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PR 2657 – Geheimbefehl Winterstille

PR 2657 – Geheimbefehl Winterstille

Titel: PR 2657 – Geheimbefehl Winterstille
Autoren: Leo Lukas
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gebaut und mit 55 noch nicht einmal in der statistischen Lebensmitte. Trotzdem kam er Jonas manchmal wie mindestens dreihundert vor.
    Allerdings hatte er die dumpfe Ahnung, dass auch andere Jugendliche ihre Eltern als Fossilien betrachteten ...
    »Darf ich mitmachen?«, fragte Lea, die mit elf das jüngste der drei Geschwister war.
    »Sicher. Am besten mit deiner kompletten Tanzgruppe«, sagte Jonas, ganz gönnerhafter großer Bruder. »Ihr übt doch gerade einen Samba ein, oder? Was Perfekteres gibt's fast nicht für einen Freudenumzug.«
    »Darf ich, Mama?«
    »Ja. Wenn ihr nahe bei den Pyramiden bleibt. – Ihr habt doch nicht vor, euch hinüber ins Regierungsviertel zu bewegen, oder, Jonas?«
    »Äh ... Nein.« Das war, um der Wahrheit die Ehre zu geben, noch nicht besprochen worden und eigentlich eine recht überlegenswerte Anregung.
    »Untersteht euch«, sagte Gerhard, der den Braten zu riechen schien. »Ihr bleibt schön auf dieser Seite des City-Rings, verstanden?«
    »Bin doch nicht taub.« Jonas bremste sich ein und wechselte vom Motz-Modus abrupt wieder zurück auf braver, wohlerzogener Sohn. »Borgst du uns deine Holotransparente, Papa? Die hohen, bunten, du weißt schon. Mit deinen selbst entworfenen Schriftensets.«
    Interesse für seine Arbeit zu zeigen war das mit Abstand beste Mittel, ihren Vater um den Finger zu wickeln. Deshalb hatte Jonas auch extra noch die Schriften erwähnt.
    »Ich habe aber nur zehn Projektoren hier, die übrigen sind im Lager.«
    »Zehn werden genügen. Danke, Paps, du bist der Beste!«
     
    *
     
    Nach dem Essen gingen sie in die Werkstatt.
    Gerhard Uklei liebte seine Werkstatt, die zugleich ein privates Museum der Schriften war. Die Sammlung hatte sein älterer Bruder Herbert begonnen, und Gerhard hatte sie von ihm geerbt nach dessen tragischem Unfalltod in viel zu jungen Jahren.
    Wahrscheinlich war er sogar deswegen Typograph und Mediengestalter geworden. Berufswahl aus Dankbarkeit und Sentimentalität – warum nicht?
    Freilich stritt er es rigoros ab, wenn die Rede darauf kam. Seine Frau hänselte ihn schon genug, weil er zur Gefühlsduselei neigte. Gewisse Filmklassiker konnte er noch so oft anschauen, bei manchen Szenen musste er jedes Mal wieder weinen. Er war eben, wie man sagte, nah am Wasser gebaut.
    Ob Jonas ihn für ein Weichei hielt? Die Frage lag ihm auf der Zunge, er verkniff sie sich aber. Dies war nicht der richtige Moment.
    Irgendwann in nächster Zeit würden sie beide ausgiebig quatschen. Er hatte das Gefühl, dass ihnen ein Vater-Sohn-Gespräch gut tun würde. Jonas erweckte den Eindruck, als läge ihm etwas auf dem Herzen. Der Junge war sechzehn, ein schwieriges Alter.
    Uklei hielt ihm einen der Mikro-Projektoren hin. »Weißt du noch, wie man die Dinger bedient?«
    »Klar. Ist ja nicht mal drei Monate her.«
    Die Holotransparente waren zuletzt bei einer Produktpräsentation der Whistler-Company zum Einsatz gekommen. Jonas und Alina hatten dabei assistiert und die Geräte, die aus siganesischer Fertigung stammten, bedient. Fehlerfrei, trotz des recht komplizierten und nur teilweise automatisch mit den Musikzuspielungen synchronisierten Programmablaufs. Uklei war sehr stolz auf seine Sprösslinge gewesen.
    Er gab Jonas die Transportbox mit den restlichen Projektor-Kästchen. »Stell aber keine Dummheiten damit an, versprichst du mir das?«
    »Versprochen, Paps.« Und raus war er.
    Uklei blieb nachdenklich zurück. Ihm wurde merkwürdig flau im Magen. Eine böse Vorahnung?
    Aber solche Anwandlungen, musste er sich eingestehen, hatte er fast immer, wenn seine Kinder loszogen. Er war nicht nur Schwarzkünstler, wie man vor Urzeiten die Drucker und Schriftsetzer genannt hatte, sondern auch Schwarz seher.
    Und was sollte er tun? Man konnte Kinder nicht einsperren, mochte die Welt da draußen noch so gefährlich sein.
     
    *
     
    Als Anicee Ybarri zurück in den Besprechungsraum kam, war Marrghiz allein. »Wo sind die anderen?«, fragte sie.
    »Assistentin Kokolor hat tatsächlich einen Residenzbediensteten aufgespürt, der Sabotagepläne schmiedete. Sie und Riordan verhören ihn, um ihm die Namen etwaiger Mitverschwörer zu entlocken. Chossom koordiniert den Abzug seiner Patrouillen.«
    »Sollen wir warten?«
    »Setz dich«, bat der Sayporaner. »Für das Folgende genügen wir drei.«
    »Drei?«
    »Bitte zeige dich, LAOTSE.«
    Der körperlose Kopf erschien und sagte: »Hallo, Anicee!«
    Nachdem sie den Gruß erwidert und am Tisch Platz genommen hatte, sagte
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