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Ponyhof Kleines Hufeisen - 03 - Wo ist Florentine

Titel: Ponyhof Kleines Hufeisen - 03 - Wo ist Florentine
Autoren: Andrea Pabel
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drang nur wenig
    Licht herein. Es gab zehn große Boxen, die alle bis nach oben zur Decke vergittert waren. Die armen Pferde, dachte Sabine, die hier leben. Und die früher hier gelebt haben.
    „Wie im Gefängnis“, flüsterte Stefan ihr zu.
    Aber es kam noch schlimmer. Weiter hinten im Stall waren etwa zehn Pferde in engen Ständern angebunden. Sie konnten sich nicht einmal umdrehen, die Ketten an den Halftern klirrten leise, als einige der Pferde den Kopf wandten.
    „Das ist ja schrecklich!“ Sabine war entsetzt. Wie konnte man Pferde nur so halten! Sie wollten sich doch bewegen! Wie gut hatten es da Cornelias Pferde! Die durften draußen sein, Sonne, Wind und Regen auf ihrem Fell spüren und so viel herumlaufen, wie sie wollten. Bei schlechtem Wetter konnten sie in ihren Stall gehen, aber meist waren sie trotzdem lieber draußen; Sabine hatte das oft beobachtet.
    „Hier, dieser Württemberger Wallach steht zum Verkauf!“ Herr Krämmer deutete auf ein großes, dunkelbraunes Pferd in einer der Boxen. „Zehn Jahre alt, mit Turniererfahrung, ein guter Springer“, erklärte er gleichgültig.
    Cornelia ging auf die Box zu, um sich den Braunen anzusehen. Das Pferd legte die Ohren an und wich vor ihr zurück.
    „Er mag Menschen nicht besonders“, fügte Herr Krämmer hinzu. „Aber wenn man erst mal im
    Sattel sitzt, geht er gut. Hat auch ordentliche Gänge!“
    „Und warum soll er verkauft werden?“, wollte Cornelia wissen. Der Braune tat ihr Leid.
    „Seine Besitzerin studiert, hat kaum noch Zeit, sich um ihn zu kümmern!“ Krämmer hob die Schultern. „Hier haben wir noch ein sehr gutes Dressurpferd!“ Er deutete auf einen Schimmel. „Diese Stute ist bis zur Klasse M ausgebildet. Etwas für einen guten Reiter. Natürlich ist sie auch etwas teurer!“, fügte er schnell hinzu.
    Die Schimmelstute war zutraulich und kam auf die Besucher zu.
    Herr Krämmer zeigte Cornelia noch zwei weitere Pferde, dann ging er zu den Ständern. „Die wäre auch etwas für Sie“, sagte er und deutete auf eine Fuchsstute. Ihre großen Augen blickten freundlich, die kleinen Ohren waren wohlgeformt und die Nüstern aufmerksam geweitet. Selbst in dem dunklen Stall schimmerte das Fell der Stute rotgolden.
    „Eine schöne Stute“, bemerkte Stefan.
    „Sie ist ein Don-Pferd“, sagte Krämmer.
    Sabine fragte Cornelia nach dem Pferd. Sie hatte von dieser Rasse noch nie gehört.
    „Eine russische Pferderasse. Sehr genügsame und rittige Pferde“, antwortete Krämmer an Cornelias Stelle. „Vom Charakter her sind die nicht zu schlagen, man kann sich nichts Besseres als ein
    Don-Pferd wünschen. Es sind vielseitige Warmblutpferde, die durch Einkreuzungen von Orlow-Trabern, orientalischen Hengsten und englischen Vollblütern aus der Alt-Donschen Rasse gezogen wurden. Diese Pferde waren als Militär- und Kosakenpferde berühmt!“
    Sabine staunte. Sie hätte es dem gleichgültig wirkenden Mann nicht zugetraut, dass er so viel über eine Pferderasse wusste.
    Cornelia ging auf die Stute zu und ließ sie an ihren Händen schnuppern. Sie strich ihr über den Hals, betrachtete prüfend den Rücken der Rotgoldenen und ihre Beine. Es war nicht genug Platz, um sich neben der Stute in den Ständer zu zwängen. „Ich würde sie gern einmal draußen sehen“, sagte Cornelia spontan.
    Herr Krämmer holte einen Führstrick und hakte die Kette aus. Die Fuchsstute ging willig mit. Sabine wusste, dass Cornelia auch das beobachtete. Draußen im Sonnenlicht glänzte das Fell der Stute wie pures Gold. Sie warf den Kopf auf und begann zu tänzeln. Sehnsüchtig wiehernd, drängte sie zur Koppel hin. „Wie lange war sie denn nicht mehr auf der Weide?“, erkundigte sich Cornelia.
    „Na, letzte Woche hab ich sie rausgelassen“, entgegnete Krämmer. „Es macht ja viel Arbeit. Und dann lassen sich manche nicht wieder einfangen.“
    Natürlich nicht, dachte Sabine. Welches Pferd wollte schon von diesen herrlichen Koppeln zurück in einen muffigen, dunklen Kuhstall!
    „Ich würde die Stute gern probereiten“, sagte Cornelia. „Aber zuerst möchte ich sie frei laufen sehen. Es ist nicht fair, ein Pferd unter den Sattel zu nehmen, das tagelang eingesperrt war.“
    „Wie Sie wollen“, brummte Herr Krämmer. „Aber dann wälzt sie sich wieder. Das Putzen macht eine Riesenarbeit! Im Stall werden die Viecher lange nicht so schmutzig!“
    Sabine und Stefan blickten sich schnell an. Sie verstanden sich auch ohne Worte: Dieser Mann liebte Pferde nicht.
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