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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold
Autoren: Lindsey Davis
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weil es zuerst so aussah, als wäre er einfach ein Freund meines ältesten Sohnes. Aber kaum, daß er die Stiefel unter meinen Tisch gestreckt hatte, fing er an, Ärger zu machen.«
    »Weswegen, Junilla Tacita?« fragte Helena indigniert und saß vor Empörung kerzengerade. Sie redete meine Mutter oft so förmlich an. Seltsamerweise schuf diese strenge Etikette eine größere Vertrautheit zwischen ihnen, als Mama sie meinen früheren Freundinnen, die fast alle unbeleckt von gesitteter Rhetorik waren, je gestattet hätte.
    »Angeblich gibt’s da Geldprobleme wegen irgendwas, worin der arme Festus verwickelt war«, erklärte meine Mutter Helena gerade. »Aber Marcus wird das schon für uns regeln.«
    Mir blieb die Luft weg. »Ich kann mich nicht entsinnen, daß ich das gesagt hätte.«
    »Nein. Du bist bestimmt sehr beschäftigt.« Geschickt änderte meine Mutter ihre Taktik. »Meinst du, daß viel Arbeit auf dich wartet?«
    Ich rechnete nicht gerade mit einem Ansturm von Klienten. Nach sechsmonatiger Abwesenheit hatte ich sicher jeden Bonus verspielt. Die Leute haben’s immer so furchtbar eilig mit ihren dümmlichen Vorhaben, daß meine Konkurrenten mir in der Zwischenzeit gewiß alle lukrativen Aufträge weggeschnappt hatten – als da wären: Geschäftsüberwachung, das Beschaffen von Belastungsmaterial und triftigen Scheidungsgründen. Klienten sind ein heikles Völkchen, das es nicht fertigbringt, sich in Geduld zu üben, wenn der beste Detektiv von Rom zufällig gerade für unbestimmte Zeit in Germanien im Einsatz ist. Was konnte ich dafür, wenn der Kaiser oben auf dem Palatin erwartete, daß man seinen Angelegenheiten den Vorrang einräumte? »Ich glaube nicht, daß ich mich gleich überarbeiten werde«, räumte ich ein, weil meine Frauensleute mir sofort auf die Schliche kämen, wenn ich versuchen würde, sie zu beschummeln.
    »Aber natürlich nicht!« rief Helena. Mir rutschte das Herz in die Hose. Helena hatte ja keine Ahnung, daß sie den Karren geradewegs in eine Sackgasse steuerte. Sie hatte Festus nicht gekannt; nicht einmal im Traum konnte sie sich vorstellen, wie seine Geschäfte meistens ausgegangen waren.
    »Wer sonst könnte uns helfen?« fragte Mama eindringlich. »Ach, Marcus, ich hatte gehofft, daß du den Namen deines armen leiblichen Bruders reinwaschen willst …«
    Wie ich es vorausgesehen hatte, verwandelte sich der Auftrag, den ich nicht hatte annehmen wollen, in einen, den ich nicht ablehnen konnte.
    Ich muß wohl irgend etwas gebrummt haben, das wie Zustimmung klang, denn ehe ich’s mich versah, erklärte Mama, sie erwarte nicht, daß ich meine kostbare Zeit umsonst opfern würde. Gleichzeitig gab Helena mir mit Zeichen zu verstehen, ich könne meiner eigenen Mutter unter keinen Umständen eine Spesenrechnung schicken. Ich fühlte mich wie eine neue Stoffbahn, die eben zum Glätten durchgewalkt wird.
    Meine Sorge war nicht das Honorar. Leider wußte ich schon im voraus, daß ich diesen Fall nicht gewinnen konnte.
    »Also gut«, knurrte ich. »Wenn ihr mich fragt, dann hat der verschwundene Logiergast bloß mit einer flüchtigen Bekanntschaft angegeben, um an eine freie Unterkunft zu kommen. Und seine Anspielung auf irgendwelche krummen Geschäfte war bloß ein Druckmittel, Mama.« Meine Mutter war keine Frau, die sich unter Druck setzen ließ. Ich gähnte ostentativ. »Im übrigen werde ich mir kein Bein ausreißen wegen einer Sache, die schon so lange zurückliegt, aber wenn’s euch beide glücklich macht, dann rede ich morgen früh noch mal mit Censorinus.« Ich wußte, wo er zu finden war; ich hatte ihm gesagt, daß im Flora, der Caupona unseres Viertels, manchmal Zimmer vermietet wurden. Und in einer Nacht wie dieser war er bestimmt nicht weiter als bis dahin gewandert.
    Meine Mutter strich mir übers Haar, und Helena lächelte. Keine ihrer schamlosen Schmeicheleien riß mich aus meiner pessimistischen Stimmung. Ich wußte, schon bevor ich auch nur angefangen hatte, daß Festus, der mir mein Leben lang Ärger eingebrockt hatte, jetzt noch aus dem Grab die allerschlimmsten Probleme machen würde.
    »Mama, ich muß dich mal was fragen …« Ihre Miene blieb unverändert, obwohl sie bestimmt wußte, was kam. »Glaubst du, daß Festus getan hat, was seine Freunde ihm vorwerfen?«
    »Wie kannst du es wagen, mir so eine Frage zu stellen?« rief sie beleidigt. Bei jeder anderen Zeugin in jeder anderen Vernehmung hätte dieser Ton mich davon überzeugt, daß hier eine Frau die Gekränkte
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