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PR 2681 – Welt aus Hass

PR 2681 – Welt aus Hass

Titel: PR 2681 – Welt aus Hass
Autoren: Leo Lukas
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– einem Materie gewordenen Zeugnis für Sholoubwas ungeheure Improvisationsfähigkeit.«
    Eroin wies auf die oftmals überlappenden, in seltsamen Winkeln zueinander gekippten Sichtfenster, auf die überaus bunte Zusammensetzung von Werkstoffen, auf groteske Anordnungen von Pulten und holografischen Bedienfeldern, auf Blöcke aus nachtschwarzem, kantigem Stahl neben organisch wirkenden, wie in einem langsamen Atemrhythmus sich ausdehnenden und wieder erschlaffenden Schaltelementen. »Unheimlich, und doch ...«
    »Er hat alles aus sich und dem, was ihm zur Verfügung stand, herausgeholt. Nicht wenig angesichts dessen, dass er weit von seiner vollen Schaffenskraft entfernt war.«
    »Offenbar versuchte er mit buchstäblich allen Mitteln, die von den Hohen Mächten manipulierte Hyperwiderstands-Konstante zu umgehen. Allein der imposante Überlichtfaktor der zusammengestoppelten Triebwerke beweist, dass Sholoubwa beträchtliche Teilerfolge erzielte.«
    »Trotz oder wegen der Inhomogenität und Behelfsmäßigkeit seines Werks. Was lernen wir daraus?«
    »Wie meinst du das, Alraska?«
    Der Maskenmann rieb sich die Schläfen. »Unter uns: Ich neige dazu, Schicksale, deren Zeuge ich werde, als Lektionen aufzufassen. Vielleicht vermeide ich dadurch, mich zu stark emotional zu involvieren, aber wie auch immer – ich versuche, aus dem, was rings um mich passiert, einen Erkenntnisgewinn zu ziehen. Also: Was will uns Sholoubwas tragische Geschichte lehren?«
    »Dass es sich letztlich nicht lohnt, gegen die Kosmokraten aufzubegehren?« Eroin spürte Hitze und Beklommenheit in sich aufsteigen. »Und dass Diebe kosmokratischer Technologie, mögen sie noch so geschickt oder genial sein, ihrer Strafe nicht entgehen?«
    Alraska wiegte den Kopf hin und her. »Eine absolut zulässige Interpretation. Ich persönlich bevorzuge eine optimistischere Deutung des bizarren Wunderwerks, in dem wir uns befinden.«
    »Nämlich welche?«
    »Auch wenn die Lage aussichtslos verfahren erscheint – es gibt immer noch einen anderen Weg, mein Freund.«
     
     
    Zwischenspiel:
    Robotergeschichten
     
    Meine frühesten Erinnerungen sind geprägt von Kampf.
    Wir rauften um alles, auf Blut und Brand. Obwohl wir es nicht in klaren Sätzen hätten verbalisieren können, wussten wir, dass wir an einem Wettstreit teilnahmen, der nur ein einziges Mal in unserer Lebenszeit stattfand und aus dem am Ende der Stunde von Millionen nur ein einziger Sieger hervorgehen würde.
    Wir schwammen, rannten, strampelten – um alles oder nichts.
    Der Gewinner war ich. Das ist klar, sonst könnte ich diese Geschichte ja nicht erzählen.
    Aber frag mich nicht, mit welchen Methoden ich zum Ziel kam. Diese Form der Auslese führt nicht dazu, dass der Beste übrig bleibt. Sondern der Gemeinste, Rücksichtsloseste.
    Egal. Es gibt keine Zeugen meiner Missetaten, nicht einmal Spuren. Ich habe sie alle resorbiert.
    Dann – die mentale Explosion. Der Blitz. Die jähe Vervielfältigung meines Potenzials.
    Ein Wachstum, so irrwitzig beschleunigt, dass ich mit den körperlichen Regungen nicht nachkam, geschweige denn mit der geistigen Reflexion. Eben erst hatte ich zu atmen gelernt, schon sollte ich singen.
    Die gräulichen ersten Impulszyklen meiner Neoexistenz, all dieses Jagen und Fliehen und Töten, um nicht selbst terminiert zu werden, sind in meinem Gedächtnis verschleiert von mangelndem Wachbewusstsein. Erst in der Rückschau fällt mir die Ähnlichkeit zu Befruchtung, Geburt und Verdrängungskampf auf, wie sie bei vielen biologischen Arten gang und gäbe sind.
    Nach dieser »pseudo-animalischen« Phase, nach dem plötzlichen Durchbruch zur Intelligenz – weil die kritische Menge an Modulen erreicht war –, setzte auch die Erinnerung an mein Vorleben wieder ein. Lückenhaft: Ich hatte ja längst noch nicht alle beim Aufprall versprengten Einzelteile geborgen und reintegriert.
    Immerhin erkannte ich nun, welche Kraft, welche Restenergie mich dazu befähigt hatte, unter widrigsten Bedingungen den Neustart anzugehen und mich gegen die ebenso verzweifelten, ebenso zu allem bereiten Konkurrenten durchzubeißen: der Hass.
    Mein Hass auf die Verräter war es, der den Unterschied ausmachte. Ich schwor, ihnen heimzuzahlen, was sie mir angetan hatten. Die Gier nach Rache trieb mich voran.
    Mit blankem Hass besiedelte ich diese Welt.

3.
    Tunnelblick
    3AB-021-9A00 Adoc-Lian
     
    Den Zielstern, eine gelbe Sonne, umkreisten fünf Planeten. Der dritte war ein Gasriese; der zweite in
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