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PR 2630 – Im Zeichen der Aggression

PR 2630 – Im Zeichen der Aggression

Titel: PR 2630 – Im Zeichen der Aggression
Autoren: Marc A. Herren
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Frage nach dem Weshalb habe ich mir in den letzten Tagen unzählige Male selbst gestellt. Und ehrlich gesagt: Ich habe noch keine Antwort darauf gefunden.«
    Tiza Zempar lehnte sich zurück. »Danke!«
    »Wie geht es jetzt weiter?«, fragte Tokun.
    »Wenn du mir heute noch keine Antwort geben willst, akzeptiere ich das. Ich weiß, wie quälend der Vorgang ist, von den Ideologien eines früheren Lebens Abschied zu nehmen. Deshalb erhältst du von mir eine zweite Chance, dich dem Verzweifelten Widerstand anzuschließen.«
    Zempar hob beide Zeigefinger. »Zwei Tage. Das ist die Bedenkzeit, die ich dir gebe. Wir treffen uns zur Essenszeit im Herbarium auf Deck zwölf. Erscheinst du nicht, ist das für uns gleichbedeutend mit einer Absage. Du wirst mich in diesem Fall nie wiedersehen.«
    Tokun legte beide Hände auf die Knie zum Zeichen, dass er verstanden hatte.
    Zempar nahm seinen silbernen Kasten wieder an sich und stand auf. »Überleg es dir gut. Dein weiteres Leben hängt von dieser Entscheidung ab.«
    Damit drehte sich der Dosanthi um und ging leicht wankend davon.
    Tokun blickte sich um. Keiner der Dosanthi, die an den Wänden klebten, ließ in irgendeiner Art und Weise erkennen, dass er die Unterhaltung mitverfolgt hatte. Zempars Gerät schien funktioniert zu haben.
    Der Agal-Atimpal saß noch eine Weile im Moos und dachte über die Begegnung mit Tiza Zempar nach.
    Dann erhob er sich, verließ die Gemeinschaftshöhle und suchte das nächste Informationsterminal auf. Er stellte eine interne Verbindung her. Ein gelangweilt aussehender Xylthe erschien im Display.
    »Was willst du?«
    »Ich habe Grund zur Annahme, dass sich ein Mitglied des Verzweifelten Widerstands an Bord der XYLTHIA befindet.«

11.
    Kein Weg zurück
     
    Wütend und nervös betrachtete Tokun den Zugang zum Herbarium. Tiza Zempar hatte es vor wenigen Minuten betreten. Würde der Sicherheitsdienst kommen, um Tokuns Hinweis nachzugehen? Oder hatten sie im Innern des Herbariums auf Zempar gewartet?
    Tokun zog sich ein wenig weiter in den Schatten eines Containers zurück.
    In der Halle hielten sich aufgrund der Essenszeit weniger als eine Handvoll Xylthen auf. Die Dosanthi mieden den Raum – zu verunsichernd wirkte die weitläufige Fertigungshalle auf sie. Falls Dosanthi trotzdem die Dosedo-Wände im Herbarium aufsuchen wollten, taten sie dies meist im Laufschritt.
    Tokun kämpfte mit seiner Aggression. Er war wütend auf sich selbst. Er hätte Zempar nicht anzeigen dürfen. Er hätte zumindest eine Ruheperiode lang darüber nachdenken sollen, ob ihm die Ziele des Verzweifelten Widerstands nicht vielleicht doch besser entsprachen als diejenigen QIN SHIS und seiner Garde.
    Er hatte an Vetelas Vermutungen gedacht, an die sich selbst erfüllende Prophezeiung. Tokun wollte sich nicht dem Widerstand anschließen, nur weil Vetela ihn in dieser Sache jahrelang verdächtigt hatte.
    Nun, zwei Tage nach der Kurzschlussentscheidung, kamen ihm diese Argumente dumm vor.
    Weshalb sollte sich Tokun in einer solch wichtigen Frage davon beeinflussen lassen, ob ein manisch veranlagter Xylthe ihn in irgendeiner Form verdächtigte oder nicht?
    An diesem Punkt seiner Gedanken tauchten zwei Xylthen in tiefschwarzer Uniform in der Fertigungshalle auf. Im Gleichschritt marschierten sie auf die Tür des Herbariums zu. Silberne Abzeichen wiesen sie als Angehörige des Sicherheitsdienstes aus.
    Tokun fluchte.
    Weshalb hatte er damals durchgesetzt, dass Picaru Volil mit ihm in die Garde versetzt wurde? Er hätte sein eigenes Leben, seine Karriere weiterverfolgen können.
    Ein glückliches Leben im Zeichen der Aggression. Ohne schwere Gedanken, ohne Schuld, ohne Scham.
    Die beiden Sicherheitsleute betraten das Herbarium. Die schwere Tür schnappte hinter ihnen in die Verriegelung.
    Das Geräusch hallte in Tokuns Gehör nach.
    Es klang wie der Gedenkstein, den man vor die Totenhöhle eines verstorbenen Dosanthi wuchtete. Tokun hatte auf Meloudil ein Begräbnis miterlebt. Dieses Geräusch des mit Lebenszitaten und Bildern geschmückten Steines würde er nie im Leben vergessen.
    Die Endgültigkeit des Todes war ihm damals bewusst geworden.
    Endgültig.
    Tokun gab sich einen Ruck. Er verließ sein Versteck und hastete auf das Herbarium zu. Er fand Tiza Zempar und die beiden Xylthen im hintersten Teil des Herbariums. Unzählige Gräser und Moose wuchsen an dieser Stelle, wuchsen teilweise bis zur halb organischen Decke hoch und verbreiteten einen angenehmen, friedlichen Duft.
    »Ich
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