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PR 2702 – Das positronische Phantom

PR 2702 – Das positronische Phantom

Titel: PR 2702 – Das positronische Phantom
Autoren: Marc A. Herren
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Anzugpositronik ergab, dass der Schutzschirm des jungen Widerständlers nur wenige Sekundenbruchteile lang den tobenden Gewalten widerstanden hatte.
    Antoine Marous nahm die fatale Information unerwartet gefasst entgegen. »Wollen wir hoffen«, sagte er mit leiser Stimme, »dass die Explosion ganze Arbeit geleistet hat. Dass er nicht leiden muss und dass ...«
    Rhodan betrachtete den in sich zusammengesunkenen Mann. Antoine sprach nicht weiter. Welches war sein anderer Wunsch gewesen?
    »Wir werden unseren Sammelpunkt nicht direkt anfliegen«, sagte Pri Sipiera. »Ich will sicher sein, dass wir nicht beobachtet werden.«
    Rhodan war über den Themenwechsel nicht böse. Über verschollene oder getötete Söhne hatte er genug reflektiert. Wenn er alle Tage, Nächte, Momente zusammenrechnete, in denen er gedanklich mit dem Schicksal von Thomas, Michael, Delorian oder Kantiran befasst gewesen war, kam er in dieser Disziplin seit dem 21. Jahrhundert der alten Zeitrechnung auf mindestens zwei bis drei Jahre.
    Zwei bis drei Jahre, angefüllt mit Selbstvorwürfen, dumpfem bis brennendem Schmerz und quälenden »Was wäre, wenn?«-Gedankengebilden.
    Irgendwann reichte es einfach.
    »Sind wir nicht ohnehin leicht überwachbar?«, nahm er den Faden auf. »Oder kannst du die Triebwerksemissionen irgendwie vor den onryonischen Überwachungssystemen schützen?«
    »Was sagen denn deine SERUN-Orter?«
    »Hm«, machte Rhodan. »Die berichten mir von starkem Gleiterverkehr überall im Copernicus-Krater.«
    »Das ist unser Schutz. Wir haben in ganz Luna City Mikrodrohnen mit eingebauten Energiesignaturprojektoren verteilt, die ich kurz vor unserer Flucht aktiviert habe. Seither simulieren sie die exakt gleichen Emissionsdaten wie jene dieses Gleiters. Die Onryonen müssten jeden einzelnen Impuls überprüfen, um herauszufinden, ob es sich um einen echten Gleiter oder eine Mikrodrohne handelt.«
    Rhodan pfiff durch die Zähne. »Das nenne ich eine gute Vorbereitung.«
    »Unsere Welt ist klein«, sagte Sipiera mit düsterer Stimme. »Die Onryonen sind in fast allen Situationen im Vorteil. Um unsere Handlungsfreiheit zu bewahren, müssen wir auf die Details achten. Eine Nachlässigkeit, ein falscher Zug, und wir haben verloren.«
    »Was wir vorhin erlebt haben«, begann Toufec nachdenklich, »waren dies die Onryonen in ihrem typischen Verhalten? Haben sie den halben Lunafanten zum Einsturz gebracht, um die Fluchtgruppe gezielt auszulöschen?«
    »Ich kann dir die Frage nicht eindeutig beantworten«, antwortete Sipiera, während sie konzentriert die eingeblendeten Flugdaten betrachtete. »Auf der einen Seite können sie außergewöhnlich effektiv, rücksichtslos und brutal vorgehen. Andererseits kann ich nicht mit gutem Gewissen behaupten, dass sie ... Monster wären. Insbesondere in den ersten Jahren nach ihrer Ankunft wirkten sie in ihrem Verhalten nicht viel anders als wir Terraner.«
    Perry Rhodan dachte an die onryonischen Kinder, denen sie in Luna Town IV begegnet waren. In ihrer Angst, dem demonstrierten Überlebenswillen und den fast verzweifelten Angriffen hatten sie tatsächlich äußerst menschlich gewirkt.
    Sipiera knetete die Hände. »Und danach ... Die Onryonen haben sich zwar zu den neuen Herren Lunas aufgeschwungen und uns weitgehend in Luna City zusammengepfercht, die Stadt in ein großes Gefängnis verwandelt. Aber jene Lunarer, die sich nicht dem Widerstand angeschlossen haben, führen ein durchaus ordentliches, sauberes Leben. Sie wohnen unter humanen Bedingungen, arbeiten, haben genug zu essen.«
    »Sie haben eine der menschlichsten Fähigkeiten ausgespielt«, schloss Rhodan. »Sie haben sich den Verhältnissen angepasst.«
    »Genau. Man hat sich arrangiert. Mit der Situation, mit den Onryonen. Manche wollen zwischen den beiden Völkern vermitteln. Es gibt sogar onryonisch-terranische Polizeistreifen.« Sipiera stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ein Genozid sieht anders aus. Da hat sich die gute Menschheit schon mit ganz anderem Ruhm bekleckert. Wenn ich bloß an die Conquistadores denke, die bei den Eroberungen der Kanaren und von Nord- und Südamerika auf der Suche nach Gold und Silber nicht viel Mitleid mit den indigenen Bevölkerungen gezeigt haben.«
    »Ich weiß«, sagte Rhodan. »Es gibt viele terranische Beispiele von Rücksichtslosigkeit und Brutalität. Viel zu viele.«
    »Wie es sie auch bei den Onryonen gibt!«, stieß Antoine Marous mit bitterem Unterton aus.
    »Aber eben nicht so viel, um das ganze Volk
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