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PR 2674 – Das Reich der Angst

PR 2674 – Das Reich der Angst

Titel: PR 2674 – Das Reich der Angst
Autoren: Uwe Anton
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unser Ortungsschutz auch ihn umschließt. Ist das möglich?«
    Odo Ollowa und Daniil Veriaso sahen einander ungläubig an. Bevor sie jedoch etwas sagen konnten, hob ich warnend eine Hand.
    Zu meiner Überraschung verstanden sie die Geste richtig und bewahrten Schweigen.
    Ihre wütenden Blicke ignorierte ich.
    Zwei Minuten später starteten wir erneut.

3.
    Regen
     
    Die kleinen Holos zeigten zahlreiche rot leuchtende Punkte: die feindlichen Flugzeuge. Offensichtlich war es Pazuzu problemlos möglich, ihren Kurs zu verfolgen.
    Er führte geradlinig und zielstrebig über die Oberfläche der Regenwelt. Das Ziel selbst blieb allerdings unklar: Der Nahortung zufolge befand sich weit und breit keine Ansiedlung, kein Technologiezentrum, einfach nichts.
    Druh schien eine extrem dünn besiedelte Welt zu sein.
    Irgendwann flogen die Jäger der Sayporaner langsamer und landeten.
    Mitten im Nichts, falls wir der Nahortung vertrauen konnten.
    »Hier stimmt etwas nicht«, sagte ich. »Hier stimmt etwas ganz und gar nicht. Was ist das für eine Welt? Wer lebt hier? Und das auch noch freiwillig?«
    Wenn uns einer etwas darüber sagen konnte, dann Toufec. Aber er schwieg, und etwas anderes hatte ich auch gar nicht erwartet.
    Delorians Bote bremste das Gefährt, das Pazuzu war, ebenfalls ab. Vielleicht kannte er doch so etwas wie ein schlechtes Gewissen, denn er vergrößerte einige Holos der Nahortung, sodass wir sie bequem von den Liegen aus betrachten konnten.
    Der Anblick riss mich nicht gerade zu Begeisterungsstürmen hin. Die Hügel waren längst hinter uns zurückgeblieben und einer gleichförmigen Ebene gewichen, die Kilometer um Kilometer trostloser wirkte. Sie war zwar dicht bewachsen, voller Gestrüpp und anderen niedrigen Gewächsen, doch sie hatte dem nicht enden wollenden Regen Tribut zollen müssen. Der Untergrund kam mir matschig vor, geradezu sumpfig. Ich empfand Widerwillen bei dem Gedanken, auch nur einen Fuß darauf setzen zu müssen. Ich würde in dem Schlamm versinken, er würde sich an meinem SERUN hocharbeiten, mich irgendwann bedecken und einhüllen, in die Tiefe ziehen, mich unter ihm begraben.
    Diese Vorstellung war für mich einfach abscheulich.
    Pazuzus Nahortung zeigte nun wieder Realbilder, und Toufec setzte unsere Quasi-Space-Jet auf. Ich befürchtete einen Moment lang, dass wir wirklich in diesem elenden Sumpf versinken würden, aber das geschah natürlich nicht.
    Was machte mir an dieser Umgebung so stark zu schaffen? Wieso wäre ich lieber an jedem anderen Ort gewesen, nur nicht an diesem?
    Ich lauschte in mich hinein.
    Ein Fehler.
    Da war noch immer diese Angst, diese unerklärliche Furcht. Und sie wurde stärker, fordernder, drängender.
    Und aktiver.
    Sie beschwor Bilder herauf, Bilder eines Festmahls, der Ankündigung oder des Beginns eines Ereignisses. Bilder eines Bettes, das wohl eine Vermählung symbolisierte oder Erschöpfung oder Zusammenkunft. Bilder einer Parade, die den Vollzug darstellte, wovon auch immer.
    So reimte ich es mir jedenfalls zusammen.
    Die Furcht brachte weitere Bilder zum Vorschein, Bilder der sayporanischen Kultur und Denkensweise, die mir völlig unverständlich blieben.
    Bilder meiner eigenen Vergangenheit.
    Ich sah Miranda und Jason, meine Eltern.
    Ich sah sie nicht wie in einem Traum. Nicht lächelnd, aus einem weißen Licht nach mir greifend.
    Ich sah sie so, wie ich sie real in Erinnerung hatte.
    Als ich siebzehn Jahre alt war, unternahmen meine Eltern, die vermuteten, dass ich Gedanken lesen konnte, mit mir eine Reise zum Planeten Katarakt. Als wir zu dritt über die Gletscherwelt von Oramon flogen, erlitt ich einen Anfall. Der Gleiter geriet in einen Schwarm Flugwesen und stürzte ab. Miranda und Jason starben.
    Ich wurde am 5. November 1439 NGZ auf Aveda im Stardust-System geboren. Beide meiner Eltern waren vor meiner Geburt von einem »goldenen Funkenregen« getroffen worden, wie die Superintelligenz ES ihn damals initiiert hatte. Beide erwartete also ein langes, langes Leben und mich ein noch längeres. Wir hatten alle Zeit der Welt.
    Und dann ... so ein dummer Unfall. Von einer Sekunde zur anderen war es vorbei.
    Ich brauchte lange, um das zu verarbeiten. Plötzlich war ich allein.
    Zum ersten Mal in meinem Leben.
    Es machte mir Angst.
    Damals wie heute.
    Heute mehr als damals.
    Es machte mir Angst, und die Furcht unterhalb meines Bewusstseins wurde stärker, griff nach dessen Rändern, schwang sich hinauf – und ich schrie auf.
    Und kam zu
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