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PR 2640 – Splitter der Superintelligenz

PR 2640 – Splitter der Superintelligenz

Titel: PR 2640 – Splitter der Superintelligenz
Autoren: Christian Montillon
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einer Galaxis auf der Stirn einer Frau.
    »Sie formen das Aussehen selbst«, flüsterte Saedelaere, aber es war nicht sein eigener Gedanke, den er damit aussprach. TANEDRAR war nun so intensiv vor Ort, dass die Gemeinschaft der vielen der Superintelligenz eine Heimstatt bot, mehr noch, dass sie selbst ankam.
    »Die Ankunft«, flüsterte Alaska/TANEDRAR. »Endlich!«
     
    *
     
    »Carmydea«, sagte er aus seinem eigenen Willen heraus. Es half ihm, seine Gedanken zu sammeln, indem er sie aussprach. »Eroin Blitzer, Gardeleutnant Pridon, die Herzogin, Rizinze Baro – ich muss sie befreien! Wenn es eine Chance zur Flucht gibt, dann jetzt.«
    »Doch was dann?«, gab er sich selbst die Antwort, oder war es TANEDRAR? »Du hast Wichtigeres vor dir.«
    Im gleichen Moment wurde es schlagartig still.
    Sämtliche Escalianer lagen reglos da, als wären sie erschöpft in einen tiefen Schlaf gefallen.
    Und eine Puppe der Arden Drabbuh bewegte sich. Sie stieg über den kleinen Ascheberg, der von der verpufften Prinzessin geblieben war. Sie öffnete den Mund. »Diesmal, Alaska, ist es Wirklichkeit. Ich bin angekommen.« Die ersten Bewegungen waren noch unsicher, jeder Schritt ein Torkeln, doch sie wurden sicherer und fester.
    Ein einzelner Gedanke fand in Saedelaere plötzlich Raum: Flucht.
    Er wollte fliehen. Es gefiel ihm nicht, was sich abzeichnete. Was war mit den Escalianern geschehen? Lebten sie noch? Hatte die Ankunft des Geisteswesen ihre Bewusstseine verbrannt und nur leere Körperhüllen zurückgelassen?
    »Sie sind lediglich erschöpft«, sagte TANEDRAR. »Sie schlafen.«
    Alaska wandte sich ab. »Ich muss meine Freunde befreien! Sie sind gefangen!«
    Die Prinzessin raste auf ihn zu, schneller als ein echter Mensch sich hätte bewegen können. Ihr Arm schoss vor, sie umklammerte Saedelaeres Schulter. Er versuchte sich zu lösen, doch die Puppe verfügte über eine unbändige Kraft.
    »Wir müssen reden«, sagte sie. »Deshalb habe ich dich schon so lange gerufen.«
    Saedelaere spürte, wie seine Gedanken plötzlich völlig frei wurden. TANEDRAR, die geheimnisvolle Superintelligenz des Reiches der Harmonie befand sich in der Puppe, nicht mehr in ihm. Sie war nie in ihm gewesen, sondern hatte nur seinen Verstand beeinflusst. Er wusste, dass er sich aus ihrer Gewalt nicht befreien konnte, doch sie hatte ihn freigelassen.
    Körperlich jedoch hielt sie ihn nach wie vor umklammert. Ihm blieb nur der Weg der Kommunikation mit dem Geisteswesen.
    »In deinem Reich der Harmonie ist bei Weitem nicht alles so harmonisch , wie es sein sollte«, sagte er.
    Die Puppe reagierte nicht.
    »Was hat es mit diesem Ritual auf sich?«
    Die Puppe schwieg.
    Weitere Fragen stellte er nicht – er hätte keine Antworten bekommen.
    Stattdessen wartete er ab, und es dauerte nicht lange, bis TANEDRAR ihn ansprach. »Es gibt einen besseren Weg, wie du all die Informationen erhalten kannst, die du begehrst, Alaska, du hochgeehrter Fremder in meinem Reich.«
    »Welchen?«, fragte Saedelaere.
    Noch ehe seine Lippen die letzte Silbe formten, erschien vor seinem Kopf ein leuchtender Splitter, ein formlos glänzendes, wallendes Etwas.
    »Ein Escaran?«, schrie er. »Du willst mich zu einem Harmonischen machen? Mir einen Harmoniebewahrer aufzwingen?«
    »Ich will ihn dir verleihen, Alaska.«
    »Und wenn ich dagegen bin? Wenn ich mich wehre?«
    Endlich ließ die Puppe der Prinzessin seinen Arm los. »Dann geschieht es trotzdem. Aber es ist leichter, wenn du zustimmst.«
    »Leichter? Für wen?«
    TANEDRAR lachte nur, und es klang aus dem Mund der Puppe glockenhell und süß wie während Saedelaeres Visionen.
    Alaska war klar, dass ihm keine Wahl blieb. Alles in ihm sträubte sich dagegen, von der Superintelligenz auf diese Weise vereinnahmt zu werden. Aber wenn es geschehen musste, wollte er wenigstens zustimmen.
    Ein Mal, ein einziges Mal wollte er zustimmen, dass ihm etwas Fremdes von außen aufgedrängt und zu einem Teil seiner selbst gemacht wurde. Nicht wie während des Transmitterunfalls. Nicht wie im Fall der Haut Kummerogs, die ihn übernommen hatte. Nicht wie in dem Moment, als er das zweite Cappinfragment durch Samburi Yura erhielt.
    »Ja«, sagte er.
    Das wirbelnde Etwas aus Licht, der Splitter der Superintelligenz TANEDRAR, kam näher, füllte sein gesamtes Blickfeld und verschmolz mit ihm.

Epilog
     
    »Alaska?«
    Er sagte nichts. Er musste es nicht. TANEDRARS Stimme war süß, während er sich zugleich fühlte, als werde er zerrissen. Der
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