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PR 2626 – Suche im Sektor Null

PR 2626 – Suche im Sektor Null

Titel: PR 2626 – Suche im Sektor Null
Autoren: Michael Marcus Thurner
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weißt, wann du schweigen und wann du reden solltest?«
    Da sitze ich, ein Mehrtausendjähriger, und finde keine Antwort auf diese Frage, die mir eine viel zu junge Frau von nicht einmal vier Lebensjahrzehnten stellt. Ich starre in das smaragdgrüne Gesicht, dessen goldene Sprenkel sich immer wieder verändern, und suche nach Strategien.
    »Allethaggra«, flüstert Sichu. »Gute Güte, du bist tatsächlich aus der Fassung zu bringen.« Sie lacht.
    Ich lasse ihr den Glauben. Sichu meint, mich durchschaut und ihre Finger auf einen wunden Punkt gelegt zu haben. Mag sein, dass sie mir nahekommt. Doch ich kenne ausreichend viele Verteidigungsmechanismen, um mich vor meinen eigenen Emotionen zu schützen. Schicht liegt über Schicht. Alle Verwundbarkeiten sind so gut wie möglich geschützt.
    Das letzte Wesen, das ich tatsächlich an mich heranließ, war eine ganz bestimmte Kartanin. Sollte die Ator Interesse an mir haben – und ich Zeit finden, dieses Spielchen weiterzuspielen –, wird sie zur Kenntnis nehmen müssen, dass ich kein Mann wie alle anderen bin.
    »Ich habe einen Lebensgefährten, Fyrt Byrask«, sagt sie zu mir. Ruhig und nüchtern.
    »Ich weiß. Du hast einen Lebensgefährten. Einen Ana.« Die Worte ergeben in meinen Ohren keinerlei Sinn. Sie sind eines ihrer Schutzschilder. Eine ihrer Schichten.
    Genug davon. Ich entziehe mich Sichu Dorksteigers Aufmerksamkeit. Sie wirkt ein klein wenig enttäuscht, doch sie bedrängt mich nicht weiter.
    Ich lehne mich zurück und lausche mit halbem Ohr den Unterhaltungen im Raum. Sie sind meist lebhaft geführt. Es knistert. Die Wissenschaftler beschäftigen sich mit möglichen weiteren Wissensquellen, die ihnen Informationen über die Zone Null liefern könnten. Strategisch geschulte Geister unterhalten sich über Möglichkeiten, LFT-Flottenteile in eine gewaltige Suchflotte einzugliedern.
    Verrücktheiten machen die Runde, werden von einem Grüppchen zum nächsten getragen, dort zu Unmöglichkeiten erklärt – und dann doch nach allen Regeln der Kunst analysiert.
    Ideen wogen hin und her. Sie klatschen gegen die Felsen der Wissenschaft und der Realität. Sie zerfließen, ziehen sich zurück, um bald darauf neuen Anlauf zu nehmen, nun mit mehr oder weniger Wucht, in einem anderen Winkel, den Gesetzen von Ebbe und Flut gehorchend.
    Ich schließe die Augen und lasse mich treiben in diesem Ozean aus Geisteskraft. Ich bewundere diese Leute. Ich wünschte, ich hätte nur einen Hauch ihrer wissenschaftlichen Kreativität. Ich mag meine Begabungen haben; aber ich bin kein Genie.
    Ich gebe ihnen eine weitere halbe Stunde. Dann spüre ich, wie die Kräfte erlahmen und sich Müdigkeit breitmacht.
    Ich stehe auf und ziehe die Aufmerksamkeit aller auf mich. Auf meinen Wink kommen Roboter herangeeilt, auf deren flachen, breiten Köpfen sich Imbisshäppchen stapeln. Lukullisches aus allen Bereichen der Milchstraße ist vorbereitet. Selbst für atorisches Flaumbrot ist gesorgt.
    Sichu Dorksteiger hat Mühe, ihre Überraschung zu verbergen. Nachdenkliche Blicke treffen mich. Allmählich wird ihr klar, dass sie mich unterschätzt hat.
    Ich steuere weiterhin. Ich gebe den Arbeitsrhythmus vor. Der Imbiss kommt zu jener Zeit, da die Gedanken träge geworden sind. Meine Leute bekommen Gelegenheit, sich zu sammeln und das Gehörte zu verarbeiten.
    Ich bleibe an Ort und Stelle. Manche der Anwesenden könnten meinen, dass ich vor mich hin döse. Doch das Gegenteil ist der Fall. Ich bin hoch konzentriert und beschäftige mich gedanklich mit tausenderlei Dingen.
    Roboter reichen Kaffee und Tee. Das sorgt für weitere Beruhigung. Es wird ruhig im Raum, eine gewisse Schläfrigkeit macht sich breit.
    »Bevor ihr weitermacht«, sage ich etwas lauter als nötig, und tatsächlich wenden sich alle mir zu. »Bevor ihr weitermacht, möchte ich unseren Gast Sichu Dorksteiger bitten, kurz über ihren Besuch in der Forschungsstation ANTARES beim Antares-Riff zu referieren.«
    Die Ator zögert. Ich habe sie auf dem falschen Fuß erwischt. Sie wird improvisieren müssen.
    »Danke, Ronald!«
    Sie tritt dicht neben mich. So, dass die Anwesenden sehen, dass sie mich überragt. Sie stellt sich der ... Herausforderung und spielt mit.
    »Wie die meisten von euch wissen«, beginnt sie, »handelt es sich bei der Station ANTARES um einen modifizierten PONTON-Tender mit verstärkten Schutzschirmen. Er patrouilliert am Rand des Riffs und ist meist in der Nähe des eigentlichen Epizentrums des Innensektor-Hypersturms im
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