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PR 2640 – Splitter der Superintelligenz

PR 2640 – Splitter der Superintelligenz

Titel: PR 2640 – Splitter der Superintelligenz
Autoren: Christian Montillon
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entblößten Gesichtern in den Himmel, der in Form von grünlichen Wolken auf gleißend rotem Hintergrund dargestellt wurde.
    »Du hast schon einmal nach ihr gefragt«, sagte der Harmoniewächter. »Warum interessierst du dich so für sie?«
    »Ich habe sie gesehen«, antwortete Alraska ausweichend. »Vor einiger Zeit, im ... in einem Schauspiel.«
    Der Zwergandroide wusste, was er meinte – das Mahnende Schauspiel vom See der Tränen. Allerdings hatte die Figur der Prinzessin dort keine herausragende Rolle gespielt. Warum fragte er gerade nach ihr und nicht etwa nach dem Kanzler? Immerhin hatte er mit Melwai Veddik vor wenigen Minuten den echten, aktuell amtierenden Kanzler kennen gelernt.
    »Ich kann dich zur Ausstellung der Puppen-Typen im Wandel der Zeiten bringen«, erklärte Lydspor. »Ich habe zwar die Faszination nie empfunden, die für viele davon ausgeht, aber ...«
    »Zeig sie mir!«, unterbrach Alraska ungeduldig. So kannte Blitzer ihn gar nicht. Dieses Verhalten reihte sich perfekt ein in die Merkwürdigkeiten, die der Zwergandroide an ihm seit der Rückkehr aus der Anomalie beobachtet hatte.
    Es musste mit der Puppe zusammenhängen. Oder sogar mit der bevorstehenden Begegnung mit der Superintelligenz?
    Alraska und sein Führer gingen an abgeteilten Kammern und kleinen Schaubühnen vorüber. Sie passierten auch die beiden Lirbal-Frauen, die sich immer noch dem Schmuck widmeten. Eine wandte sich blitzschnell um und ließ ihre Hand über Alraskas Rücken gleiten. Dieser blieb verblüfft stehen, was die Frau ausnutzte, um ihre Hand auf seine Hüfte zu legen und kurz über seinen Po zu streichen.
    Er schaute sie verwirrt und fast ein wenig verloren an, ehe er weiterging. Der Harmoniewächter nahm es scheinbar gar nicht zur Kenntnis. Die Lirbal lachte ihm hinterher. Ihre Freundin ächzte.
    »Gleich ...«, quoll es zwischen ihren Lippen hervor, die unter dem Rand der Maske freilagen.
    Inzwischen erreichten Alraska und Lydspor einen blausamtenen Vorhang, der rechts und links dicht mit einer Zwischenwand abschloss, die als einzige weit und breit bis zur Decke des Raumes reichte. Der Harmoniewächter zog ihn beiseite.
    Ein kleiner Durchgang öffnete sich. Alraska schlüpfte sofort hindurch.
    Als Blitzer folgen wollte, zog Uyari Lydspor den Vorhangstoff bereits hinter sich zurück; so huschte der Zwergandroide durch das Material. Er bemerkte es kaum in seiner etwas verschobenen Wirklichkeitsebene.
    In dem abgetrennten Raum hielt sich niemand auf. Nur eine Unzahl von Puppen stand überall. Sie stellten immer wieder dieselben Charaktere dar, mit leichten Abwandlungen. Ein Dutzend Mal der Narr, zehn fast identische Versionen des Boten, und dazwischen oft der Kanzler mit einer Art Reichsapfel in der Hand, der seine Macht symbolisierte.
    »Die Prinzessin«, sagte Alraska und eilte an diesen Puppen vorüber, ohne ihnen mehr als einen flüchtigen Blick zu gönnen.
    Uyari Lydspor folgte ihm mit weiten Sprüngen, wie Eroin es bei den Kandran nur selten sah. Die starken Beine des Krötenartigen wiesen allerdings darauf hin, dass es sich um eine natürliche Fortbewegungsart handelte. Vielleicht bewegte er sich ungezwungen, weil er sich unbeobachtet fühlte.
    Alraska erreichte eine andere Ansammlung von Puppen. Diesmal dominierten der Hofnarr und die Prinzessin, die ihm aus gläsernen Augen in einem Dutzend toter Modellgesichter entgegenschaute.
    Vor einer dieser Puppen blieb Alraska stehen. »Ich bin hier, hörst du? Jetzt!«
    Im selben Augenblick entflammte die Prinzessin, so glühend heiß, dass binnen eines Lidschlags nur Ascheflocken zurückblieben, die langsam zu Boden trudelten.
    Gleichzeitig drang ein Stöhnen aus vielen Kehlen durch den Vorhang, und Uyari Lydspor riss sich die Maske vom Gesicht.
     
     
    Alaska Saedelaere
     
    Die Hitzewelle schwappte wie der heiße Atem eines Drachens über ihn und verpuffte.
    Die Puppe der Prinzessin Arden Drabbuh hatte für einen Augenblick geglüht und war in Flammen aufgegangen, so gleißend hell, dass sich das Licht Alaska sogar durch die geschlossenen Lider in die Sehzellen brannte.
    Schmerz jagte durch den Sehnerv, so grell, als würde er selbst brennen, und er glaubte, erblinden zu müssen. Das Abbild tanzte noch als Widerschein vor ihm in der Luft, als es die echte Puppe längst nicht mehr gab.
    Was war geschehen?
    Zerplatzten die Träume und Visionen auf solch profane Art endgültig?
    Etwas traf ihn am Rücken. Alaska fuhr erschrocken herum. Seine geblendeten Sehzellen
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