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PR 2626 – Suche im Sektor Null

PR 2626 – Suche im Sektor Null

Titel: PR 2626 – Suche im Sektor Null
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Einsatz. Es handelt sich dabei um einen zwanzig Lichtjahre durchmessenden Bereich.«
    Dieses Wissen ist Allgemeingut. Sichu muss schneller machen, will sie, dass das Interesse an ihrem Vortrag nicht erlahmt.
    »Seit Anfang 1466 NGZ ist dieser Sektor verstärkt in Aufruhr. Wir reden über Werte von hundert Meg und mehr, von Tryortan-Schlünden, von Rissen im Raum-Zeit-Kontinuum. Von Vorgängen, die sich uns noch lange nicht in Kausalität und Prognostik erschließen.« Sichu spitzt die Lippen. »Es wird euch nicht überraschen, dass die Intensität der Stürme seit dem Verschwinden des Solsystems um eine weitere Stufe zugenommen hat. Wir reden von zweihundert Meg plus.«
    Iris Shettle meldet sich zu Wort. »Wenn du das Verschwinden des Solsystems mit der Zunahme der Hypersturm-Phänomene in Zusammenhang bringst: Redest du dann von einer möglichen Ursache oder von einer Wirkung?«
    »Ich rede von Koinzidenzen.« Sichu nickt der Experimentalphysikerin zu. »Nur so viel: Mittlerweile gibt es Indizien dafür, dass bei der Entführung der BASIS vergleichbare technische Prinzipien wie beim Verschwinden des Solsystems zum Einsatz kamen. Vieles deutet auf einen Verursacher in der Polyport-Galaxis Alkagar hin, rund 633 Millionen Lichtjahre von hier entfernt.«
    »Du wirst verstehen, dass ich etwas Fleisch auf diese theoretischen Vielleicht-Knochen vertragen könnte.«
    Iris Shettle ist eine Frau nach meinem Geschmack. Sie kommt rasch auf den Punkt. Und sie fordert Sichu Dorksteiger. Ein Alpha-Weibchen trifft auf ein anderes. Gespannt lausche ich der Fortsetzung der Unterhaltung.
    »NEMO ist nach wie vor mit der Auswertung der Daten beschäftigt, die ich von der ANTARES-Station mitgebracht habe«, sagt die Ator. »Lass mich versuchen, die dortigen Geschehnisse während der letzten Jahre zusammenzufassen.«
    »Ich bitte darum.«
    Sichu Dorksteiger gibt sich ruhig. Doch ich kann ihre Anspannung fühlen.
    Sie muss sich behaupten, muss vor den Augen ihrer Kollegen bestehen. Sie ärgert sich. Sie weiß, dass ich diese Situation erzeugt habe. Sie nimmt nur ungern zur Kenntnis, dass ich sie wie eine Schachfigur bewege. Es war meine Entscheidung, sie zu diesem Zeitpunkt zu Wort kommen zu lassen. Nun, da alle Konferenzteilnehmer hoch konzentriert sind und mit ihren Einzelgesprächen fortfahren wollen. Redet sie zu lange, besteht die Gefahr, dass die anderen ungeduldig werden. Lässt sie wichtige Erklärungen aus, werden diese Versäumnisse der Ator früher oder später auf den Kopf fallen.
    »Am 29. Dezember 1466 NGZ entstand rund dreieinhalb Lichtjahre vom Doppelstern Antares entfernt ein Super-Tryortan-Schlund, der seither stabil seine Position wie auch seine Größe hält. Dieses Monster hat einen Aufrissdurchmesser von rund einer Milliarde Kilometern und eine Ausläuferlänge von bis zu hundert Milliarden Kilometern. Er saugt nicht nur Energie und Masse wie ein überdimensionierter Staubsauger an, sondern stößt auch beides in unregelmäßigen Abständen wieder aus.«
    Solche Größenordnungen sind zu abstrakt für den gegenständlich orientierten menschlichen Geist. Ich assoziiere sie mit Gewalten und Gefahren jenseits des Vorstellbaren.
    »Ab März 1467 NGZ fielen wiederholte Materieausstöße auf, die kurzlebige Hyperkristalle beinhalteten, ohne dass diese spezifiziert werden konnten. Allerdings stellte die Crew der ANTARES-Station Ähnlichkeiten zum Prinzip der Hyperkristalle im Kristallschirm des Solsystems fest. Hier wie dort wurden permanent entstehende und wieder vergehende Nano-Hyperkristalle gebildet, da sich ein Teil der Hyperstrahlung als instabile Hyperbarie manifestierte. Diese ist durch stetige Fluktuation zwischen den kurzlebigen pseudomateriellen Hyperkristallen und dem übergeordneten Hyperbarie-Zustand selbst ein multifrequenter Hyperstrahler, also – mit gewissen Abstrichen – ein perpetuum mobile.«
    Sichu gewinnt mit jedem Wort an Sicherheit. Ihre Anspannung lässt nach.
    »Am ersten April 1467 NGZ geschah etwas Mysteriöses: Die vage Ortungsstruktur eines Objekts wurde angemessen. Es stammte unzweifelhaft aus dem Super-Tryortan und verschwand etwa nach einer halben Stunde wieder aus der Ortung. Gemäß der Daten-Signatur handelte es sich um ein Raumschiff beziehungsweise um das Wrack eines solchen. Um ein dünnes, lang gestrecktes Gebilde von etwa dreitausend Metern Länge mit einer Verdickung an einem Ende.«
    »Also mit dem Aussehen eines Stiftes?«, hakt Iris Shettle nach.
    »Dem eines Nagels«,
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