Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2640 – Splitter der Superintelligenz

PR 2640 – Splitter der Superintelligenz

Titel: PR 2640 – Splitter der Superintelligenz
Autoren: Christian Montillon
Vom Netzwerk:
Roboter stand im Raum, völlig bewegungslos und starr. Die Maschine schien nichts mitzubekommen von dem, was geschah; niemand erteilte ihr Befehle, und ihre Grundprogrammierung sah diese Situation nicht vor. Oder wenn doch, hatte sie Anweisung, nicht einzugreifen.
    Wenn es jedes Mal so ist, dachte Saedelaere, haben die Escalianer zweifellos Vorkehrungen getroffen.
    Im Kasino damals war es plötzlich dunkel geworden, und von der Galaxiendarstellung unter der Decke waren ein gelber und ein dunkler roter Lichtstrahl gezuckt. Alle Besucher waren ausgewichen, hatten versucht, sich in Sicherheit zu bringen.
    »Im Hintergrund spielte eine hypnotische, einschmeichelnde Musik«, sagte TANEDRAR aus dem Mund der Puppe. Las die Superintelligenz seine Gedanken?
    Er dachte nicht länger darüber nach. »Vereinzelte Besucher bewegten sich wie in Trance.«
    So wie ich nun fast wie in Trance spreche.
    »Sie drehten sich mit anschmiegsamen Bewegungen. Die Arme und Beine schienen ein unwirklich anmutendes Eigenleben zu entwickeln.«
    Die Escalianer, die ihnen am nächsten lagen, bäumten sich auf, mit schlängelnden, gewundenen Bewegungen. Es war wie der Tanz im Kasino, nur ... intensiver. Echter. Nicht die Wiedergabe und die theatralische Nachahmung eines Erlebens, sondern das Erleben selbst.
    Saedelaere schaute hin, und er wusste nicht, ob er Faszination oder Abscheu empfinden sollte. Beides paarte sich auf eine Weise, wie er es nie zuvor erlebt hatte.
    »Der helle Strahl«, sagte die Puppe mit ihrem künstlichen, lebenden Mund, »berührte eine Kandran-Frau, die nicht ausweichen konnte. Sie stöhnte ...«
    »... geradezu verzückt auf«, sagte Saedelaere.
    »Sie warf die Hände nach oben«, sagten sie beide, »und schien die Welt um sich zu vergessen.«
    Dasselbe Stöhnen hörte Alaska wieder, aber ebenso intensiver, wie die Bewegungen eindrücklicher als damals waren.
    »Ein blauhäutiger Humanoide wurde ebenfalls getroffen und schrie wie unter entsetzlicher Qual.«
    Jemand schrie auch in diesem Augenblick, zuckte und zertrat eine der Vitrinen, deren Scherben auf den Boden prasselten. Eine Schnittwunde blieb in dem unmaskierten Gesicht zurück, unmaskiert wie inzwischen alle im Raum – bis auf Alaska selbst.
    »Die hellen Strahlen lösten Glücksgefühle aus«, sprach TANEDRAR aus, woran sich nur Alaska erinnern konnte, »die dunklen hingegen Schmerzen. Beides ist untrennbar im Ritual von Ankunft und Aufbruch. Am Ende bist du selbst getroffen worden.«
    »Und alles verschwamm in einem Feuersturm, der mich erfasste und durchdrang.«
    »Ein Feuersturm wie dieser?«, fragte die Puppe der Prinzessin, und mit einem Mal loderte Hitze durch den Raum, begleitet von gleißender, mörderischer Helligkeit.
    Alaska schrie auf, riss die Arme hoch ...
    ... und erkannte, dass es nur eine Vision gewesen war.
    Oder doch nicht?
    Er stolperte aus dem Raum mit den vielen Puppen, desorientierter als je zuvor. Draußen war es genauso, wie er es eben erlebt hatte. Nur stand keine Puppe neben ihm. Die Prinzessin Arden Drabbuh war nie zu einem bizarren Scheinleben erweckt worden.
    Noch nicht, hörte er in seinen Gedanken. Aber gleich! Siehst du mich? Ich komme, und es tut mir leid, dass meine sich nähernde Gegenwart deinen Geist verwirrt hat.
    Und Alaska sah.
    Er sah die Splitter der Superintelligenz, die sich irgendwo auf den Körpern der Escalianer verankerten. Bei manchen wanden sich die leuchtenden Gebilde in die Haare, bei anderen auf und in die Arme oder den Brustkorb. Eine Lirbal-Frau sah aus, als hätte sie Flügel, die sanft auf und ab wogten, im selben Rhythmus, wie sie sich am Boden wälzte, nur ungleich gelassener und majestätischer.
    Dies also waren die Escaran, die Harmoniebewahrer, die jeder Bürger des Reiches der Harmonie an sich trug – außer den Unharmonischen, die deshalb verstoßen wurden, wie es etwa Carmydea Yukk widerfahren war. Bei ihnen fehlte der Escaran, was alle Harmonieträger wahrnehmen konnten und den anderen darum als fremd erkannten.
    Fremd und aufgrund dieser Fremdheit automatisch feindlich.
    Manche Escalianer sagten von sich, dass sie ihren eigenen Harmoniebewahrer hin und wieder zu sehen vermochten. Doch so wie in diesem Augenblick war es nie. Jeder Splitter der Superintelligenz wurde für alle erkennbar – als leuchtendes Etwas in den verschiedensten Formen.
    Alaska sah eine schillernde Pflanze aus einem Bauchraum wachsen; er blickte auf das stilisierte, strahlende Gesicht eines Kindes; er sah den fernen Wirbel
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher