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Poseidon - Der Tod ist Cool

Poseidon - Der Tod ist Cool

Titel: Poseidon - Der Tod ist Cool
Autoren: Markus Wand
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Italien.
    „Nun?“
    Frenzel nahm zwei Stück Zucker, gab sie hinein.
    „Was ist mit den Zeugen?“
    Rührte um, legte den Löffel zur Seite und trank.
    „Vergiss es, der einzige Zeuge, sein Trainingspartner, ist nicht vernehmungsfähig. Wird psychologisch betreut. Es ist ungewiss, ob er die Kurve kriegt. Kein Wunder, nach diesem Erlebnis. Ginge wohl den Meisten so. Wir haben also keinerlei Hinweise oder Anhaltspunkte. Nichts. Wir stehen blank da. Wir wissen noch nicht einmal, ob es sich wirklich um ein Verbrechen handelt.“
    Nowotny hatte seine Tasse bereits geleert. Sie stand bei den anderen, die sich auf seinem Schreibtisch aneinander reihten, türmten.
    Es klopfte. Noch bevor Nowotny etwas sagen konnte, öffnete der Besucher und steckte den Kopf ins Zimmer. Franz Brunner, ein Kollege aus Frenzels Abteilung.
    Er räusperte sich verlegen.
    „Tschuldigung, dass ich einfach so rein platze. Wir haben eine weitere Leiche – ähnlich mysteriös wie bei Kofen.“
    „Wir kommen sofort. Bitte warte kurz draußen.“
    Frenzel schob seinen Kollegen sachte hinaus und schloss die Tür.
    Nowotny fuhr sich erschöpft mit der Hand über das Gesicht. Die Neuigkeit krallte sich um seine Knochen, drohte sie zu zerbrechen.
    Ihn zu zerbrechen.
    Bereitete ihm körperliche Schmerzen, welche sein Inneres Stück für Stück vom Ganzen trennten.
    Zurück blieb Taubheit.
    Und Leere.
    Er suchte nach Zigaretten. Fahrig fuchtelte er mit der Schachtel vor seinem Gesicht umher. Er zerknüllte sie, pfefferte sie ins Eck.
    Frenzel hob sie auf, schüttelte den Kopf und warf sie in den Abfalleimer. Tabak rieselte auf den Teppichboden. Kleine braune Krümel, die sich in alle Richtungen verteilten.
    „Reiß dich zusammen, Michael. Wir beide haben schon ganz andere Fälle durchgestanden.“
     
    Frenzel sah seinen Freund an und wusste, dass dies gelogen war.

7. Kapitel
     
    Mit jeder Stufe, die er die Kellertreppe hinabstieg, gab er einen weiteren Teil seiner Menschlichkeit ab. Er tauschte das Kleid der Humanität gegen den Fetzen des Wahnsinns, der sich Schritt für Schritt mehr um ihn legte. Ihn mumifizierte.
    Das natürliche Gewölbe empfing ihn mit einem Aroma aus abgestandener Luft, Feuchtigkeit und chemischen Ingredienzien, die in mehreren Schichten durch sein Labor wabberten. In tiefen Zügen atmete er das eigentümliche Gemisch ein; es strömte in seine Lungen hinab, vermengte sich mit dem Blut, das durch seine Adern raste und ihn damit jedes Mal aufs Neue berauschte.
    Er war in seinem Reich angekommen.
    Ein neues Reich zu erschaffen.
    Der Raum, etwa fünf Meter breit, sechs Meter lang und drei Meter hoch, war von Neonröhren taghell ausgeleuchtet und kühl temperiert. Es befanden sich mehrere Tische an den Wänden, auf denen die verschiedensten wissenschaftlichen Apparaturen standen. Vom Reagenzglas bis zum Mikroskop war alles vertreten, was für Forschung auf hohem Niveau wichtig war. Ein Kühlschrank brummte, der Chemikalien enthielt. Das Bücherregal - gut gefüllt mit sämtlichen Standardwerken der Chemie. Die Absauganlage über einem der Arbeitsplätze ergänzte das Bild. In der Mitte des Raumes standen zwei mit dem blau gefliesten Boden verschraubte Metallstühle, zwischen denen sich in einer leichten Vertiefung der Gully des Abflusses befand. Sie waren mit integrierten Arm- und Fußfesseln aus Leder ausgestattet. An der Rückenlehne eines jeden waren Aluminiumstützen montiert, die eine Vorrichtung zur Arretierung des Kopfes aufwiesen - halbkreisförmige Zangen aus Stahl, die sich an ihrer Front zusätzlich – je nach Schädelumfang - durch einen Bügel mit einer Schraube verschließen ließen. Auf beide „Möbelstücke“ war eine digitale Filmkamera mit einem dreibeinigen Stativ ausgerichtet. Er ging mit leichten Schritten darauf zu, blickte hindurch und stellte den Focus per Knopfdruck ein.
    Es passte.
    Es passte einfach alles.
    Ein Lächeln kräuselte seine schmalen und feuchten Lippen – tanzende Würmer im Regen. Die Augen flackerten aus Vorfreude, sprühten ihr Wissen auf Kommendes in einer Sprache an die Wand, die nur er Verstand. Bevor die Farbe trocknete, wollte er sein Werk beginnen.
    Das rote Licht des Suchers tastete sich durch das Zimmer, kroch vorsichtig, fast zögerlich auf beide Stühle und umschloss sie, wie Blütenblätter das Innere einer Blume.
    Nahm dort Platz.
    Im Schoße eines Mannes und einer Frau.
    Sie saßen beide nackt und von allen Körperhaaren befreit auf den präparierten Stühlen. An Köpfen,
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