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Port Vila Blues

Port Vila Blues

Titel: Port Vila Blues
Autoren: Gary Disher
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ausschließlich De Lisle angeheuert hatte.
    Er bremste. Niekirk hatte das Taxi abgestellt und holte jetzt einen Koffer mit Schottenmuster aus dem Kofferraum. Er stand vor dem U-Store, einem Lagerhaus für Waren und Gegenstände aller Art ein paar hundert Meter westlich der Southern-Cross-Station an der Spencer Street. Der U-Store befand sich in einem lang gestreckten, eingeschossigen Gebäude mit einem Dach und einer Veranda aus rotem Wellblech, das aussah wie ein Farmhaus im Kolonialstil und genauso wenig in die Umgebung passte wie alles andere in diesem Viertel.
    Springett fuhr vorbei, wendete, hielt an und wartete. Er konnte sich ganz gut vorstellen, wie es dort drinnen aussah: Mit Sensoren ausgerüstete Fenster und Türen, einige Männer vom Sicherheitsdienst, die durch die Gänge patrouillierten, und einer hinter dem Empfangspult, der mit der Nachtschicht zu kämpfen hatte, einen halb vollen Becher mit Kaffee unter dem Kinn, und der Niekirk mit einem Gähnen begrüßte, sich ein paarmal reckte und schluckte, bevor er Niekirk Einlass in das Labyrinth der Schließfächer hinter der Sicherheitstür gewährte, und alles begleitet vom lautlosen Flimmern der Monitore hinter dem Empfang.
    Wenige Minuten später kam Niekirk wieder heraus, ohne Koffer. Springett verfolgte, wie er in das Taxi stieg und losfuhr. Bye-bye, Niekirk, dachte er und lehnte sich zurück, um auf denjenigen zu warten, der das Geld abholen würde.
    Doch Niekirk überraschte ihn. Er lenkte das Taxi in den Busbahnhof, der nur einen Block entfernt auf der anderen Seite der Spencer Street lag. Interessant. Vielleicht machten ja Niekirk und der Kurier gemeinsame Sache.
    Die Stunden zwischen zwei Uhr und sechs Uhr dreißig am Morgen waren die leisen Stunden der Stadt. Hier und da ein Taxi, das zwischen den Ampeln langsam fuhr und dessen Fahrer mit hängenden Schultern über dem Lenkrad vor sich hin träumte, Lieferwagen, voll gepackt mit der Morgenausgabe der Age, vereinzelt ein Auto, das die Spencer Street als Verbindung zwischen West- und Ostufer des Flusses nutzte. Die morgendliche Feuchtigkeit kroch überallhin und Springett fröstelte, während er auf der Maschine hockte und darauf lauerte, dass jemand aus dem U-Store kam, einen auffälligen Koffer mit Schottenmuster in der Hand.
    Gegen sechs Uhr dreißig kam wieder Leben in die Gegend. Springett stellte sich das Echo in den unterirdischen Gängen vor, das Klackern von Absätzen, wenn die ersten Pendler an der Southern-Cross-Station aus den Zügen strömten, noch halb im Schlaf, den Blick verloren nach oben, in das trübe Licht, gerichtet. Er sah, wie sie sich an den Fußgängerüberwegen zusammenballten und die Straßenbahnen in der Bourke Street sich mit ihnen füllten. Ein Pub öffnete seine Türen, um Männern, die zuvor in den Rinnstein gespuckt hatten, Zutritt zu gewähren.
    Auf dem Bürgersteig vor dem Bahnhof stapelte ein Mann Zeitungen und Zeitschriften. Springett beobachtete, wie er eine Kiste neben sich stellte, sich in eine Decke hüllte und mürrisch dasaß und kaum Notiz nahm von den Pendlern, die ihre Morgenzeitungen kauften und ihm das Geld in die Hand drückten, die er regungslos aufhielt, als sei er eine Statue. In der anderen Hand hielt der Mann einen Styroporbecher, aus dem Dampf aufstieg, und Springett verspürte ein flaues Gefühl im Magen.
    Doch seine Neugier war sofort wieder da, als eine Politesse an das Fenster von Niekirks Wagen klopfte. Sie wechselte ein paar Worte mit Niekirk und ließ dabei den hinteren Teil des Wagens nicht aus den Augen. Ein verdreckter Überlandbus, voll besetzt mit missmutigen, müden Fahrgästen, bog schnaufend von der Spencer Street in den Busbahnhof ein. Dann spuckte ein anderer schwerer Motor seine Auspuffgase in die Atmosphäre und ein Shuttle-Bus zum Flughafen rumpelte los. Der Busbahnhof wurde wach und da stand Niekirk schlicht im Wege.
    Springett beobachtete, wie Niekirk das Taxi auf die Straße lenkte. Unwillkürlich musste er grinsen. Niekirk wollte den Kurier nicht verpassen und gleichzeitig verhindern, einen Strafzettel wegen Falschparkens zu kassieren. Ein Strafzettel war immer auch ein schriftlicher Beweis, wann sich wer in welchem Auto wo aufgehalten hatte.
    Springett sah, wie Niekirk eine Lücke im Verkehr abpasste, anschließend die Spencer Street entlangfuhr, um zwei Blocks weiter, schräg gegenüber vom U-Store, an einer Parkuhr zu halten. Er parkte rückwärts ein, setzte ein paarmal vor und zurück, bis der Wagen eine Position
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