonen die lunare oder terranische Gesellschaft immer noch nicht genau verstehen. Dann hätten sie die Universitäten und andere Ausbildungsinfrastrukturen längst dem Lunaboden gleichgemacht. Das wichtigste Gut eines Terraners ist sein Wissen – und alles, was er damit anstellen kann.«
    Rhodan erlaubte sich ein bestätigendes Lächeln. Wenn ihm das Gedächtnis keinen Streich spielte, hatte er einst einen Vortrag an ebenjener Beer & Mädler-Universität mit fast denselben Worten eingeleitet.
    Der Schwebetransporter erreichte das Universitätsgelände. Auf dem Weg in den Versorgungstrakt hielt ihn Sipiera an, und sie stiegen aus.
    Mit den beiden Verletzten in ihrer Mitte betrat die Gruppe eines der Gebäude. Die Gänge waren verlassen, sahen aber nicht unbenutzt aus. Ihre Schritte hallten von den Wänden wider.
    Eine der Wände war mit einer Ansammlung von Fresken versehen, die wichtige Forscher der Menschheit zeigten.
    Rhodan blieb überrascht stehen, als er sein eigenes Bildnis erblickte. Es handelte sich um das klassische Porträt, auf dem er den uralten Raumhelm mit den an beiden Seiten heruntergebogenen Antennen trug und dem Betrachter mit einer Mischung aus Träumerei und Entschlossenheit
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