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PR 2674 – Das Reich der Angst

PR 2674 – Das Reich der Angst

Titel: PR 2674 – Das Reich der Angst
Autoren: Uwe Anton
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Buchstäblich.
    Es waren große Tropfen, und sie schlugen ohne Unterlass auf die transparenten Folien des Meditationszelts. Chourtaird hatte bei unserem Briefing nicht übertrieben. Druh, die Regenwelt, war offenbar genau das, was ihr Name verhieß.
    Es schüttete jedenfalls ohne Unterlass, und der Regen prasselte gegen den durchsichtigen Stoff, als habe er einen eigenen Willen und wolle seine gesamte Kraft aufwenden, um dieses Hindernis zu durchschlagen.
    Ich rief über mein Multifunktions-Armband die Zeitumrechnung auf, die die Mikropositronik laut Chourtairds Angaben vorgenommen hatte, und erhielt die Auskunft, dass es draußen Tag war.
    Natürlich. Dieses diffuse Halbdunkel war hier helllichter Tag! Ich hatte es beim Briefing mehrere Male gehört, es mir aber nicht richtig vorstellen können. Ich wandte den Blick gen Himmel, und die rote Sonne Banteira erschien als diffuser Fleck hinter einem Schleier aus Wolken. Auch der Regen kam mir leicht rötlich gefärbt vor, wie die gesamte Außenwelt, falls die transparenten Zeltwände meine Wahrnehmung nicht verzerrten.
    Noch immer rührten die Sayporaner im Taychour sich nicht. So einfach kann es doch nicht sein!, dachte ich. So viel Glück können wir doch nicht haben!
    »Toufec!«, rief Daniil erneut. Er war der besonnenere unserer beiden Saboteure, und ich war froh, dass Odo sich noch nicht zu Wort gemeldet hatte. Er wäre den Araber aus Terras Vergangenheit ganz anders angegangen.
    »Wenn du dich von jedem Hund anbellen lässt, der dir auf deinem Weg begegnet, wirst du nie ans Ziel kommen«, antwortete der Angesprochene gelassen. »Humor und Geduld sind zwei Kamele, mit denen du durch jede Wüste kommst.«
    »Soll ich jetzt lachen?«, fauchte Odo Ollowa.
    Ich sagte nichts dazu. Ich war in Toufecs Geist gewesen und hatte dabei mehr arabische Sprichwörter kennengelernt, als ich jemals würde zitieren können.
    Toufec kannte den Einsatzplan genauso gut wie ich. Er würde ihn befolgen. Wenn nicht, waren wir tot, und ich ging nicht davon aus, dass Delorians Agent schon jetzt sterben wollte. Dann hätte er gar nicht erst an dieser Mission teilgenommen.
    Wir mussten durch die Wüste kommen, und Toufec würde das Kamel schaffen, mit dem es uns gelingen würde. Ich musste ihm vertrauen. Alles in mir schrie danach, etwas zu unternehmen, meiner Furcht nachzugeben, einfach loszulaufen, doch ohne Toufec waren wir verloren.
    Humor konnte niemand von mir verlangen, ein Mindestmaß an Geduld schon.
    Wenn ich schon warten musste, konnte ich auch versuchen, etwas mehr über die Sayporaner zu erfahren. Ich beschloss, noch einmal zu espern, nahm mir jedoch vor, mich sofort zurückzuziehen, wenn die allgegenwärtige Angst mich wieder zu überwältigen drohte.
    Ich glitt in den ersten Geist, nahm allerlei Gedanken wahr, konnte sie aber nicht präzisieren, nicht verstehen. Die Gedanken schienen in Fetzen zu liegen, sich wie in einer Endlosschleife zu wiederholen. Lediglich einige Motive glaubte ich zu erkennen.
    Da war ein ... ja, etwas anderes konnte es nicht sein. Da war ein Festgelage zur Feier von ...? Ich konnte den Grund der Feier nicht ausmachen, aber ich sah archaische, primitive Tische, grob gehämmerte Becher aus irgendeinem mir nicht bekannten Metall, die zum Klang rhythmischer Gesänge auf die Tische geschlagen wurden. Ich konnte nicht sehen, wer die Becher auf das Holz schlug. Ein grauer Dunst lag über allem, und wenn ich von den Tischen zu den davorstehenden Bänken sah, zu den Geschöpfen, die darauf saßen, fiel ein verzerrender Schleier hinab, wie ich ihn in den letzten Minuten schon mehrmals gesehen hatte.
    Verdammt, was ist hier los? Was sehe ich?
    Ich konnte den Schleier nicht durchdringen, wollte mich auch nicht bis zur Selbstaufgabe auf diese Bilder einlassen. Ich zog mich zurück, berührte den nächsten Verstand und drang etwas tiefer als bei dem vorangegangenen ein.
    Und sah ein wunderschönes Bett unter einem Baldachin, wie es einer Prinzessin, ach was, einer Königin gebührte. Ich verspürte gleichzeitig eine unvorstellbar große Müdigkeit, die mich dazu brachte, mit bleischweren Gliedern zu diesem Bett zu gehen und mich darauf fallen zu lassen, woraufhin alles – das Bett, das Zimmer, die gesamte Welt – in eine schwarze Tiefe stürzte, die mich umschlang und ...
    Ich zog mich gerade rechtzeitig zurück, wechselte in den nächsten Sayporaner, drang tiefer in ihn ein ... und sah einen Aufmarsch, eine Militärparade, sah junge Humanoide, die in eine
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