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PR 2626 – Suche im Sektor Null

PR 2626 – Suche im Sektor Null

Titel: PR 2626 – Suche im Sektor Null
Autoren: Michael Marcus Thurner
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kam.«
    Über den weiteren Verlauf der Dinge schweige ich. Imperator Bostichs – angenehm positive – Rolle in den darauf folgenden galaktopolitischen Spielchen, die sich um Macht und Einfluss drehten, ist uns allen bekannt; auch die der Regierungschefs von Olymp oder Ertrus, die sich angesichts des entstandenen Machtvakuums in den Vordergrund spielen und eine bedeutendere Rolle im Verbund der Liga Freier Terraner einnehmen wollten.
    Ich zwinkere Reino tan Vitar zu. Der Tschanor-Gos des akonischen Energiekommandos, ein Mann nach meinem Geschmack, hat den Anschlag des Selbstmordattentäters Zoran Farsell auf Maharani leibhaftig miterlebt. Er nickt. Er sieht wie ich wenig Sinn darin, die Ereignisse der letzten Woche nochmals zu rekapitulieren.
    »Sektor Null entzieht sich nach wie vor einer Erforschung«, setze ich fort. »Ausläufer von Hyperstürmen tobten noch vor wenigen Tagen unweit von hier. Tryortan-Schlünde entstanden zu Dutzenden. Sie machten ein Navigieren unmöglich, wie die Havarie von fünf Forschungsraumern eindrücklich beweist. Ein zweites Epizentrum jenes Hypersturms, der sich nahe des Antares-Riffs befindet, schien hier zu entstehen, mit Stärken bis zu jenseits hundert Meg.«
    Ich atme durch, sammle meine Gedanken. »Am neunten Oktober, also vor vier Tagen, flauten die Hypersturmausläufer ein wenig ab. Doch dies erwies sich lediglich als Zwischenhoch. Schon bald wurde deutlich, dass wir noch viel schlimmere Schlechtwetter würden ertragen müssen.«
    »Unser Ausflug ins Weltall war hochriskant!«, wirft mir Harman Ligwilan Braunell erregt vor. »Bei den derzeit tobenden Gewalten wäre ein Sicherheitsabstand zur Zone Null von fünfzig Lichtjahren angeraten.« Er deutet mit ausgestrecktem Zeigefinger anklagend auf mich. »Und du zwingst uns zu einem Weltraumspaziergang ...«
    »Ich wusste, was ich tat«, widerspreche ich. »Zumal die Hyperorkane seit gestern ausreichend abgeklungen sind.«
    »Sie können jederzeit wieder aufflackern!«, behauptet der Hasproner.
    »Ich verlasse mich auf die Aussagen unserer Fachleute.«
    Ich ignoriere die gemurmelten Proteste des Positronikers. Er mag denken, was er will. Mir erschien der Nutzen meines kleinen Schauspiels viel größer als das Risiko. Ich bin ein Spieler. Ich wäge meine Chancen ab und entscheide dann, wie viel Risiko ich gehen möchte.
    »Wie soll es nun weitergehen?«, stelle ich jene Frage, mit der sich derzeit wohl jeder der Anwesenden beschäftigt. »Es tut mir leid – ich kann euch keine zündende, allumfassende Antwort geben. Uns erwartet mühselige Kleinarbeit. Stunden- und tagelange Arbeit hinter Holo-Schirmen, Schichtbetrieb an den Rechnern der JULES VERNE. Wir müssen so rasch wie möglich so viele Fakten wie möglich sammeln und eine profunde Wissenslage schaffen.« Ich blicke um mich. »Ich wünsche ... Nein, ich verlange, dass sich jedermann an Bord der JULES VERNE mit all seinen Fähigkeiten und all seiner Kraft einbringt.«
    Das sollte selbstverständlich sein, doch ich betone es nochmals. Um jeder Form eines Schlendrians zuvorzukommen. Unser Ausflug in die Leere des Weltalls darf nicht umsonst gewesen sein.
    »Ein erster Ansatz muss sein, die Daten der auf vielen Tausend Brocken der Oortschen Wolken verankerten Hyperfunkrelais und OORT-Außenmessstationen einzusammeln und zu analysieren.« Meist für zivile Zwecke verwendet, lagern in diesen Stationen Informationen der Ortung und der Tastung, die die zivile Raumfahrt bis vor wenigen Monaten während des Einflugs ins Sonnensystem genutzt hatte. »Die Stationen in den Außenbereichen der Oortschen Wolke sind, soweit mir bekannt ist, zu einem Gutteil intakt geblieben. Ihr werdet dafür sorgen, dass die gespeicherten Daten nach und nach abgerufen und in einem Informationscluster abgelegt werden. Sobald uns die Möglichkeiten zur Verfügung stehen, müssen die näher zur Zone Null befindlichen Stationen besichtigt werden.«
    Diese am äußersten Rand des Sonnensystems positionierten Anlagen sind mit hoher Wahrscheinlichkeit zerstört. Der Gedanke an sie erweckt bloß den Hauch einer Hoffnung in mir, mehr über die Umstände zu erfahren, unter denen unsere Heimat verschwand. Doch sie sind ein erster Schritt.
    Ich plane, diesen Knochenjob den Besatzungen kleinerer Schiffseinheiten zu überantworten. Sie werden oftmals enttäuscht werden – und unter höchst bedenklichen Bedingungen agieren müssen. Die inneren Bereiche der Oortschen Wolke liegen nahe an den Epizentren nach wie vor
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