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PR 2702 – Das positronische Phantom

PR 2702 – Das positronische Phantom

Titel: PR 2702 – Das positronische Phantom
Autoren: Marc A. Herren
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folgten.
    »Kann ich den Sprengsatz jetzt auslösen?«, fragte der ältere Lunarer.
    »Einverstanden!«, gab Sipiera durch.
    Während sich Rhodan vorstellte, wie im bisherigen Widerstandszentrum des Lunafanten die zurückgebliebene Arbeitsstation explodierte, blickte er beunruhigt zu Marous, der auf halber Strecke stehen geblieben war und konzentriert in eine Richtung sah.
    »Luc!«, rief Rhodan. »Komm her!«
    »Sie haben uns entdeckt!«, rief Marous. »Eines ihrer Fahrzeuge fliegt direkt auf uns zu!«
    »Ich bin startbereit«, sagte Pri Sipiera. »Luc, dies ist kein Moment, um den Helden zu spielen! Wir müssen los!«
    »Dann fliegt los! Ich werde sie ablenken. Ersuche Berechtigung, eine Clustergranate zu zünden!«
    »Berechtigung erteilt«, antwortete Sipiera. »Sieh zu, dass du sie weit genug wegschleuderst! Wir treffen uns am Sammelpunkt!«
    Antoine schnellte in die Höhe. »Stopp diesen Wahnsinn, Pri! Der Junge wird sich in die Luft sprengen. Der Anzug wird höchstens einen Teil der Energie ...«
    »Misch dich nicht ein, Vater! Ich weiß, was ich tue!«
    In Rhodans Innendisplay blendete die Anzugpositronik das angreifende Flugvehikel ein. Es raste mit hoher Beschleunigung auf den Punkt zu, an dem sich der junge Widerständler aufhielt.
    »Rhodan, rein!«, befahl Pri Sipiera.
    Der Zellaktivatorträger schwang sich ins Innere des Gleiters. Er setzte sich in einen der Sessel und ließ sich von den Sicherheitsgurten arretieren.
    Gleichzeitig baute sich ein Prallschirm auf und verschloss das Gefährt anstelle der fehlenden Tür und Seitenwand.
    »Luc, du kannst jetzt ...«
    Bevor Sipiera fertig gesprochen hatte, blitzte es hell auf, und der Gleiter wurde im Donnern der Druckwelle seitwärts weggewirbelt.
    Rhodans Sinne waren aufs Äußerste angespannt. Der Moment dehnte sich wie in Zeitlupe. Er sah, wie Antoine das Gleichgewicht verlor und mit beiden Händen nach der Armlehne seines Passagiersessels griff. Er registrierte, wie sich Thoras Mund hinter dem Helmvisier zu einem stummen Schrei öffnete. Toufec drehte den Kopf langsam in seine Richtung, den stechenden Blick unter den buschigen Augenbrauen auf ihn gerichtet.
    Sipieras Hände umschlossen den Steuerknüppel, während Loolon auf ihrem Schoß saß und summte. Und Rhodan sah, wie Fionn Kemeny, gehalten von einem dampfgleichen Schwarm aus Nanogenten, die Rotation des Gleiters nicht mitmachte, sondern in derselben Lage und Haltung blieb.
    Über den Helmfunk erklang der lang gezogene, verzweifelte Schrei von Antoine Marous, während außerhalb des Gleiters, vor einer sich drehenden Welt aus Fassaden, künstlichem Himmel und Straßenschluchten, die Trümmerteile des ehemaligen Hotels vorbeizogen.
    Eines der »Ohren« des Lunafanten war abgesprengt worden und stürzte wie die Klinge eines riesigen Beils in die Tiefe.
    »Fünf«, zählte Sipiera die Überschläge des Gleiters, »vier, drei, zwei, eins!«
    Es gab einen Ruck, als die Anführerin des Widerstands die Triebwerke zündete. Sie hatte den Gleiter exakt in dem Moment abgefangen, als er gerade die Waagerechte erreicht hatte.
    Bevor sie vom herunterfallenden Ohr begraben werden konnten, gab Pri Sipiera Vollgas. Rhodan wurde tief in den Sitz gepresst. In mörderischem Tempo schossen sie durch die Straßenschlucht, wichen einschlagenden Trümmerteilen aus.
    »Luc!«, schrie Antoine. »Luc, melde dich!«
    Im Helmfunk waren nur die hastigen Atemgeräusche der Medikerin zu hören.
    »Pri – ich bekomme keine Verbindung zu Lucs Anzugpositronik!«
    »Es tut mir leid, Antoine. Aber es gibt nichts, was wir jetzt für ihn tun können.«
    »Hat jemand mitbekommen, was mit ihm geschehen ist?«, schrie der alte Lunarer. »Weshalb ...«
    »Ich muss mich konzentrieren, Antoine«, gab Sipiera scharf durch. Sie riss den Gleiter herum, vollführte auf engstem Raum eine Neunziggradkurve.
    Loolon kletterte in den Passagierbereich, setzte sich auf Antoines Knie und streichelte ihn mit seinen großen Händen.
    Der alte Mann ließ den Kopf sinken. Das leise Schluchzen wurde irgendwann von der Anzugpositronik ausgeblendet.
     
    *
     
    Fünf Minuten später hatten sie die Verfolger abgeschüttelt.
    Von der Fluchtgruppe drei erfuhren sie, dass die Gruppe zwei, die durch die sublunaren Anlagen hätte flüchten sollen, von den Onryonen komplett ausgelöscht worden war. Eine Bombe hatte den halben Lunafanten zum Einsturz gebracht und die Widerständler unter sich begraben.
    Die Auswertung des letzten Kontakts mit Luc Marous'
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