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PR 2640 – Splitter der Superintelligenz

PR 2640 – Splitter der Superintelligenz

Titel: PR 2640 – Splitter der Superintelligenz
Autoren: Christian Montillon
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führen sollte. War es überhaupt noch nötig, dass er aus dem Verborgenen heraus agierte, nun, da Alraska offenbar als Person von höchstem Wert angesehen wurde?
    Andererseits wäre es töricht, diesen Vorteil ohne Not aufzugeben. Blitzer entschied sich, mindestens die Begegnung mit der Superintelligenz abzuwarten. Es würde sich zeigen, was danach geschah und ob Alraska weiterhin ein geehrter Gast blieb.
    Der Zwergandroide konnte sich ebenso gut vorstellen, dass das Gespräch mit TANEDRAR nicht sonderlich ... harmonisch verlief. Alraska hatte stets einen eigenen Willen bewiesen.
    Der Weg führte durch Korridore und Antigravschächte, einmal sogar quer durch eine Lagerhalle. In den Regalen stapelten sich unfertig modellierte Köpfe von Puppen, wie die Escalianer sie für Schauspiele verwendeten. Bei den meisten handelte es sich um Schädel von Humanoiden, Blitzer entdeckte aber auch kröten- und insektenartige Köpfe, die ihn aus toten Augen anschauten, in denen nie ein Funke Leben geglitzert hatte.
    Andere Regale waren zum Bersten mit Masken aller Art gefüllt oder mit Kleidern, die dutzendfach in offenen Schränken hingen wie geist- und leblose Artefakte aus einer verlorenen Historie.
    Eroin fragte sich selbst, wieso ihm bei diesem Anblick nur Gedanken über die Vergänglichkeit allen Seins in den Sinn kam. Vielleicht weil dieser Lagerraum ein solches Gegenbild zum Verhalten der Lebendigen darstellte? Weil Spannung und Vorfreude auch für ihn fühlbar und spürbar in der Luft lagen?
    Oder griff die eigenartige Atmosphäre vor der Ankunft der Superintelligenz sogar auf ihn über? Beeinflusste sie sein Denken und Fühlen, seine Effektivität?
    Verwirrt stellte er fest, dass er vor dem Modell eines nackten, geschlechtslosen Kandran stehen geblieben war, der ohne Schädel auf dem Boden zwischen zwei Regalen kauerte. Die Puppe sah aus, als wäre sie nie fertiggestellt worden. Nachdenklich streckte der Zwergandroide die Hand aus, um die Figur zu berühren, doch seine Finger glitten durch das Material wie durch dichten Nebel.
    Blitzer riss sich los und eilte Alraska und Uyari Lydspor hinterher, die schon fast das Ende der Lagerhalle erreicht hatten.
    »Wir sind am Ziel«, sagte der Harmoniewächter gerade. »Hinter dieser Tür beginnt die Museumsabteilung.«
    »Was ...«
    »Keine Fragen, Fremder! Bitte. TANEDRAR hat dich für ein Gespräch erwählt. Das ist mehr, als die meisten jemals erleben dürfen.«
    Alraska öffnete die Tür und ging als Erster hindurch. Lydspor folgte im selben Moment wie Eroin Blitzer, den niemand bemerkte.
    Sie standen am Rand eines weiten Raumes, den zahllose, teils nur hüfthohe Zwischenwände und Vorhänge an langen, von der Decke hängenden Stangen in eine Unzahl kleinerer Kammern unterteilten. Da und dort präsentierten gläserne Vitrinen ihren Inhalt.
    Auf kreisrunden Bühnen liefen holografische Darstellungen ab, Blitzer sah theatralische Szenen von Kämpfen und von Sterbenden, die ihren Mördern ins maskenverhüllte Gesicht schauten.
    Eine andere Bühne zeigte einen dürren Humanoiden mit grau-zerfledderten Kleidern, der gerade aus einer Art Falltür im Boden stieg. Er trug eine Atemmaske, die über einen Schlauch mit einem Kanister auf seinem Rücken verbunden war.
    Die Szenen zogen Eroin unwillkürlich in den Bann, sodass er fast die vielen echten Lebewesen nicht sah, die zwischen den zur Schau gestellten Stücken flanierten. Es waren mehr, als er in einem Museum erwartet hatte, aber bei Weitem nicht eine so große Zahl wie in der riesigen Halle, in der der Kanzler Alraska empfangen hatte.
    Zwei Frauen, geradezu hünenhafte und schlanke Lirbal, standen verzückt vor einem Glasschrank und deuteten immer wieder auf einzelne dort ausgestellte Artefakte. Blitzer ging zu ihnen und entdeckte Schmuckstücke in den unterschiedlichsten Formen, vom glitzernden Howalgoniumstein auf einer Nadel bis zum ausladenden Diadem, geschaffen für einen massigen, fast quadratischen Schädel.
    Die Frauen lachten. Die Hand der einen nestelte am Rand ihrer Gesichtsmaske, fast als wolle sie sie abziehen – undenkbar in der Öffentlichkeit.
    »Wo finde ich die Puppe der Prinzessin?«
    Das war Alraskas Stimme. Blitzer wandte sich um, eilte unter zwei Absperrseilen hindurch, um schneller zu ihm und Uyari Lydspor aufschließen zu können. Dabei rannte er quer durch die Darstellung einer Szene, in der zwei nackte Statuen tanzten, ein Lirbal und ein Kandran. Beide hielten ihre Masken in den Händen und blickten mit
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