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PR 2681 – Welt aus Hass

PR 2681 – Welt aus Hass

Titel: PR 2681 – Welt aus Hass
Autoren: Leo Lukas
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verheilte schlecht. Meiner Meinung nach war das deshalb so, weil ich meinen Körper nicht mehr wie gewohnt unter perfekter Kontrolle zu halten vermag.«
    »Könnte es sich nicht auch um einen Nebeneffekt von Sholoubwas hyperphysikalischen Experimenten gehandelt haben? Meine Regenerationsfähigkeit hat ebenfalls ein wenig nachgelassen.«
    »Möglich, dass irgendein äußerer Einfluss mitspielte. Ich fürchte jedoch, mein Problem sitzt tiefer.« Der Zwergandroide zeigte auf die Leiche. »Ich vermute, Nikomus Neuntaus Zerfall wurzelte letztlich in seiner Einsamkeit.«
    »Er fungierte als Sholoubwas Pilot.«
    »Das ist kein Ersatz dafür, dass er eine halbe Ewigkeit von denen getrennt war, die ihn erschufen. Nur die Kosmokraten zählen für unsereins. Neuntau konnte nicht länger in ihrem Auftrag tätig sein, daher versank er in Bedeutungslosigkeit. Er erfüllte keinen Zweck mehr. Also war sein Leben sinnlos, und sein Lebenswille schwand allmählich dahin.«
    Saedelaere hockte sich auf die Fersen der Anzugstiefel, um nicht von oben herab mit dem Gefährten zu kommunizieren. »Du hast Angst, ein ähnliches Schicksal zu erleiden.«
    »Ich gestehe, mich zu sorgen, ja. Und sosehr ich unser ... freundschaftliches Verhältnis schätze und genieße, frage ich mich, ob wir einander auf Dauer guttun. Oder ob wir nicht bereits allzu viel vom anderen angenommen haben.«
    Mit den Fingern umriss Alaska die Kanten eines imaginären Schildes auf seiner Brust: »›Achtung! Der Umgang mit dieser Person kann lebensgefährlich sein!‹«
    »Das war jetzt Sarkasmus, stimmt's?«
    Alaska lachte.
     
    *
     
    Sich mit dem hageren, für dessen Verhältnisse ausgesprochen mitteilsamen Maskenträger auszutauschen milderte Eroins innere Zerrissenheit kein bisschen. War das Gespräch denn nicht ein weiterer Beweis dafür, dass sie einander schon fast zu gut verstanden?
    Auch das Argument, es handle sich bei ihrer gegenseitigen Beeinflussung um eine zwar unabsehbare und deshalb beunruhigende, aber jedenfalls langfristige Entwicklung, verschaffte ihm wenig Trost. Die nahe Zukunft war es, die ihm die größten Sorgen bereitete.
    Die Konfrontation drohte demnächst. Sie war unausweichlich, und sie ließ sich nur noch kurze Zeit aufschieben.
    Als Alraska vorschlug, weitere Bereiche des Weltenschiffs zu begutachten, anstatt sofort ins Beiboot zurückzukehren und dort untätig herumzusitzen, pflichtete Eroin ihm bei, obwohl ein Teil von ihm lieber abgelehnt hätte. In seinen Augen stellte Sholoubwas Kugelraumer eine Monstrosität dar und zugleich eine gefährliche Verlockung für seinen terranischen Begleiter.
    Diese Bedenken behielt er jedoch für sich.
     
    *
     
    Mittels eines UHF-Korridors versetzte er sich und den Maskenmann in die Hauptleitzentrale.
    Seit seinem letzten Besuch hatte sich nichts verändert. Auch die insgesamt zwölf auf Wandnischen verteilten Technogardisten warteten nach wie vor inaktiv auf einen Einsatz.
    »Fällt dir etwas auf, Alraska?«
    Nachdem er sich gründlich umgesehen hatte, antwortete der Terraner: »Es gibt keine einheitliche Linie, weder im Design noch bei den verwendeten Technologien oder Baumaterialien. Hier passt nichts zum anderen. Das Ganze ist ein Kuddelmuddel aus viel zu vielen verschiedenen Stilen, ein Konglomerat von Bedienelementen zahlreicher Raumschiffstypen durchaus unterschiedlichen Niveaus. Ich kann kein dominantes Muster erkennen.«
    »Richtig – weil keines existiert. Genau darin besteht die markante Eigenart des Weltenschiffes. Sie setzt sich in vielen Bereichen fort, auch in den Antriebs- und Versorgungssystemen.«
    Manche Technologien widersprachen einander sogar in ihrer Anwendung. Es gab Aggregate, die ihre Energie aus übergeordneten Räumen zapften; andere, die Masse auflösten und in Energie umwandelten; dritte, die magnetische Strahlung auf rein dreidimensionaler Ebene nutzten; und so weiter und so fort.
    »Sholoubwa hat genommen, was er kriegen konnte?«
    »Man könnte sagen, er hat sich die Bestandteile dieses Schiffes zusammengestohlen. Darum wirkt selbst die abgepauste Kosmokratentechnik vergleichsweise klobig. Es ermangelt ihr an der für Evolux typischen Eleganz, der auch äußerlichen Perfektion in der Bauweise der Maschinen, Werften und ihrer Produkte.«
    »Andererseits – du selbst hast mir vor Kurzem versichert, dass es in Summe dennoch funktioniert.« Alraska klang keineswegs alarmiert, eher amüsiert.
    »Ja, und das ist fast schon wieder bewundernswert. Wir stehen vor – und in
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